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Plastiktüten-Steuer in USA großer Erfolg

Grrrr, Steuern, wer bekommt da nicht gleich Magengrummeln. Dass das nicht immer so sein muss, zeigt jüngst Washington. Die Hauptstadt führte als eine der ersten Städte in den USA vor kurzem eine Steuer in Höhe von fünf Cent auf Plastiktüten ein. Und siehe da: Der Erfolg ist beeindruckend. Wie die Washington Post berichtet, drückten Supermärkte, Bäckerein, Metzger und andere Lebensmittelläden in der Stadt den Leute im Monat bislang rund 22,5 Millionen Plastik- und Papiertüten in die Hand. Nach Einführung der Steuer sind es in diesem Januar gerade mal drei Millionen Euro Tüten gewesen. Wunderbarer Nebeneffekt: Die Stadt nahm allein im Januar rund 150.000 US-Dollar ein. Sie gehen in den Anacostia Fonds, um den extrem verschmutzten Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt, zu säubern.

 

Willkommen in der Plastikwelt

Heute läuft in den deutschen Kinos der wirklich spannende Dokumentarfilm „Plastic Planet“ des Österreichers Werner Boote an.

Den Stil kennt man von Michael Moore oder Filmen wie „We feed the World“. Boote ist rund um die Welt gereist, hat in Shanghai das Recyceln von Plastikflaschen in dreckigen Hinterhöfen gedreht, bei Venedig über Chemieunfälle bei der Plastikproduktion recherchiert  und den riesigen Plastikstrudel im Pazifik gefilmt (wo es inzwischen mehr Plastik als Plankton geben soll).

Das Ergebnis ist ein Blick in eine Branche, die sich vor allem durch Geschäftsgeheimnisse auszeichnet. Schauen Sie sich einmal auf Ihrem Schreibtisch um: Glaubt man Boote, wird Ihnen niemand sagen können, aus welchen Chemikalien Ihr Telefongehäuse, Ihre Wasserflasche oder das Stromkabel genau entstanden sind – so gut hüten die Hersteller die Zusammensetzungen der Kunststoffprodukte. Blindes Vertrauen in Plastik, das ist die Bilanz von Boote. Auf jeden Fall sehenswert!

PS: In der ZEIT schreibt übrigens Burkhard Strassmann über PET-Flaschen als Baumaterial.

 

Und wo landet Ihr Handy?

Die oberste Schublade meiner Kommode ist mein privater Handy-Schrottplatz: Dort liegen noch immer die alten Knochen aus den 90er Jahren und riesige Aufladegeräte.

Doch ich bin wohl kaum die Regel: Die Vereinten Nationen legten heute neue Zahlen zum Elektroschrott-Problem vor. Und die zeigen, dass die meisten Handys, Laptops und Drucker kaum in der Kommode oder auf dem Dachstuhl landen. Stattdessen werden sie einmal rund um die Erde verschifft, um in den Entwicklungsländern auseindergebaut zu werden. Denn die Rohstoffe wie Kupfer oder Zinn sind heiß begehrt.

Allein in Indien wird die Menge Elektroschrott in den kommenden zehn Jahren um rund 500 Prozent wachsen im Vergleich zum Jahr 2007. Gerade in Indien, China oder dem Senegal hat sich ein informeller Elektroschrott-Sektor etabliert. Allein der Senegal wird bis 2020 bis zu acht Mal so viele alte Computer importieren wie heute.

Das Problem ist: Umwelt und Gesundheit spielen in diesem Geschäft oft keine große Rolle mehr. Bekannt sind die Bilder von Kindern, die Festplatten über offenes Feuer halten, um an die Edelmetalle zu kommen. Hier ein aktuelles CNN-Video zur Situation in Indien, mit erschreckenden Bildern einer Elektroschrott-Deponie:

Die Vereinten Nationen plädieren nun für bessere und verbindlichere Standards beim Elekroschrott-Recycling. Dabei gibt es ja schon Standards, etwa das Basler Übereinkommen, das den Export von giftigen Materialien ins Ausland verbietet. Das Problem ist wohl eher, dass die Elektrschrott-Mafia offenbar immer wieder Wege findet, ihren kostbaren Müll zum billigen Recycling in Entwicklungsländer zu schmuggeln.