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Plastisphäre, das neue, gefährliche Ökosystem

Wer gerade seinen Sommerurlaub am Meer verbringt, der stößt immer wieder auf angeschwemmte Plastikfolien, alte Plastikflaschen und anderen Kunststoffmüll. Die Weltmeere sind voller Unrat, doch am häufigsten sind es Plastikteile, die das Wasser verschmutzen.

Wer ein Plastikstück unter das Mikroskop legt, der entdeckt, dass darauf viele Algen und Bakterien leben. Kleine Organismen, die das Plastik als eine Art „mikrobisches Riff“ nutzen. So beschrieben es Wissenschaftler jüngst in der Fachzeitschrift American Chemical Society. Für sie ist der schwimmende Plastikmüll, der von Organismen besiedelt ist, sogar ein neues marines Ökosystem. Der Name des Systems: Plastisphäre. Weiter„Plastisphäre, das neue, gefährliche Ökosystem“

 

Auf dem Holzweg

Der Ticker am Berliner Hauptbahnhof erinnert rein äußerlich betrachtet an den Countdown bei einem Raketenstart. Nur, dass beim Waldticker des WWF nicht rückwärts gezählt wird, sondern vorwärts. Die digitale Uhr zeigt, wie Minute für Minute Wälder weltweit verschwinden.

Unter dem Zähler prangt in großen Lettern der Satz: „Innerhalb der nächsten 60 Stunden verlieren wir Wald von der Größe Berlins“. Der WWF enthüllte seinen Ticker passgenau zum heutigen Start des UN-Jahres der Wälder. Trotz zahlreicher Initiativen gegen den Kahlschlag, blieben Erfolge bislang aus: Allein Südamerika verliert jährlich vier Millionen Hektar Wald pro Jahr. Afrika knapp über drei Millionen Hektar.

Ein Quäntchen mehr Aufmerksamkeit und symbolträchtige Aktionen kann das Thema Waldschutz also vertragen. Klugerweise belässt es der WWF nicht dabei. Denn der Wald verschwindet nicht einfach so, sondern auch durch unseren Konsum. Und so rechnen die Naturschützer vor, dass die Deutschen in den letzten Jahren im Schnitt 235 Kilo Papier jährlich verbrauchten. Damit liegt Deutschland EU-weit an der Spitze. Laut UN-Experten liegt der Grundbedarf an Toilettenpapier, Zeitungen oder Schulheften lediglich bei spartanischen 40 Kilogramm.

Der Wald bleibt natürlich nicht nur für Papier auf der Strecke, sondern auch um den wachsenden Bedarf an Fleisch, Futtermitteln, Holz oder Bioenergie zu decken. Aber immerhin gewichtige 40 Prozent des industriell geschlagenen Holzes werden zu Papier verarbeitet. Soll heißen: Aus fast jedem zweiten Baum wird heute Papier.

Allein 30 Kilogramm Werbeprospekte landen jährlich in deutschen Briefkästen. Das sind 1,3 Millionen Tonnen Papier. Ein Aufkleber: „Bitte keine Werbung“ würde diese Flut verringern. Sieben Milliarden Papier-Küchenrollen helfen beim Putzen. Schwammtücher wären ein Ersatz . Und vielleicht am beeindruckensten: Für den Kaffee unterwegs dienen sechs Milliarden Pappbecher. Ein Thermobecher täte es auch. Nur durch diese letzte Mini-Aktion müssten rund eine halbe Million Bäume weniger gefällt werden.

Eigentlich wissen wir doch, dass in allen diesen Wegwerfprodukten Wald steckt, oder? Fragt sich, warum uns simple Aktionen im Alltag so schwerfallen? Unterm Strich – das zeigen die neuen WWF-Statistiken – reden wir gerne über Umweltschutz, konsumieren aber ständig mehr. Etwa Papier. Als sei der ganze grüne Lebensstil nur eine Art Zuschauersport und nicht essentiell für ein modernes und aktives Bürgertum, das den sorgsamen Umgang mit begrenzten Ressourcen im Sinn hat.

 

Energie Sparen als Straßenschlacht

Revolution in den Straßen Berlins: Die Aktivisten von vic-venture laden zum Energy Streetfight ein. Die Idee ist simpel und genial: Alle Bewohner der Stargarder Straße, einer beliebten Shopping-und Wohnstraße im Prenzlauer Berg, können an einem Energiespar-Wettbewerb teilnehmen.

Gespielt wird Wohnhaus versus Wohnhaus – macht ingesamt rund 90 Häuser mit 1500 Wohnungen und 130 Geschäften. Jedes Wohnhaus-Team bekommt im kommenden Frühjahr etwa vier bis fünf Monate Zeit, um  seine Stromrechnungen als Kollektiv zu reduzieren – wer die größte Einsparung macht, hat gewonnen.

Das erste Feedback der Kiezbewohner ist überraschend positiv, erzählt Mitinitiator Benedikt Foit. Sein Ziel: Energiesparen soll Spaß machen. Und am Ende rechnet es sich natürlich auch – nicht nur für die Spielteams, sondern auch für das kleine Start-up. Das will die Spieleidee dank eines Zuschusses des Förderprogramms „Überlebenskunst“ zu einer Geschäftsidee ausbauen und auch auf andere Städte übertragen.

 

ZEIT ONLINE Talk „Ökos 2.0“

Umwelt- und Klimaschützer zieht es ins Netz: Greenpeace bloggt über Demos und organisiert Aktivisten in seinem Portal GreenAction, Campact kann in Sekundenschnelle Atomkraftgegner über seinen E-Mail-Verteiler mobilisieren und Blogger Ole Seidenberg von der Agentur Nest kommentiert die Klimaschutzverhandlungen live vor Ort.

