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Japans Atom-Revival

Am Mittwoch hat Japan schwuppsdiwupps die Rückkehr zur Atomkraft hingelegt: Die Atomaufsicht erklärte die zwei abgeschalteten Atomreaktoren Sendai 1 und Sendai 2  in einem 400 Seiten starken Prüfbericht für sicher. Damit ist zumindest schon mal theoretisch die Grundlage gelegt, dass die Meiler wieder ans Netz können. Die Praxis sieht anders aus: Auf der einen Seite soll die Bevölkerung stärker involviert werden. Auf der anderen Seite will auf Seiten der Verwaltung wohl niemand den Kopf hinhalten, wenn Atommeiler wieder ans Netz gehen – also wird es wohl eine Entscheidung von höchster politischer Ebene sein.

Ganz aktuell sind alle 50 Atomkraftwerke in Japan zurzeit nicht am Netz (was ja nicht dazu geführt hat, dass dieses hochindustrialisierte Land komplett lahmgelegt ist). Zwei Meiler waren zwischenzeitlich im vergangenen Jahr am Netz. Weiter„Japans Atom-Revival“

 

Super-Stromkabel als Stromspeicher

So beeindruckend die Idee der Energiewende ja auch ist – an einer wichtigen Stelle hakt es: Wohin mit all dem wunderbaren Ökostrom, wenn es gerade keine Nachfrage gibt? Speichern wäre toll, klar. Aber wenn es um die Details geht, wird es kompliziert: Müssen wir den Ökostrom zum Speichern erst aufwändig ins Ausland schaffen? Wie bekommen wir ihn möglichst effizient in Batterien für Elektroautos?

Aus Florida kommt jetzt eine neue Idee. Ein Team der Universität in Orlando hat im Labor ein Stromkabel entwickelt, das nicht nur Strom transportiert, sondern ihn zugleich auch speichern soll. Weiter„Super-Stromkabel als Stromspeicher“

 

Die Crowd entdeckt die Solarstraße

Okay, manche Amerikaner lieben es wirklich schrill.
Ich sage nur: „Solar FREAKIN‘ Roadways“ und empfehle die ersten Minuten dieses Videos:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=qlTA3rnpgzU&w=580&h=315]

Hinter Solar Roadways steckt ein kleines Start-up aus Idaho, das mal eben die Straßen revolutionieren will. Es baut kleine, sechseckige Solarpanelen unter extra hartem Spezialglas, das sogar das Gewicht von LKW aushalten soll.

Die Idee: Statt Straßen aus Beton zu bauen, wollen Scott und Julie Brusaw Solarpanele verlegen. Diese produzieren Ökostrom (wenn alle Straßen in den USA mit Solarpanelen gebaut würden, ließe sich dreimal so viel Strom produzieren wie die USA gerade verbrauchen, will Scott Brusaw überschlagen haben). Außerdem sollen die Straßen auch noch sicherer sein, weil sie beheizt und mit LED-Leuchten ausgestattet sind. So sollen keine Unfälle mehr bei Glatteis oder mit Tieren passieren. In dem Straßenpaket ist zugleich auch noch ein Kanal für Datenkabel und ein Abwassersystem integriert. Die Brusaws sprechen von smarten Straßen.

Seit Ende April präsentiert das Paar auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo seine Idee. Eine Million US-Dollar wollen die beiden von Investoren einsammeln, um aus dem Prototypen-Stadium herauszukommen. Und die Crowd? Ist komplett fasziniert und hat bereits mehr als 1,8 Millionen Dollar spendiert (vielleicht lag das auch daran, dass es für eine Spende von 100 US-Dollar eine selbstgebastelte Lampe aus Solarzellen-Bruchstücken aus der Produktion gab). Solar Roadways ist damit die vierterfolgreichste Kampagne auf Indiegogo. Wegen des Erfolgs haben die Brusaws das Projekt auf der Plattform jetzt verlängert.

