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1. kommerzielles Wellenkraftwerk der Welt am Netz – mit geringer Ausbeute

Der kleine baskische Hafen Mutriku in Spanien hat Anfang des Monats eine Weltpremiere gefeiert. Hier ist das erste kommerziell betriebene Wellenkraftwerk ans Netz gegangen. Der Clou: Es ist in die Hafenmole integriert.

Wellenkraftwerk, integriert in die Hafenmole von Mutriku/Spanien (Copyright: Voith)
Wellenkraftwerk, integriert in die Hafenmole von Mutriku/Spanien (Copyright: Voith)

Über einen Mangel an Wind können sich die Einwohner von Mutriku wahrlich nicht beklagen: Schwere Stürme jagen jedes Jahr über den Golf von Biskaya, lassen die Wellen meterhoch über die Hafenmauer peitschen. Vor einigen Jahren stand fest, dass die Hafenmole dringend erneuert werden musste.

Die Regierung nutzte zusammen mit der baskischen Energieagentur  EVE (Ente Vasco de la Energia) die Chance und kombinierte den Bau der Hafenmole mit dem Bau eines millionenschweren Wellenkraftwerks. Die Komponenten dafür lieferte der deutsche Wasserkraftwerksspezialist Voith Hydro.

Die Technnik nennt sich Oscillating Water Colums (oszillierende Wassersäule). Dabei kommen die Turbinen nicht direkt mit dem Wasser in Kontakt. Stattdessen ist Luft das antreibende Medium. Die Welle strömt in einen Hohlraum ein und presst die Luft zusammen – beziehungsweise saugt die Luft bei einem Wellental heraus. So entsteht ein Luftstrom, der eine Turbine antreiben kann.

16 Turbinen, von außen nicht sichtbar in die Hafenmauer integriert, werden nun durch die ständige Wellenbewegung angetrieben. Doch die Ausbeute ist für ein 2,3 Millionen Euro teures Investment eher mager: Die Gesamtleistung liegt bei gerade einmal 300 Kilowatt, 250 Haushalte lassen sich damit mit Strom versorgen (Die Offshore-Windräder in Alpha Ventus haben eine Leistung von jeweils fünf Megawatt, also 5.000 Kilowatt). Wie das Online-Magazin Telepolis berichtet, räumt der spanische Energieversorger EVE ein, dass der Wellenkraft-Strom sogar noch teurer sei als Strom aus Photovoltaik.

 

Netter Nebeneffekt: Solaranlagen auf dem Dach kühlen Wohnungen

Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, freut sich in der Regel über eine lukrative Vergütung für seinen Ökostrom. Jetzt haben Wissenschaftler der Universität San Diego in Kalifornien einen zusätzlichen, netten Nebeneffekt festgestellt: Solaranlagen auf dem Dach haben einen kühlenden Effekt auf das Gebäude und tragen so zur Isolierung bei, schreiben sie im Journal Solar Energy.

Aufnahme der Wärmebildkamera. Gut zu sehen sind die kühleren Flächen unter der Solaranlage (blau) Copyright: UC San Diego
Aufnahme der Wärmebildkamera. Gut zu sehen sind die kühleren Flächen unter der Solaranlage (blau) Copyright: UC San Diego

Die Wissenschaftler rund um Forscher Jan Kleissl hatten für ihre Untersuchung mit Hilfe einer Wärmebildkamera im Sommer Aufnahmen einer Solaranlage gemacht. Unter den Modulen war es  im Schnitt fünf Fahrenheit kühler als auf einer Dachfläche ohne Solarzellen. Im Schnitt halten Solarmodule etwas mehr als ein Drittel der Sonneneinstrahlung zurück – nicht nur wegen des Schattens, sondern auch, weil zwischen Modul und Dachpfanne der Wind zirkuliert und so kühlt. Im Winter wirken sie zudem wie eine Isolierung und halten die Gebäudewärme im Inneren.

