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Terror im übertragenen Sinne

William J.T. Mitchell © Foto: Amélie Losier

Klingt nach einem ungewöhnlichen Vortrag: Der Bildwissenschaftler William J.T. Mitchell referiert am HAU1 über das Konzept des historisch Unheimlichen.

Den Mittwochsvortrag des Zentrum für Literatur- und Kulturforschung übernimmt heute William J.T. Mitchell. Der hat das Konzept des historisch Unheimlichen an der Schnittstelle von Literatur und Geschichtsdiskurs untersucht. Er versteht darunter einen Grenzbereich von Realität und Fantasie. In der Literatur hat das historisch Unheimliche seinen festen Platz in Detektivgeschichten und dem fantastischen Roman. Die Geschichte aber bekämpft es – vorzugsweise mit dem Motiv der Wiederholung. Weiter„Terror im übertragenen Sinne“

 

Auf zum Characterwalk!

Seit 2004 zieht das Festival Pictoplasma jährlich Künstler und Illustratoren nach Berlin, die sogenannte ”Characters“ erschaffen.

Drei Tage lang präsentieren die Konferenzteilnehmer einander ihre neusten Kreationen, diskutieren und feiern gemeinsam. Auf dem Programm stehen neben Fachvorträgen und Screenings diverse Parties und Konzerte, die – Achtung – die dramaturgischen, musikalischen und räumlichen Dimensionen der zeitgenössischen Character-Kultur ausloten. Achja, Character-Kunst gibt’s natürlich auch. Ein Characterwalk verbindet die 25 ausstellenden Galerien und Kunsträume in Mitte.

Am Samstag findet an der Volksbühne eine wilde Abschlussveranstaltung statt mit Animationen des japanischen Grafik-Künstlers Motomichi Nakamura, einem Piano-Konzert von Maximilian Hecker, einer Performance des amerikanischen Elektro-Entertainers Dan Deacon und mit Yeti’s als Hosts. Denn der Abend unter dem Motto The Missing Link enthüllt ENDLICH die yeti’sche Vergangenheit, die Sehnsüchte der scheuen Wesen – und vor allem, wie es sich mit ihnen feiert.

20 Uhr | 09. April 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte

 

Die gute alte Avantgarde

Im Arsenal sprechen zwei Pioniere des unabhängigen Kinos: P. Adams Sitney und Ulrich Gregor erinnern sich.

Die Gesprächspartner verbindet ihr Einsatz für den unabhängigen Film. P. Adams Sitney hat nicht nur Visionary Film (1974) verfasst, das Standardwerk zum Avantgardefilm, sondern ist auch Mitbegründer der Anthology Film Archives. Der Filmhistoriker Ulrich Gregor war wiederum beteiligt an der Institutsgründung des Arsenal.

Heute Abend diskutieren die beiden Pioniere über die Gründerjahre ihrer Institutionen in New York und Berlin. Dazu zeigen sie Kurzfilme wie Gloria! (1979) von Hollis Frampton, Notebook (1962) von Marie Menken oder Murder Psalm (1981) von Stan Brakhage.

20 Uhr | 14. März 2011 | Kino Arsenal | Potsdamer Straße 2 | Berlin Mitte

 

Das Vermächtnis der Eileen Gray

v.l./f.l.: Albert Weis, Eileen Gray © Foto: Hans-Georg Gaul, Berlin

Der Talk Creating Rooms – Reflections on Eileen Gray betrachtet das Lebenswerk von Eileen Gray und den Einfluss ihrer Entwürfe auf die zeitgenössische Kunst.

Erst mit über Neunzig erfuhr Eileen Gray (1878-1976) für ihre Architektur und Interieurdesign die verdiente Anerkennung. Ihre Kunst hatten nur wenige Kenner verstanden, Grays Möbel und Architekturentwürfe waren ihrer Zeit voraus. Sie entwarf bereits Mitte der Zwanziger einen Stahlrohrsessel und lange vor Aufkommen der Leuchtstoffröhre die Tube Light (1927). Im Haus E.1027 (1926-1929) verwirklichte Gray ihr Ideal einer harmonischen Einheit von Umgebung, Baukörper und Einrichtung. Die Ausstellung Minimalism And Applied II der Daimler Kunst Stiftung präsentiert Gray derzeit in Verbindung mit den Werken der Künstler Sarah Browne und Albert Weiß.