Was mir an der Idee gefällt, ist der Gedanke, dass wir wirklich noch mehr aus Straßen rausholen können. Der niederländischen Designer Dan Rosegaard experimentiert ja auch gerade mit schlauen Straßenmarkierungen. Das Konzept der Brusaws geht noch einen Schritt weiter, hier geht es nicht nur um Markierungen, sondern in den Solarpanelen sind eben auch gleich Mikroprozessoren verarbeitet.

Was leider nicht wirklich klar wird: Wie viel kostet denn nun eines dieser sechseckigen Solarpanele? Sicherlich ist es noch weit davon entfernt, sich in irgendeiner Weise zu rechnen. Und ergibt die Idee überhaupt in der Gesamtbilanz Sinn? Die Solarzelle muss ja erst einmal die Energie produzieren, die für ihre Beheizung und für die Mikroprozessoren gebraucht wird. Und dass sich jetzt Parkplätze anbieten als Installationsorte, auf denen ja am Ende Autos stehen und so die Solarzelle beschatten, ist auch nicht sofort überzeugend.

Kaum überraschend, dass die Community im Netz die Solar Roadways kontrovers diskutiert. „Why the Solar Roadways Project on Indiegogo is Actually Really Silly„, ist da noch ganz freundlich formuliert.

Hier übrigens ergänzend – Danke an die Kommentatoren unter diesem Blog – das Video der Kritiker: U.a. Wie bremst man überhaupt auf dem Belag?

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=H901KdXgHs4&w=580&h=315]

 

Weltgrößter Solarpark geht in Arizona ans Netz

Solarpark Agua Caliente © NRG Solar
Solarpark Agua Caliente © NRG Solar

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Unternehmen kennt offenbar nur den Superlativ: Vor wenigen Tagen hat NRG Solar, eine Tochter des US-Energiekonzerns NRG, in Arizona den „weltweit größten, einsatzfähigen Solarpark“ fertiggestellt. Agua Caliente ist eine gigantische Fläche von Solarmodulen, irgendwo in der Öde zwischen den Städten Yuma und Phoenix.

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Macht die Straßen smarter

Die N329 ist, so zeigt es zumindest Google Maps, eine 0815-Landstraße durch die wunderbare Pampa der Niederlande. Bislang. Denn seit einigen Tagen könnte diese Langeweile-Landstraße das Verkehrswesen revolutionieren: Auf einer Strecke von zwei Mal 500 Metern hat das niederländische Designbüro Studio Roosegaarde zusammen mit der Firma Heijmans die Randstreifen neu präpariert. Von der Straße der Zukunft schwärmt bereits das Designbüro.

Die Straße ist nun am Rand mit einer fluoreszierenden, grünen Farbe bemalt, die sich über Tag auflädt und dann in der Nacht leuchtet. So macht sie Straßenlaternen überflüssig, das spart Energie und damit Kosten. Die Idee ist schon länger in der Welt, aber nun sind tatsächlich die ersten Straßenkilometer bepinselt. Selbst die niederländische Umweltministerin kam zur Einweihung des smarten Highways vorbei. Weitere Projekte sind schon in der Pipeline. Markierungen auf der Straße könnten etwa nur auf Temperaturen reagieren. Wenn es friert, leuchten bemalte Schneeflocken als Warnzeichen auf.

© Studio Roosegaarde
© Studio Roosegaarde

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was mich an der N329 fasziniert, ist die große Frage dahinter: Wer profitiert eigentlich von Innovation? Der Designer Dan Roosegaard hat dazu ganz eigene Vorstellungen. Bislang sei es so, dass nur Autos optimiert beziehungsweise nachhaltiger werden: Tesla baut HighEnd-Wagen, BMW bringt schicke Elektrowagen auf den Markt. An Autos würden wir herumschrauben, weltweit würden sich die Konzerne Gedanken über die Autos der Zukunft machen – aber die Straßen verharren designmäßig im Mittelalter. „Innovation darf nicht nur für die Elite sein, für die happy few„, sagt Roosegarde. Es gehe darum, kollektive Güter besser zu machen, also das, was wir gemeinsam nutzen oder nutzen könnten: eben Straßen, erneuerbare Energien. Mal schauen, wie das in der Realität klappt. Die N329 wird wertvolle Hinweise liefern.

