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Mysteriöse Kurzausstellung

Supportico Lopez zeigt für eine Nacht die Ausstellung Yes or Yes, Yes or Yes 1

Wenn die Galerie Supportico Lopez nicht so ein gutes Programm hätte, wäre die Nachtausstellung nicht weiter erwähnenswert. Zumal es keine Informationen zu dem Kurzprojekt von Lisa Holzer und Chiara Minchio gibt – abgesehen von den teilnehmenden Künstlern Christian Egger, Martin Guttmann und David Jourdan. Aber wer gerade in Kreuzberg ist, sollte auf jeden Fall vorbeischauen und sich überraschen lassen.

19 Uhr | 18. November 2010 | Supportico Lopez | Graefestraße 9 | Berlin Kreuzberg

 

Sind die Berliner Ignoranten?

Installationsansicht Breaking the Windows © Feinkost Gallery

Berlin verliert seine Besten – vom Projektraum bis zur internationalen Galerie.

Was passiert eigentlich in dieser Stadt? Im Ausland schwärmt man für die Berliner Kunstszene, liebt die kreative Energie, den chaotischen Charme. Aber anstatt das Potential auszubauen, übersehen wir die spannenden Akteure. Sind sie uns zu anstrengend? Die Galerie Haunch of Venison konzentriert sich künftig auf New York und London. Und es wundert niemanden. Berlin funktioniert nicht als Markt für Global Player. Aber jetzt verschwinden auch noch seine Kunsträume und die jungen Galerien, für die Berlin in der ganzen Welt gehypt wird.

Jüngstes Beispiel: die Galerie Feinkost. Drei Jahre lang zeigte sie exzellent kuratierte Ausstellungen. Die Besitzer Aaron Moulton und Mette Ravnkilde Nielsen haben sich mit ihren kritischen Positionen im vermeintlich versierten Berlin niedergelassen, um nun zu merken, dass die Berliner Anspruch, wenn überhaupt, nur im Museum suchen. Und dann gibt Samsa zum Ende des Jahres seinen Raum in Berlin auf. Der Projektraum hat es mit seinem extravaganten Programm zwar in den Galerieführer Index geschafft. Dennoch blieb Samsa ein Geheimtipp. Bald ist er Geschichte. Alex Müller und Shannon Boll wollen zwar weiter ausstellen, aber die nächste Show wird in Köln sein.

Junge Künstler, Kuratoren und Galeristen in Berlin arbeiten an irgendwelchen „Projekten“ – und treiben sich an den Rand der Erschöpfung. Geld bringt das nicht, Spaß nur bedingt. Natürlich hat das viel mit Idealismus zu tun. Vielmehr gehört es in Berlin aber zum guten Ton, sich für seine Leidenschaft aufzureiben. Berliner Bohème bedeutet Kulturprekariat. Dass das Lebensmodell verbreitet ist, macht es nicht besser.

Es fehlt aber nicht nur an Geld, sondern vor allem an Wertschätzung. Der gemeine Berliner freut sich über die vielfältigen Angebote. Sein Alltag könnte eine ständige Eröffnung sein – aber diese Gewissheit reicht ihm auch schon. Wenn er sich tatsächlich blicken lässt, dann vor allem, um die Freunde auf ein Bier zu treffen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung wäre zu viel verlangt. Schade eigentlich.

Die Show Breaking Windows bei Feinkost endet am 21. November. Samsa verabschiedet sich am 17. Dezember aus Berlin.

Galerie Feinkost | Bernauer Straße 71-72 | Berlin Mitte

Samsa | Kollwitzstraße 10 | Berlin Mitte

 

Gipsy Concert mit Herta Müller

Foto: AFP © Getty

Herta Müller beendet ihre Ausstellung mit einem Konzert

Die Herta Müller-Ausstellung im Literaturhaus Berlin schließt heute Abend. Herta Müller. Der kalte Schmuck des Lebens zeichnet den Weg der Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin nach. Die Schau präsentiert nicht nur Originalmanuskripte, Tonaufnahmen und Collagen von Müller. Sie gewährt auch Einblicke in Familiendokumente, ihr Wirken in der Dichtervereinigung Aktionsgruppe Banat und Securitate-Akten.

Zur Finissage präsentiert Müller zusammen mit Sanda Weigl & Band Maria Tănase-Gipsy Concert. Das Konzert in der Akademie der Künste vermittelt einen weiteren, sehr persönlichen Zugang zu der Schriftstellerin. Die Lieder der rumänischen Sängerin Maria Tănase haben Herta Müller seit ihrer Jugend begleitet.

20 Uhr | 17. November 2010 | Akademie der Künste | Hanseatenweg 10 | Berlin Tiergarten

 

Durchdachte Kunst bei Matthew Bown

Monika Brandmeier zeigt vier Arbeiten in der Matthew Bown Galerie.