Nun gut, auf den ersten Blick mögen die Forschungsergebnisse nicht sehr beeindrucken. Aber der Effekt ist ein wichtiger kleiner Baustein, wenn es um eine umfassende Energiebilanz einer Solaranlage geht. Dann zählen nämlich nicht nur die eingepeisten Sonnenstrommengen, sondern auch die eingesparten Kosten für eine Klimaanlage. Und nach Angaben von Kleissl entspricht der Betrag, den man dank der Solaranlage für Kühlkosten einspart, in etwa einem Preisabschlag von fünf Prozent auf die Solaranlage (über deren gesamte Lebenszeit).

 

Das Nano Haus von Tata – so teuer wie ein Ipad

Achtung: Kein Tata, sondern ein Tumbleweed House. Copyright: Tumbleweedhouses
Achtung: Kein Tata, sondern ein Tumbleweed House. Copyright: Tumbleweedhouses

Bislang ist es eine kleine Gemeinschaft, die sich den „Tiny Houses“ verschrieben hat, aber die Anhängerschaft wächst Tag für Tag. Sie leben in Mini-Häusern, die wenig Platz, Strom und Arbeit brauchen. Auf dem Foto links ist ein Haus von Tumbleweed zu sehen, 8,2 Quadratmeter für ca. 32.000 Euro (oder ca. 600 Euro für die Baupläne für Selbstbauer).

Vor allem in den USA hat sich eine kleine Bewegung entwickelt, die sich dem „downsizing“, also dem „Verkleinern“, verschrieben hat. Ein einfacheres, umweltbewussteres Leben führen und Geld sparen, das sind in der Regel die Beweggründe für´s Tiny House, so heißt es zumindest in ihrem Blog „The Tiny Life“.

Für Aufregung sorgt in der Community nun die Ankündigung des indischen Tata Konzerns, ein Nano Haus anzubieten. Wie die Internetseite „Asian Correspondent“ meldet, soll die Butze, von der es leider noch keine Fotos gibt, gerade einmal 700 US-Dollar kosten, das entspricht etwa dem Preis eines neuen Ipads. Irgendwie kommt Ihnen das bekannt vor? Genau. Vor drei Jahren sorgte Tata Motors für Wirbel, als es mit knapp 1500 Euro das billigste Auto der Welt auf den Markt brachte.

Jetzt will Tata billiges und kleines Wohnen anbieten. In nur einer Woche soll das etwa 20 Quadratmeter große Häuschen aufgestellt sein, die Wände sind aus Kokosnuss- oder Jutefasern. Die Lebensdauer ist auf einige Jahre beschränkt.

Spannend, wie unterschiedlich das  Nano Haus aufgenommen wird. Wer es sich leisten kann, seinen Lebensstandard zu vereinfachen (also Menschen in den Industrienationen), der bejubelt das neue Häuschen als Zeichen eines neuen Trends zu mehr Einfachheit, der Reduzierung auf das Wesentliche. Ganz anders die Idee im Heimatland Indien. Dort ist Wohnraum vor allem auch einfach eine Frage des Geldes. Und das ist das Segment, auf das Tata abzielt: Wohnraum für die Armen.

Liebe Leser,

bei der Umrechnung von „square feet“ in Quadratmetern ist mir ein Fehler passiert. Die Zahlen im Text wurden korrigiert. Herzlichen Dank an die Leser (und die Kollegen von Bildblog…)!

M.Uken

 

Verpackungswahn: Die ersten „zero-waste“ Supermärkte

Es erinnert an vergangene Zeiten: Wer bald bei „in.gredients“ in Austin/Texas einkauft, oder bei „unpacked“ in London, der bringt sein eigenes Milchkännchen oder die Tupperdose mit. Die beiden Bio-Supermärkte verzichten komplett auf Verpackungen, wie unter anderem das Blog Karmakonsum berichtet. Egal ob Milch, Mehl,  Obst oder Waschmittel: Die Märkte bieten die Waren lose an (bzw. soweit wie möglich, denn manchmal sprechen einfach Hygienevorschriften dagegen). Einkäufer bringen ihren Dosen oder Flaschen selbst mit, lassen sie am Eingang ohne Inhalt wiegen und gehen dann einkaufen.