Minimalim And Applied II ist der zweite Teil einer Ausstellungsreihe, in der Designer und Architekten des 20. Jahrhunderts dialogisch zeitgenössischen Künstlern gegenübergestellt werden. Entsprechend greift der Talk im Haus Huth diese Logik auf: Zunächst geht die Kuratorin Jennifer Goff in einem Vortrag auf das Oeuvre von Eileen Gray ein. Goff ist am National Museum of Ireland für die Eileen-Gray-Sammlung zuständig. Anschließend diskutieren die Künstler Sarah Browne und Albert Weis über die Bedeutung von Grays Arbeit für ihre eigenes künstlerisches Werk.

Daimler Contemporary zeigt von Weis eine Rauminstallation und fotografische Arbeiten zur Komplexität urbaner Räume und der visuellen Orientierung darin. Weiß interessiert sich für die Architekten und Designer des frühen 20. Jahrhunderts, so auch für konstruktivistische Entwürfe von Eileen Gray. Sarah Browne fasziniert an Grays Design der emotionale und Nutzer bezogene Modernismus. In ihrem Werk beschäftigen Brown die ‚Ökonomien‘ sozialer und politischer Beziehungen im Wechselspiel von Individuen und gesellschaftlichen Makrostrukturen. Für die Ausstellung bei Daimler Contemporary hat sie, neben dem Eileen Gray gewidmeten Künstlerbuch, mit Türstoppern interveniert.

19 Uhr | 02. März 2011 | Daimler Contemporary | Alte Potsdamer Straße 5 | Berlin Mitte

 

Manifesto Collage

Das Manifesto der Berlinischen Galerie und der About Change Collection betrachtet die Renaissance der Collage Technik.

Wer morgen noch nichts vorhat, kann sich heute für eine Horizonterweiterung in Sachen Collage anmelden. In der Berlinischen Galerie findet nämlich das Manifesto Collage mit der About Change Collection statt. Hierfür haben immerhin gleich zwei Experten zueinander gefunden. Die Sammlung von Christiane zu Salm hat ihren Schwerpunkt im Bereich der Collage, als Schnittpunkt verschiedener Realitäten, Gattungen und Medien. Das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur besitzt neben wichtigen Werken von Dadaisten, Fluxus-Künstlern und Neo-Dadaisten auch viele aktuelle Arbeiten, die die Prinzipien von Montage und Collage weiterführen.

Das Manifesto Collage betrachtet das aktuelle Vorkommen einer Darstellungsform, die die klassische Moderne geprägt hat. Denn die Collage, als Ensemble unvereinbarer Bruchstücke, bestimmt nicht nur mehr denn je unsere Gegenwart. (Wir geben uns multikulturell, sind Experten im Sampling und leben in Patchwork-Familien.) Das Collagieren hat auch derzeit in der zeitgenössischen Kunst wieder Konjunktur.

Im Rahmen des Manifesto beschäftigen sich mit dem Phänomen Forscher wie Horst Bredekamp oder Cornelius Borck sowie Künstler wie Martha Rosler. Sie diskutieren die Technik der Collage in Musik, Literatur und Bildender Kunst und sprechen über Wahrnehmungs- bzw. Wissenscollagen und Körpertechniken. Und das wird speziell, aber sicherlich gut.

10 Uhr | 25. Februar 2011 | Berlinische Galerie | Alte Jakobstraße 124-128 | Berlin Mitte

 

Die unbewegte Frau

Der Freitag Salon fragt, was der neue Konservatismus für ein selbstbestimmtes Frauenbild bedeutet.

