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Neue Zahlen zum Solarboom

Ich gestehe:  Auch ich verirre mich eher selten auf den Internetseiten der Bundesnetzagentur. Dabei hat die Bonner Behörde durchaus Spannendes aus der Grünen Geschäfte-Welt zu berichten. Heute veröffentlichte sie jüngste Zahlen zum Solarboom in Deutschland. Im vergangenen Jahr gingen demnach doppelt so viele neue Solaranlagen ins Netz wie noch 2009. Insgesamt wurden 7400 Megawatt Nennleistung neu installiert – das entspricht theoretisch (!) der Leistung von – grob gesagt – drei Atomkraftwerken.

Gerade die angekündigte Kürzung der EEG-Umlage sorgte für einen Run auf Solaranlagen – viele Solarfirmen verzeichneten ein kräftiges Umsatzplus.

Von dem Atomunglück in Japan profitieren sie übrigens auch. Egal, ob Solarworld, Q-Cells oder Solon: Sie alle legten vergangene Woche kräftige Kurssprünge hin, teilweise um mehr als 60 Prozent. Schließlich spekulieren Anleger darauf, dass Ökostrom-Unternehmen von einer politischen Energiewende weltweit profitieren werden.

Ob das allerdings tatsächlich so kommt, ist Kaffeesatzleserei. Denn statt radikal in den Ausbau regenerativer Energien zu investieren, könnten viele Regierungen auch einfach versucht sein, auf Kohle zu setzen.

 

Japans AKW-Unglück und Deutschland

Die (eventuelle) Kernschmelze in Japans Atomkraftwerk Fukushima hitzt die energiepolitische Debatte in Deutschland wieder an: Wie sicher ist Atomkraft? Was können die erneuerbaren Energien leisten? Spätestens seit dem Video, das die Explosion in Fukushima zeigt, ahnt auch die Politik, dass sie um das Thema Atomkraft nicht drumherumkommt. Das merkte man so eben Bundesumweltminister Norbert Röttgen an. Auch wenn heute nicht der Tag sei, um über die deutsche Laufzeitverlängerung zu diskutieren – das Thema komme wieder auf die Tagesordnung, sagte er so eben in den tagesthemen (Leider habe ich das Video vom Interview Susanne Holst/Norbert Röttgen um etwa 22 Uhr noch nicht online entdeckt, über Hinweise bin ich dankbar).

 

EU präsentiert maue Klimaschutz-Strategie

Na, da hatte ich mir mehr erhofft: Heute hat die EU ihre Klimaschutzstrategie für das Jahr 2050 vorgestellt – und zurecht sind Umweltschutzverbände unzufrieden: Die EU hat es verpasst, das EU-Klimaschutzziel von bisher 20 Prozent auf mindestens 30 Prozent Treibhausgasreduktionen bis 2020 anzuheben. Auch von Verbindlichkeit ist leider vorerst keine Rede. Erst im Jahr 2013 will EU-Energiekommissar Günther Oettinger den Mitgliedsstaaten  ein rechtsverbindliches CO2-Reduktionsziel vorschlagen – eventuell. Zwei weitere vergeudete Jahre …

 

Mini-Wasserkraftwerk aus Meck-Pom

A propos „erneuerbare Energien“ aus eigener Herstellung: In Mecklenburg-Vorpommern testen Wissenschaftler gerade ein schwimmendes Wasserkraftwerk, berichtet hier das Handelsblatt.

 

Strombosse fordern mehr Klimaschutz

Nun gut, es sind nur sechs. Aber es ist ein Anfang. Die Chef von sechs Energiekonzernen, darunter Scottish and Southern Energie SSE, Statkraft (Norwegen), Eneco (Niederlande) und Dong (Dänemark) fordern heute in einer gemeinsamen Erklärung die EU auf, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 25 Prozent zu mindern. Bislang plant die EU ja nur 20 Prozent, Bundesumweltminister Röttgen hatte wiederholt 30 Prozent gefordert, im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP ist sogar von 40 Prozent die Rede.