Wer jemals versucht hat, eine in Hartplastik eingeschweisste Zahnbürste aus der Verpackung zu bekommen, der wird wohl auf  Knien danken angesichts dieser Geschäftsidee. Wieviel wertvolle Energie wird täglich dafür verwendet, Dinge sinnlos zu verpacken – und die Verpackung landet am Ende nur im Müll. Dabei heißt das Mantra der Umweltschützer seit Jahrzehnten „re-duce, re-use, re-cycle“: Also erst einmal gilt es, Müll zu vermeiden, dann Dinge wiederzuverwenden und dann sie zu recyceln, also sie wiederaufzubereiten. Wie die in.gredients-Geschäftsgründer, zwei Brüder aus Texas, in der Texas Tribune richtig fragen: Warum muss etwa Müsli zwei Mal eingepackt sein, zu erst in einer Plastiktüte, dann in einem Pappkarton? Auf der anderen Seite ist die Idee des „zero-waste“-Supermarkts eigentlich nichts neues, jeder Hofladen-Besitzer wird müde darüber lächeln, dass hier verpackungsfreie Äpfel feil geboten werden.

„There is no waste in nature. Waste is a human invention.“ (in.gredients)

Aber das Besondere ist, dass Läden wie unpacked versuchen, langfristig das komplette Supermarktsortiment verpackungsfrei anzubieten. Und dabei schrecken sie vor keiner Herausforderung zurück. Selbst lose Zahnpasta will in.gredients zukünftig im Angebot haben.

 

Japans Multimilliardär steigt ins Solarbusiness ein

Masayoshi Son, diesen Namen sollte man sich merken. Der reichste Mann Japans, Gründer des japanischen Telekomkonzerns Softbank und Mitbesitzer von Yahoo Japan, will die Energiewende vorantreiben. Passend zur aktuellen Nachricht, dass Japan sich langfristig von der Atomkraft abwenden will, kündigte Softbank jetzt an, zehn Solarkraftwerke mit einer Leistung von mindestens 20 Megawatt Leistung zu bauen. Son will, so berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, mehrere hundert Millionen Dollar in Solarkraftwerke auf der Insel Hokkaido investieren, um einen „Eastern Japan Solar Belt“ aufzubauen. Details der Finanzierung sind noch nicht öffentlich, aber Solarbank soll sich an den Kraftwerken, die jeweils etwa 100 Millionen US-Dollar kosten, mit zehn Prozent beteiligen. 35 der 47 japanischen Präfekturen haben sich Softbank wohl angeschlossen und beteiligen sich ebenfalls, dazu kommen zinsgünstige Kredite für Solarbank. Bei den Kraftwerken sollen offenbar verschiedene Anbieter von Solarzellen zum Zuge kommen, unter anderem  japanische Firmen wie Sharp, Kyocera und Panasonic.

Es ist ein smarter Schachzug von Son. Der politische Druck für die japanische Regierung ist riesig, jetzt möglichst schnell konkrete Projekte zum Ausbau „Erneuerbare Energien“ in Japan vorzustellen. Sich an die Front dieser Bewegung zu stellen, macht Sinn – denn natürlich lässt sich, wenn „Netzparität“ erreicht ist, mit Solarstrom auch Geld verdienen. Was vor allem aber auch wichtig ist: Als Multimilliardär hat Son die Diskussion um den japanischen Energiemix weiter angefacht. Und das ist wichtig, denn ohne breite gesellschaftliche Unterstützung ist die Energiewende nicht zu machen.

 

Wenn Banken nicht wollen: Pensionsfonds entdecken Offshore

Pensionsfonds sind dafür bekannt, (in der Regel) klug zu investieren, schließlich verwalten sie die Altersvorsorge von Arbeitnehmern – und die verstehen keinen Spaß, wenn es um ihre Renten geht. Umso interessanter ist die Geschichte von Kirsten Gosvig aus Dänemark, über die Bloomberg dieser Tage berichtet. Der Pensionsfond der 40-jährigen Krankenschwester hat jüngst einen 485 Millionen Euro schweren Anteil an einem Offshore-Windpark des dänischen Energiekonzerns Dong Energy erstanden. Das Besondere: Noch gibt es den Windpark Anholt nicht. Wenn er 2013 in Betrieb gehen soll, wird er mit einer Kapazität von 400 Megawatt Dänemarks größter Offshore-Windpark sein.