Die Objekte der Berliner Künstlerin Monika Brandmeier sind überlegt, konkret und präzise. Brandmeier sucht den „Dialog zwischen der formalen Sprache der Bildhauerei und den Zufällen des wirklichen Lebens“. Das funktioniert ziemlich gut.

Zeitgleich stellt die russische Künstlerin Sasha Auerbakh aus, u.a. eine Anleitung zum Bombenbau.

18 Uhr | 17. November 2010 | Matthew Bown Galerie | Keithstraße 10 | Berlin Charlottenburg

 

Morale provisoire # 4: Badiou und das 21. Jahrhundert

@ KW Institute for Contemporary Art

Jelica Šumič Riha referiert bei der Gesprächsreihe morale provisoire in den Kunst-Werken.

In unregelmäßigen Abständen präsentieren die Kunst-Werke und der Merve Verlag Philosophen, die sich im zeitgenössischen Diskurs radikal positionieren. Es geht um die großen Themen Kunst, Liebe, Politik und Wissenschaft.

Die Philosophin Jelica Šumič Riha stellt in ihrem Vortrag Das 21. Jahrhundert hat noch nicht begonnen den linksradikalen Philosophen Alain Badiou vor. Šumič Riha konfrontiert das neoliberale Politikverständnis mit Badious „kommunistischer Hypothese“. Und sie reflektiert Badious überzeitliche Geschichtsauffassung.

Nach ihrem Vortrag diskutiert Jelica Šumič Riha mit Frank Ruda und Jan Völker, den Herausgebern der Reihe morale provisoire. Anspruchsvoll, anstrengend – spannend.

19 Uhr | 16. November 2010 | Kunst-Werke Berlin | Auguststraße 69 | Berlin Mitte

 

Wissenschaft im Szeneclub

© Julia Offe

Der Berliner Science Slam im Lido

Beim Science Slam stellen ambitionierte Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsprojekte vor. Zehn Minuten darf sich jeder Teilnehmer auf der Bühne austoben. Der Fachbereich spielt keine Rolle. Am Ende kürt das Publikum den unterhaltsamsten Vortrag.

Sexy ist das nicht. Aber, mh, interessant.

20 Uhr | 16. November 2010 | Lido | Cuvrystraße 7 | Berlin Kreuzberg

 

Same old

Elva Snow spielt im Babylon

Scott Matthew und Ex-Morrissey Schlagzeuger Spencer Cobrin haben nach über zehn Jahren ihr Projekt Elva Snow wiederbelebt. Die Band tourt mit den alten Songs. Unplugged.

20.30 Uhr | 16. November 2010 | Babylon | Rosa-Luxemburg-Straße 30 | Berlin Mitte

 

Geld regiert das All

© Chris Kondek

Geld ist ein Alien, der Mensch sein Wirt, die Geldwirtschaft ein SciFi-Thriller.

Money – It Came From Outer Space ist eine Vortrag-Performance-Theatererfahrung der absurden Art. Der Videokünstler Chris Kondek und die Journalistin Christiane Kühl verfechten eine abwegige Theorie: Geld kommt aus dem Nichts und lässt sich nicht kontrollieren. Folglich muss es extraterrestrischer Herkunft sein.

Ihre Erklärungen stützen sich neben Filmausschnitten und Zitaten aus Wissenschaft und Politik vor allem auf die Analyse alter amerikanischer Science-Fiction-Filme. Die weisen nämlich abenteuerliche Parallelen zu unserer Geldwirtschaft auf.

Klingt nicht nur verrückt, sondern gestaltet sich auch in der Praxis ziemlich abgedreht. Und das macht die Aufführung so amüsant wie anregend, finden Spiegel und Nachtkritik.

20 Uhr | 15 November 2010 | HAU 3 | Tempelhofer Ufer 10 | Berlin Kreuzberg

 

Kammermusik kolumbianisch

Das Orchester der Deutschen Oper spielt Musik aus Kolumbien.

Die Kammermusikreihe Klang der Welt geht bereits in die dreizehnte Spielzeit. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf Lateinamerika. An sieben Montagen präsentiert das Orchester Musikeindrücke aus Kuba, Kolumbien, Venezuela, Uruguay und Chile. Ein Moderator erklärt jeweils den Kontext.

Kolumbien – Geboren im 20. Jahrhundert ist das zweite Kammerkonzert aus der Reihe Fünf lateinamerikanische Länder. Das Orchester spielt Stücke von Wolfano Alejandro Tobar García, Amparo Ángel, Fabio Gonzáles Zuleta, Alvaro Ramírez Sierra, Antonio María Valencia, Blas Emilio Atehortúa und Gabriel Soto Méndez.

Ein unangestrengtes Konzert für alle, die über ihren musikalischen Tellerrand hinaus blicken wollen.

20 Uhr | 15 November 2010 | Deutsche Oper | Bismarckstraße 35 | Berlin Charlottenburg