Warum gerade diese sechs Firmen? Weil sie von der Klimawende profitieren – auch wenn sie eigentlich „ganz normale“ Stromlieferanten sind und keine reinen Ökostromfirmen. Statkraft schimpft sich etwa schon heute „Europas größter Produzent von erneuerbaren Energien“ (dank der vielen Wasserkraftwerke in Norwegen). SSE engagiert sich vor allem bei Windkraft und Meeresenergie. Diese Stromkonzerne wollen Planungssicherheit für ihre Investitionen in Ökostrom.

Eine wunderbare Forderung, die Skeptikern von engagiertem Klimaschutz (etwa EU-Energiekommissar Oettinger) Wind aus den Segeln nimmt.

 

Unterwasserdrache soll Ökostrom liefern

Copyright: Minesto
Copyright: Minesto

Was die schwedische Firma Minesto vorhat, sieht auf den ersten Blick ganz schön futuristisch aus: Ein Unterwasserdrache, auf dem Meeresboden mit einem langen Haltegurt installiert, gleitet sanft durchs Meer. An dem etwa zwölf Meter langen Drachen sind eine Turbine und ein Stromgenerator befestigt, die durch die Meeresströmung Strom produzieren. Hier gibt’s ein anschauliches Video:

Auch wenn die Leistung sich noch im kleinen Bereich abspielt – zwischen 150 und 800 Kilowatt Kapazität könnte eines dieser Unterwassersegel als Prototyp haben – Minesto will mit Deep Green günstiger Strom produzieren als vergleichbare andere Wellenenergie-Technologien (etwa die Meeresschlange Pelamis). Die Firma betont, dass sich Deep Green vor allem für Gewässer mit wenig Strömung eigne. Im Jahr 2020 wolle man vor der britischen Küste mit den Wasserdrachen rund 540 Gigawattstunden jährlich produzieren.

Schau’n mer mal. In der Praxis kommen doch ganz schön viele Herausforderungen auf die Schweden zu. Wie hält man solche Anlagen in Schuss? Das Meer sieht ja selten so klinisch aufgeräumt aus wie ein Experimentieraquarium an Land, sondern ist voll mit Pflanzen, Fischschwärmen, Plastikmüll. Und Reparaturen in 100 Metern Wassertiefe sind nicht gerade einfach und günstig.

Die britische Klimaschutz-Organisation Carbon Trust glaubt trotzdem an die Entwicklung: Sie stellte jüngst umgerechnet mehr als 400.000 Euro für die Weiterentwicklung zur Verfügung.

 

Und noch eine Mülltonne

Seit einigen Tagen herrscht in unserem Hinterhof ein farbiges Chaos: Neben einer grünen, einer blauen, einer grauen und einer braunen Mülltonne steht nun dort auch eine quietschorangene Mülltonne – Verzeihung: Wertstofftonne.  Altes Plastikspielzeug, Toaster und Pullover darf man in der „Orange Box“ entsorgen. Der heutige Test ergab: Ein alter CD-Spieler und ein verkalkter Duschkopf hatten es in die Tonne geschafft. Sehr löblich.

Copyright: Berliner Stadtreinigungsbetriebe

Aber macht diese Tonnenvielfalt wirklich Sinn? Nur zwei Meter neben der neuen Wertstofftonne steht nämlich auch die bekannte gelbe Tonne, in die der Verpackungsmüll mit grünem Punkt landen soll.

Was für ein ärgerliches Chaos. Ein Joghurtbecher aus Plastik muss nun in die gelbe Tonne, ein Spielzeugauto aus genau dem gleichen Material (!) in die Wertstofftonne (Wenngleich es immer noch besser ist, dass das Spielauto via Wertstofftonne recycelt wird und nicht einfach nur mit dem Restmüll verbrannt wird).