Für den Pensionsfonds lohnt sich offenbar das Investment, auch wenn er die Katze im Sack kauft. Offshore-Windparks sind wegen ihrer hohen Investitionssummen und der möglichen Reparaturkosten ein teures Vergnügen. Trotzdem rechnet der Fonds mit einer jährlichen Rendite von sieben bis neun Prozent. In den ersten zwölf Jahren kann Dong den Offshore-Strom zu einem von der Regierung festgelegten Garantiepreis verkaufen. Zudem hat sich Dong in der Vereinbarung mit PensionDanmark verpflichtet, die Windfarm zu einem bestimmten Datum und zu einem Fixpreis zu bauen, schreibt die Financial Times.

Ein smartes Investment, wenn schließlich der Staat den Strompreis garantiert. Doch genau da liegt auch der Knackpunkt – beziehungsweise die große Herausforderung für Regierungen. Ändern sie die Fördersätze für Ökostrom, können Investoren schnell ihr Interesse verlieren. Und auch Pensionsfonds ziehen sich dann zurück – hehre Klimaschutzziele hin oder her.

Wenn also, wie etwa diese Woche im britischen Guardian, Politiker wie die EU-Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaard Anholt als Paradebeispiel loben, sollten sie auf jeden Fall ihren Kollegen ins Gewissen reden, für langfristige Investitionssicherheit zu sorgen. Denn noch scheuen vor allem private Banken das Risiko Offshore – weswegen die Branche schon seit Längerem über Finanzierungsprobleme klagt. Und das, obwohl Offshore eine tragende Säule der zukünftigen Energieversorgung sein soll.

 

Frankreichs erste, zarte Überlegungen zum „Atomausstieg“

Es ist eine kleine Revolution, die dieser Tage in Paris passiert ist. Wie die französische Tageszeitung Le Monde berichtet, gibt es erstmals von Regierungsseite Überlegungen zu einem langfristigen „Atomausstieg“. Industrieminister Eric Besson, bislang in keinster Weise als atomkritisch aufgefallen, hat von Reseau de Transport Electrice ein Energieszenario angefordert. Die Netztochter des französischen Energiegiganten EdF soll untersuchen, welche Folgen die Minderung des Atomanteils im französischen Energiemix habe. Der Report soll:

„d´examiner dans le cadre de son bilan previsionnel, un scenario de decroissance du nucleaire a l`horizon 2030, pour en analyser les impacts“.

Von einem Atomausstieg ist Frankreich sicherlich noch weit entfernt – der Report soll nur die „Abnahme des Atomstromanteils“ untersuchen. Und bis zum Jahr 2030 dauert es auch noch ein bisschen. Aber bemerkenswert ist dieser Report allemal – gerade in Zeiten, in denen in Frankreich die „Pro-Atom-Front“ zu bröckeln scheint. Schließlich ist Frankreich DIE europäische Atomnation, 58 Meiler liefern den Franzosen ihren billigen Atomstrom. Erst vergangene Woche hat Präsident Sarkozy angekündigt, eine Milliarde Euro in die Atomkraft zu stecken, um neue Meiler zu entwickeln und die bisherigen sicherer zu machen.

Zusätzlich will er aber auch 1,35 Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien stecken. Unter anderem stehen Fördergelder und Kredite für Solarprojekte, Wellen- und Geothermie zur Verfügung. Um den Ökostromanteil bis 2020 auf 23 Prozent zu erhöhen, will Frankreich vor allem auch auf Offshore-Windenergie setzen. Bislang dreht sich allerdings noch kein einziges Offshore-Windrad vor der französischen Küste. 2015 soll dies passieren.

