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Ein musikalisch-archäologisches Experiment

In der tanzBar der Schaubühne vertont der israelische Folkmusiker Geva Alon eine willkürliche Grabung.

Der Abend klingt mal wirklich nach interessanten Aussichten: Der aus Tel Aviv stammende Alon spielt nicht nur eigenwillige Songs, sondern auch den Live-Soundtrack zum ebenso eigenwilligen Digging Project von Yiftach Belsky. Der israelische Fotograf hat festgehalten, was während zehn Stunden Grabung in Israel so passiert.

21 Uhr | 19. Januar 2011 | Schaubühne | Kurfürstendamm 153 | Berlin Charlottenburg

 

Auf 150 Jahre deutsch-japanische Beziehungen

© Tsujii Seiichiro

Das Haus der Kulturen der Welt hat illustre Gäste aus Japan.

Am HKW geht es exotisch zu. Denn das Komparu-Noh-Ensemble zeigt traditionelles japanisches Theater und das heißt: japanische Mythologie und Heldensagen in beeindruckenden Kostümen und stilisierter Tanzsprache.

Heute bietet das Ensemble Funa Benkei (Benkei auf dem Schiff) dar. Die Geschichte handelt von der Tragödie eines Liebespaars und einer Seeschlacht mit einem Geisterheer. Leider ist die Vorstellung nahezu ausverkauft. Für das morgige Stück Aoi No Ue (Lady Aoi) gibt es hingegen noch Karten. Es basiert auf einem Roman der Hofdame Murasaki Shikibu.

20 Uhr | 19. & 20. Januar 2011 | HKW | John-Foster-Dulles-Allee 10 | Berlin Tiergarten

 

Nächste Runde: KW69#3

© Kunst-Werke Berlin

Judith Hopf übergibt an Kerstin Cmelka.

Die Künstlerin Judith Hopf kuratiert die Fortsetzung des Ausstellungszyklus KW69 im Vorderhaus der Kunst-Werke. Sie präsentiert die Künstlerin Kerstin Cmelka in der Gruppenausstellung Kalte Gesellschaft.

Kalte Gesellschaft bezieht sich auf die Idee des Ethnologen Claude Lévi-Strauss von einer Gesellschaft, die wie ein mechanisches Uhrwerk funktioniert – im Gegensatz zur dampfmaschinen-ähnlichen „heißen Gesellschaft“. Lévi-Strauss fragt in La pensée sauvage „welche dauerhafte Absicht sie [die kalte Gesellschaft] leitet; denn das Bild, das sie sich von sich machen, ist ein wesentlicher Teil ihrer Wirklichkeit“. Man darf gespannt sein auf die Antworten von Cmelka – und die der Künstler, die Hopf ihr zur Seite stellt.

19 Uhr | 19. Januar 2011 | Kunst-Werke | Auguststraße 69 | Berlin Mitte

 

Tragik und Vergänglichkeit

Sergiu Celibidache © Archiv Berliner Philharmoniker
Die Philharmonie führt Cineasten und Klassikliebhaber mit einer neuen Filmreihe zusammen.

Mit Musik bewegt Bilder beginnt an der Philharmonie eine monatliche Filmreihe. Ob Dokumentation oder Spielfilm, in den Beiträgen geht es natürlich um Musik. Aber hier wird nicht bloß zugeschaut. Nein, zu jeder Vorführung gibt es eine Einführung, einen Kommentar und eine Diskussion. Passend zum aktuellen Schwerpunkt der Berliner Philharmoniker eröffnet die Reihe mit der Mahler-Hommage Mahlers Sechste – Das Lied von der Vergänglichkeit (1996). Und inwiefern seine filmische Fantasie eine „Anatomie der Vergänglichkeit“ darstellt, erklärt danach der Regisseur Adrian Marthaler.

18 Uhr | 19. Dezember 2011 | Hermann-Wolff-Saal der Philharmonie |Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten

 

Mission Incomplete – der Darfur-Konflikt im Theater

© Valerie von Stillfried

Die Inszenierung Darfur – Mission Incomplete am HAU 3 entschlüsselt die Hintergründe des Darfur-Konflikts.

Ein Konferenzraum und ein Labor, vier Experten und viele, viele Fakten – das politische Dokumentationstheater von Hans-Werner Krösinger fordert das Publikum. Der Regisseur verlangt den Anwesenden maximale Aufmerksamkeit ab.

Darfur – Mission Incomplete versucht zu klären, wer die 400.000 Toten und 2,8 Millionen Vertriebenen im Sudan verantwortet. Im Mittelpunkt des Abends steht die Frage, ob es sich bei Darfur nicht um einen ethnisierten Konflikt handelt. Also diskutieren die Protagonisten des Stücks den Einfluss ökonomischer, ökologischer, politischer und ideologischer Faktoren und spielen die bewegte Geschichte des Sudans buchstäblich nach – und zwar von der Unabhängigkeit 1956 bis zum Militärabkommen mit seinem Handelspartner China 2005. Sie bringen auf die Bühne, was der Öffentlichkeit ansonsten verborgen bleibt. Und da kommt einiges zusammen.

Die Süddeutsche Zeitung lobt die kluge, wenn auch anstrengende Inszenierung Krösingers. Die Berliner Zeitung hätte der Theater-Vorlesung indes eine Dokumentation vorgezogen. Fazit: Darfur – Mission Incomplete klingt nach einem sehr spannenden Theatererlebnis für Unerschrockene.