Wie verändert das Netz die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen und Klimaaktivisten?  Und was genau machen Verbraucherportale wie Utopia und wie wichtig sind sie? Darum drehte sich heute der ZEIT ONLINE Talk auf Deutschlandradio Wissen, wo ich mit Vertretern von Greenpeace, Campact und dem Socialblogger Ole Seidenberg diskutierte.

Eines der Ergebnisse: Das Internet ist nur Mittel zum Zweck – es geht nicht nur darum, Onlinepetitionen zu unterschreiben, sondern am Ende die Leute zu mobilisieren, selbst aktiv zu werden.

Wer die einstündige Livesendung um 11 Uhr verpasst hat: Hier gibt´s den Podcast zum Nachhören…- auch ein kurzes Reinschnuppern von fünf Minuten lohnt ;-)

 

Heut` ist „Earth Day“ – auf Radio1

Seit  40 Jahren findet nun schon am 22. April der „Earth Day“ statt, der Tag für Klima- und Umweltschutz, mit Konzerten, Demos und Prostesten weltweit. Und selbst der öffentliche Rundfunk ist diesmal dabei: Radio1, das Berliner „Radio für Erwachsene“ widmet heute sein gesamtes Programm dem Earth Day. Die Nachrichten drehen sich heute um kritischen Konsum, nachhaltiges Wachstum und all die anderen Themen, die sonst leider zu kurz kommen.Mit der ersten Radio-Demo für die besten Weltverbesserungsideen.

Rein hören lohnt sich- auch mal kurz auf der Arbeit. Live on Demand, der Radioday „Schöne Neue Welt“.

 

Australien: Das Öko-Big Brother Projekt

Auf eine smarte Idee ist die Regierung im australischen Bundesstaat South Wales gekommen: Im ehemaligen olympischen Dorf bietet sie jungen Familien jetzt ein Jahr lang mietfreies Wohnen an, auch die Kosten für Strom und Wasser werden übernommen.

Na, da muss es doch einen Haken geben, denken Sie? Genau. Der Deal geht wie folgt: Die neuen Mieter ziehen in ein „smart home“ ein: Auf dem Dach die Solaranlage, vor der Tür ein Elektroauto, eine effiziente Gastherme im Keller, die gesamte Elektronik im Haus ist energieeffizient und lässt sich via iPhone fernsteuern.

Die junge Familie wird tagtäglich durchleuchtet: Energieverbräuche und Gewohnheiten werden dokumentiert, manchmal wird ein Filmteam auftauchen, ein Blog ist geplant, eine Internetseite. „Wir brauchen eine Familie mit Sinn für Humor und Geduld“, wird der Energieminister in australischen Medien zitiert.

Die Regierung und der Energieversorger Energy Australia erhoffen sich vor allem praktische Erfahrungen über den neuen, grünen Alltag. Für die Familien lohnt es sich: 32.000 australische Dollar sparen sie,  Energy Australia rechnet mit durchschnittlichen Energieeinsparungen von rund 20 bis 50 Prozent. Die Bewerbungsfrist läuft Ende Februar aus – und die Nachfrage soll immens ein.

Und ein solches Projekt in Australien, dem Land, das erst kürzlich seine Pläne zum CO2-Emissionshandel gestrichen hat

 

Kinder für´s Klima

Was Felix Finkbeiner auf die Beine gestellt hat, hat mich wirklich beeindruckt. Der Knirps ist gerade einmal zwölf Jahre alt, hat aber definitiv bereits mehr für´s Klima getan als ich. Vor zwei Jahren – sprich: mit zehn Jahren – hat er die Schülerinitiative „Plant for the Planet“ gegründet. Das Ziel: In jedem der Land der Erde pflanzen Kinder eine Million Bäume, um etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Felix hat einen riesigen Erfolg, jede Menge Schulen und Kitas  machen bereits mit. Mehr als 1,1 Millionen Bäume haben Kinder ihm weltweit bereits versprochen, mehr als 680.000 sind bereits gepflanzt. Inzwischen jettet Felix rund um die Welt und hält sogar Vorträge vor der chinesischen Regierung. Auf Englisch, selbstverständlich. Hier der Beweis:

Und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet:

„In China halte ich einen Vortrag“, sagt Felix. Er sitzt aufrecht am Tisch eines Zugabteils. Aufmerksam und unaufgeregt hört er zu, seine Antworten kommen prompt. „Ich erzähle dort, was wir Kinder machen“, erklärt er und fügt hinzu: „Wir Kinder fühlen uns verarscht.“


 

Carrotmobs: Der positive Boykott

Die Idee der Carrotmobber finde ich simpel und genial: Sie stürmen seit jüngster Zeit „gute Läden“ und shoppen sie leer. Damit belohnen sie Unternehmer, die etwa radikal in Energieeffizienz investiert haben. Am 12. Dezember trifft es diesmal den Naturkostladen Andersch in Frankfurt am Main, wo Achim Andersch rund 75 Prozent seines Umsatzes in Energiesparmaßnahmen investiert hat. In Berlin durfte sich bereits Ende Oktober der Schnellimbiss „eve & adam´s“ über den Ansturm von 500 Gästen und ein Zusatzgeschäft von mehr als 2300 Euro freuen. In Bielefeld entsorgte ein Bioladen mit dem ungeahnten Geldsegen 15 Jahre alte Kühltruhen. Aufgekommen ist die Bewegung übrigens in den USA, via facebook und twitter dauerte es nicht lange, bis sie auch in Europa ankam.  Wie lobt das Time Magazin: „Carrotmobs are cooler than boycotts“. Stimmt!