 

EU: viel Cash für Atom, wenig für Erneuerbare

Vor kurzem hat die Arbeitsgruppe Umwelt des EU-Parlaments eine interessante Studie zum Thema „Umweltschädigende Subventionen“ veröffentlicht: „EU subsidies for polluting and unsustainable practices„. Eine deutsche Zusammenfassung gibt es auf den Seiten des Ecologic Institutes aus Berlin. Untersucht wurden die EU-Ausgaben in den Bereichen Landwirtschaft, Strukturpolitik, Verkehr und Energie sowie Fischerei.

Auch wenn der Tonfall zurückhaltend ist, inhaltlich ist die Bilanz verheerend (das hat man auch geahnt). Damit die EU ihre selbst gesteckten Ziele der 2020-Strategie erreicht und einen nachhaltigen, sprich: klima-und umweltfreundlichen, Haushalt vorlegt, muss sie noch „viel tun.“

Spannend sind etwa die Haushaltsposten im Bereich Verkehr und Energie. Was Umweltschützer immer wieder kritisieren, wird in der Studie mit Zahlen unterlegt: Europa hat viel übrig für Atomenergie, wenig für Erneuerbare Energien. Der Haushaltsplan der EU sieht für das Jahr 2011 im Bereich Energie Ausgaben von insgesamt 2,9 Milliarden Euro vor (u.a. für Forschungsprojekte oder lokale Initiativen). Diese teilen sich wie folgt auf:

„Fusionsenergie hat einen Anteil von 14 Prozent, Forschung im Bereich Energie unter verschiedenen Titeln einen Anteil von 12 Prozent Kernenergie unter verschiedenen Titeln einen Anteil von 12 Prozent und konventionelle und erneuerbare Energien kommen auf 4 Prozent.“

Die Ausgaben für eindeutig nachhaltige Energieformen (u.a. für Solar und Wind) machen also nur einen geringen Anteil des Haushaltsposten aus. Gerade die Milliarden für den Fusionsreaktor sind absurd, da klar ist, dass er vor 2050  kaum realisiert werden kann – für den Klimaschutz ist er also erst einmal keine große Hilfe. Die Empfehlungen der Autoren sind eindeutig:

„Investments on environmentally friendly-agriculture, energy and resource efficiency, renewable energies, sustainable mobility, eco-friendly technologies, etc. could improve competitiveness and increase employment in sectors that are considered to be crucial in the short, mid and long term.“

Leider konkretisieren die Autoren nicht, wie viele Arbeitsplätze sich durch eine „grünere“ EU-Haushaltspolitik schaffen ließen (nun gut, das war auch nicht ihre Aufgabe). Aber klar ist: Die EU wird ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht.

 

Schifffahrt buhlt um die besten grünen Ideen

„Schwimmende Sondermüllverbrennungsanlagen“, so titulieren Umweltschützer bisweilen die riesigen Container- und Handelschiffe. Denn sie fahren in der Regel mit Bunkeröl – und das ist ein klebrig-zähes Abfallprodukt aus den Ölraffinerien. Mit einer schlechten Klimabilanz: Wenn eine Tonne Bunkeröl an Bord verbrannt wird, entstehen im Schnitt drei Tonnen Kohlendioxid. Das weltgrößte Containerschiff, die „Emma Maersk“ lagert rund 16000 Tonnen an Bord.

Ihr Besitzer ist die weltgrößte Containerreederei Maersk aus Dänemark. Mit seiner Containerflotte ist Maersk inzwischen der größte Klimagas-Emittent des Landes. Doch das soll anders werden: Anfang des Jahres gab der Reedereigigant den Kauf von zehn Mega-Containerschiffen bekannt. Sie heißen „Triple E-Ships“ und sollen die weltweit effizientesten Containerschiffe werden: Die Co2-Emissionen sollen um 50 Prozent je Container gesenkt werden. Das alles soll vor allem über Größe passieren. Jedes Schiff wird 18.000 Container fassen können und so lang sein wie vier Fußballfelder. Stueckpreis: 190 Millionen US-Dollar. Die grünen Mega-Liner sollen zudem einen „Cradle-to Cradle“-Pass erhalten, der dokumentiert, welche Stoffe und Chemikalien wo in dem Schiff verbaut wurden. Das erleichtert das Recycling.