Aber wie soll man da eigentlich den Überblick behalten? Ein überflüssiger Trennungsirrsinn ist das, der mal wieder bestätigt: Je komplizierter und intransparenter ein System organisiert ist, desto mehr Profiteure gibt es. Seit Jahren bekriegen sich hinter den Kulissen Kommunen und private Entsorgungsunternehmen, wer welchen Müll eigentlich entsorgen darf. Der Verlierer beim Kampf um den Müll ist klar die Umwelt. Denn mit der jüngsten Tonnenschwemme vergrault man die Leuten  – dabei ist Recycling doch wünschenswert. Es wird Zeit für eine einheitliche Wertstofftonne.

 

In eigener Sache: Tschüss und Hallo

Liebe Leser,

der Endspurt ist eingeläutet: Ich verabschiede mich in Elternzeit. Bis Anfang kommenden Jahres hat nun Gastbloggerin Kirsten Brodde aus Hamburg hier das Sagen. Sie ist eine versierte Kennerin von Grünen Geschäften –  insbesondere denen mit Grüner Mode, wie sie in ihrem eigenen Blog zeigt.

Copyright: Helen Fischer

Kirsten hat jahrelang für das Greenpeace Magazin gearbeitet und schreibt inzwischen als freie Autorin für den Stern, Geo Wissen und die ZEIT. Nebenbei hat sie gleich auch noch zwei Bücher veröffentlicht, eines über Geschäfte mit Bio-Baumwolle und eines über moderne Protestformen.

Liebe Kirsten: Viel Spaß!

Und Ihnen, liebe Leser: auf bald!

Herzliche Grüße

Marlies Uken

 

Sotheby´s versteigert Gemüseschätze

Copyright: Sotheby´s

Sotheby´s goes local: Heute nachmittag  lädt das Auktionshaus in New York zur ersten „Art of Farming“ ein. Es versteigert  vergessene Schätze von Gemüse- und Obstsorten, die kaum noch angebaut werden und längst von industriell gezüchteten Sorten verdrängt wurden. Für 1000 US-Dollar können Teilnehmer eine Kiste mit seltenen Auberginen, Kürbisse, Tomaten oder Möhren erstehen (keine Bange, alles frisch). Auch im Angebot: Eine Führung mit Bienenzüchtern durch New York, ein Biomarktbesuch mit einem Chefkoch und selbst gekochtem Dinner und eine Gartenberatung.

Die Erlöse des Events sollen dem GrowNYC New Farmers Development Project zugute kommen. Das Projekt unterstützt gezielt Immigranten, sich als Bio-Landwirte selbstständig zu machen, damit ihr Wissen über alte Kultursorten und Anbaumethoden nicht verloren geht.

Das Wall Street Journal spricht bereits von einem Höhepunkt des „locavorism“ – dem Trend, vor allem regional produzierte Produkte zu kaufen. Nun gut, irgendein Trend steckt bestimmt dahinter – und den hat auch Sotheby´s erkannt. Sicherlich werden die Kunst- und Geldspezialisten nicht als ganz normale Bio-Gemüsehändler enden – dafür ist die Klientel, die sich von solchen Veranstaltungen angesprochen fühlt, wohl zu ausgewählt. Aber löblich ist es auf jeden Fall, mit der „Art of Farming“ die Aufmerkamkeit mal wieder auf die eigene Nachbarschaft und das eigene Gemüsebeet zu lenken.

 

Die Steckdose als Energiewächter

Copyright: Muhyeon Jake Kim, Sejong University, South Korea

Könnten Sie auf Anhieb Ihren Stromverbrauch schätzen? Sie kommen ins Schleudern? Keine Bange, geht mir ähnlich. Vielleicht sollten wir uns die Insic Wall Socket zulegen: eine Steckdose, die den Stromverbrauch anzeigt, jüngst ausgezeichnet mit einem Designpreis. Sie leuchtet im besten Ampelrot, wenn man Strom verbraucht; in Blau, wenn ein Gerät auf Standby steht. Eine weitere Idee, um uns aufs Energiesparen einzustimmen.