Wie soll das funktionieren? Ein Leben als Karrierefrau, selbstbestimmtes Individuum und liebevolle Mutter? Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen scheint dieses Ideal alles andere als realistisch; die Besinnung auf traditionelle Werte verträgt sich nicht mit einem von Männern regierten Arbeitsmarkt.

Der Salon zum Thema Die unbewegte Frau. Warum geht es mit der Emanzipation nicht voran? untersucht, inwiefern sich die Frauen diesen Balance-Akt wirklich selbst auferlegen und ob sie recht daran tun. Dazu haben Der Freitag und das Maxim Gorki spannende Gäste eingeladen, nämlich Frauen, die etwas bewegen: Die Grünen-Politikerin Eikin Deligöz und die ZEIT-Redakteurin Iris Radisch diskutieren mit der Journalistin Bascha Mika. Die ehemalige taz-Chefredakteurin heizt derzeit die Quotendebatte an mit ihrer Wutschrift Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität – Eine Streitschrift wider den Selbstbetrug.

Noch gibt es einige Restkarten an der Abendkasse.

20.15 Uhr | 21. Februar 2011 | Maxim Gorki Theater | Hinter dem Gießhaus 2 | Berlin Mitte

 

Kunst und Film im Dialog

Am Hamburger Bahnhof finden heute die Kunst-Talks zum Forum Expanded statt.

Die Künstler, die sich im Forum Expanded der Berlinale vorgestellt haben diskutieren mit den Kuratoren.

Am ersten Panel The Cinemativ State of Things nehmen James Benning, Heinz Emigholz, Stefan Stefanescu und Basma Alsharif teil. Zum Thema Narrative Models for the Desire for Visibility sprechen Tom Holert, Artur Zmijewski, Wendelien van Oldenborgh und Kika Thorne. Auf jeden Fall hörenswert!

15 Uhr & 17.30 Uhr | 17. Februar 2011 | Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart | Invalidenstraße 50-51 | Berlin Moabit

 

Künstlergespräch bei Tanja Wagner

Šejla Kamerić Red Carpet (Detail) 2011 © Courtesy Galerie Tanja Wagner

Die bosnische Künstlerin Šejla Kamerić diskutiert ihr Werk mit dem Kurator Edi Muka.

Die Galerie Tanja Wagner präsentiert momentan die Arbeiten von Šejla Kamerić. Die bosnische Künstlerin reflektiert in der Einzelausstellung sowohl den Gender-Diskurs als auch ihre Erinnerungen an den Krieg in Bosnien und Herzegowina. Dabei setzt sie den brisanten Themen überraschend zart wirkende Kunst entgegen. Zumindest auf den ersten Blick: Gerade weil ihre gewebten Arbeiten so filigran erscheinen, funktionieren sie für die Künstlerin nämlich als eine visuelle Form des Widerstandes. Überdimensionierte Häckeldecken hängen wie riesige Spinnweben in den Galerieräumen. Und das Herzstück der Ausstellung, den Red Carpet (2011), hat Kamerić aus roten, getragenen Kleidungsstücken gewebt.

Mehr zu ihrer komplexen Arbeit verrät Kamerić heute Abend im Gespräch.

18.30 Uhr | 17. Februar 2011 | Galerie Tanja Wagner | Pohlstraße 64 | Berlin Schöneberg

 

Protest der Priviligierten

Wen kümmert schon Stuttgart 21?

An Protestkultur Interessierte sind am HAU gut aufgehoben. Das knüpft mit dem Vortrag Protest der Privilegierten? an die Veranstaltungen der Reihe Stuttgart 21 – Reflexiv. Gesellschaftstheorie eines lokalen Ereignisses an.

Diesmal geht es um die Protestanten, genauer um den hohen Anteil von Alten, Gebildeten und Grünen-Sympathisanten. Der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar untersucht die Hintergründe.

19.30 Uhr | 08. Februar 2011 | HAU 1 | Stresemannstr. 29 | Berlin Mitte