Mit der neuen Schiffsklasse tritt Maersk nun in einen Wettbewerb der grünen Ideen. Die britische Organisation „Forum for the Future“ hat 16 Verbände und Unternehmen aus der Schifffahrt an einen Tisch gebracht, um die Branche grüner zu machen. Ziel ist es (Achtung: Nun wird es etwas sperrig), „Systeminnovationen“ anzustoßen:

„The real innovation in the shipping system happens when members come together to find creative solutions to the shared challenges they face. We use a range of techniques to help them look at a wide range of issues including engineering and technical initiatives, policy proposals and marketing plans. At the same time, the companies themselves are pioneering new practice – Maersk’s super-efficient triple E ship, for example, or Cargill’s wind powered bulk carrier. The plan is to bring all of these approaches together to create wider change in the system. System innovation happens when a set of interventions are brought together to show a new way forward.
The plan is to bring all of these approaches together to create wider change in the system. System innovation happens when a set of interventions are brought together to show a new way forward. These solutions then need to scale – the second part of system innovation.“

Ein spannendes Vorgehen, wenn man das „System Schifffahrt“ grüner machen will. Natürlich geht es nicht darum, am Ende nur eine Idee – sprich: einen umweltfreundlichen Schiffstyp – zu küren. Sondern der Austausch, der Ideenwettbewerb, ist das Wichtigste.


 

Kollaps der Weltmeere: Das Beispiel Madagaskar

Heute hat ja ein internationales Expertengremium vor der Überfischung der Weltmeere gewarnt: Schon bald könnte das größte Massensterben seit Millionen von Jahren beginnen. Der Klimawandel, Dreck und Überfischung hätten die Meere an ihre Leistungsgrenze gebracht, inzwischen seien einige Fischbestände um 90 Prozent geschrumpft und könnten sich kaum noch erholen, Korallenriffe würden kollabieren.

Copyright: Ocean21
Copyright: Ocean21

Dass die Lage sehr ernst ist, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Vancouver über die Lage der Fischerei in Madagaskar. Und noch mehr: Sie zeigt, dass die aktuelle Struktur der Fischerei nicht nur die Bestände dezimiert, sondern vor allem auch, dass die lokalen Bevölkerungen kaum vom internationalen Geschäft mit dem Fisch profitieren.

Der Studie zufolge sind die tatsächlichen Fangmengen in Madagaskar  in den vergangenen 50 Jahren doppelt so hoch gewesen wie offiziell dokumentiert. Es sind vor allem internationale Fangflotten, welche die Bestände vor der Küste leerfischen. Am Ende landet der Fisch in europäischen Fischrestaurants – die lokale Bevölkerung dagegen leidet Hunger.

Denn es sind auch europäische Fangflotten, welche die Bestände vor Madagaskar plündern. Und zwar ganz offiziell. Die Europäische Union unterhält diverse Fangabkommen mit afrikanischen Staaten. „Cash for Fish“ ist das Motto: Die EU zahlt dafür, vor Madagaskar fischen zu dürfen. Also alles ganz korrekt?

Mitnichten. Denn wo diese Art der Entwicklungshilfe am Ende ankommt, kann keiner genau sagen. In den seltensten Fällen bei den Einwohnern beziehungsweise den Fischern. Mit der Überwachung der Fangabkommen ist das Land zudem vollkommen überfordert: Madagaskar hat etwa gerade einmal drei Aufklärungsboote und neun Schnellboote, um sein riesiges Meeresgebiet zu überwachen. Ein Witz.

Zeit also, das internationale Fischereigeschäft neu zu strukturieren, und zwar so, dass Schluss ist mit der Ausbeutung fremder Fischbestände. Mehr Informationen dazu gibt es übrigens bei CFP-Reformwatch. Denn aktuell reformiert die EU ihre Fischereipolitik – und es besteht die Gefahr, dass sich vieles nicht zum Besseren wendet.