20 Uhr | 18. Januar 2011 | HAU 3 | Tempelhofer Ufer 10 | Berlin Kreuzberg

 

Zum Geburtstag viel Klangkunst

1963 hat sich der französische Fluxus-Künstler Robert Filliou einen Gründungsmythos für die Kunst ausgedacht. Sie hat demnach am 17. Januar Geburtstag. Berlin feiert den Art’s Birthday beim Elektroakustischen Salon – und zwar mit einer Testsignal-Komposition, einer Tee-Oper und einem Gitarren-Solo.

Deutschlandradio Kultur hat für absurde Klangkunst-Performances gesorgt: Zum einen testet der Hamburger Klangbastler Felix Kubin gemeinsam mit der Wiener Tanzperformerin Veronika Zott. Sie verdichten dabei Testsignale zu einer „Komposition aus Pausenzeichen, Extremfrequenzen, Voicing-Methoden und Klangkleidbewegungen“. Zum anderen gibt’s Tee zum Hören. In Ch’a Ching vertonen der chinesische Elektronik-Blogger Dickson Dee und die sibirische Obertonsängerin Sainkho Namtchylak die Vielfalt asiatischer Tee-Aromen. Und dann kommt noch Lärmpoet Arto Lindsay mit seiner E-Gitarre. Auf ihr wird er unfassbar laut spielen, während er mit seiner weichen Stimme singt. Ein Fest!

19 Uhr | 17. Januar 2011 | Berghain | Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain

 

Nicht einfach nur Würstchen und Cevapcici

Am DT beschreibt der Journalist und Migrationsforscher Mark Terkessidis, wie starre Institutionen an kultureller Vielfalt scheitern.

In der Vortragsreihe Stadtlandschaften geht es heute um Kinetische Kultur und starre Institutionen. Laut Terkessidis lässt sich Kultur in unserer Einwanderungsgesellschaft nicht mehr einfach auf die jeweilige Herkunft zurückführen. Achso. Jedenfalls beschreibt der Autor die Probleme von staatlichen oder durch staatliche Gelder finanzierte Institutionen, wenn sie der neuen kulturellen Vielfalt gerecht werden und Teilhabe gewährleisten wollen.

20 Uhr | 17. Januar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte

 

Gorki Premiere

© Bettina Stöß

Die Regisseurin Jorinde Dröse aktualisiert Henrik Ibsens Nora.

In Dröses Version geht es weniger um die Emanzipation einer jungen Frau, die an der Enge ihrer bürgerlichen Existenz erstickt. Stattdessen beleuchtet das Stück, was materielle Unsicherheit in Beziehungen anrichtet.

Das Puppenheim ist bei Dröse ein Neurohbau und die Familienidylle eine fragile Angelegenheit. Sie zerbricht, als der Traum vom sozialen Aufstieg zu platzen droht: Torvald Helmer sieht seine Beförderung zum Direktor der kommunalen Bankfiliale in Gefahr. Er musste erfahren, dass Nora vor einigen Jahren einen Kredit erschlichen hat (um ihn vor dem Ruin zu bewahren, fälschte sie die Unterschrift ihres Vaters). Aus Angst vor einem Skandal gerät Torvald außer sich. Und Nora, ihrerseits gekränkt von Torvalds egozentrischer Reaktion, beschließt fortan, mehr an sich selbst zu denken.

Was darauf folgt, ist noch geheim. Im Porträt der ZEIT verrät die junge Regisseurin lediglich, dass das Ende „die gängigen Beziehungs- und Rollenmuster ordentlich durcheinander wirbelt“.

19.30 Uhr | 16 Januar 2010 | Maxim Gorki Theater | Am Festungsgraben 2 | Berlin Mitte

 

Nachschlag gefällig?

Enrico David, Untitled (Detail), 2010 © Enrico David Veneklasen Werner

Veneklasen Werner zeigt Enrico David.

Lächeln und Zähne fletschen liegen nah bei einander. Die Galerie Veneklasen Werner präsentiert Enrico David, der in seinen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen den menschlichen Körpers aufs Absurdeste deformiert. Ihm geht es dabei um die Hysterie und den Terror der menschlichen Existenz.

18 Uhr | 15. Januar 2011 | Veneklasen Werner | Rudi-Dutschke-Straße 26 | Berlin Mitte

 

Auf den Spuren einer Utopie

© KW

Der Film A Virus in the City dokumentiert das Cellule-Projekt des israelischen Künstlers Absalon.

Die Dokumentation liefert den Kontext zu den Cellules, die die Kunst-Werke derzeit in der Absalon Ausstellung zeigen. Was aussieht wie ein Hybrid aus Skulptur und Architektur war als Behausung gedacht. Absalon hatte die Cellules jeweils seinen Körpermaßen und Bedürfnissen angepasst. Der Künstler wollte die geometrisch strukturierten, minimalistischen Wohneinheiten in sechs Metropolen aufstellen, um so „das Soziale zu leben“.

A Virus in the City (2008) ist der erste Film von Cédric Venail. Der Dokumentarfilm geht aus von einem Vortrag über die Cellules hervor, den Absalon kurz vor seinem frühen Tod hielt. Venail sucht darin die Bestimmungsorte der Cellules in Paris, Zürich, New York, Tel Aviv, Frankfurt und Tokio auf.

An die Filmvorführung schließt ein Gespräch des Regisseurs mit Andreas Lewin vom Festival DOKU.ARTS.

21 Uhr | 15. Januar 2011 | Zeughauskino | Deutsches Historisches Museum | Unter den Linden 2 | Berlin Mitte