 

Die dünnste Solarzelle der Welt

Mikroskopbild von Wolframdiselenid, mit Elektroden-Anschluss © TU Wien
Mikroskopbild von Wolframdiselenid, mit Elektroden-Anschluss © TU Wien

 

 

 

 

 

 

 

 

Bislang gehörte Wolframdiselenid nicht zu meinem aktiven Wortschatz. Das könnte sich jetzt ändern, denn das Material hat dieser Tage für eine kleine Sensation gesorgt. Wissenschaftlern der TU Wien ist es gelungen, aus dem Material eine ultradünne Solarzelle herzustellen.  Sie ist nur drei Atome dick: Eine Schicht Wolfram-Atome, die oberhalb und unterhalb mit Selen-Atomen verbunden ist. Das entspricht nur winzigen 0,7 Nanometern. Dünner geht´s bislang nicht, sagen die Forscher: Ihr Wolframdiselenid wäre die dünnste Solarzelle der Welt.

Das Material absorbiert Licht, das sich in elektrische Leistung umwandeln lässt. 95 Prozent des Lichts lässt es zwar durch – doch von den verbleibenden fünf Prozent kann ein Zehntel in elektrische Leistung umgewandelt werden. Der interne Wirkungsgrad des Materials ist also relativ hoch.

Der Charme: Weil das Material so lichtdurchlässig ist, könnte man es auf Glasfassaden aufbringen, die dann Solarstrom erzeugen könnten. „Das Material ist günstiger als das bisher eingesetzte Silizium und man braucht weniger davon“, sagt Thomas Müller vom Institut für Photonik. Die Solarzelle wäre zudem viel leichter. Außerdem sei das Material nicht spröde wie Silizium, sagt Müller. Daher ließen sich auch flexible und biegsame Solarzellen herstellen.

Und es gibt noch einen Clou: Wolframdiselenid  kann nicht nur Sonnenlicht in Strom umwandeln. Es geht auch in die andere Richtung: Das Material selbst kann auch mit Strom zum Leuchten gebracht werden. So könne man eines Tages dünne, flexible Displays herstellen oder gar leuchtende Wände oder großflächig-diffuse Raumbeleuchtungen, sagt Müller.

Bis es allerdings die ersten Wolframdiselenid-Solarzellen im Baumarkt gibt, wird es wohl noch einige Jahre dauern. Bislang forschen die Wissenschaftler im Labor und können nur winzige Flocken herstellen. Nächstes Etappenziel: Ein ein Quadratzentimeter großes Stück Wolframdiselenid. Vom Solarmodul ist man also noch weit entfernt.

 

 

Schwimmendes Windrad soll Kosten senken

© Gicon
© Gicon

Die ersten Tests sind erfolgreich geschafft, nun soll in den kommenden Monaten vor Stralsund die erste Pilotanlage gebaut werden: Das Ingenieurbüro Gicon aus Dresden hat ein schwimmendes Offshore-Windrad entworfen, das die Kosten der Windenergie auf See senken soll. Das Windrad wird nicht in den Meeresboden gerammt, sondern treibt mithilfe von Schwimmkörpern auf dem Wasser und ist nur auf dem Meeresboden vertäut.

Die Idee hat einen gewissen Charme, denn im Unterschied zu den bisherigen Systemen muss man das Windrad nicht erst auf hoher See und im Zweifelsfall bei schlechtem Wetter installieren, sondern kann die Türme und Turbinen bereits an Land zusammenbauen und es dann aufs Meer hinausziehen. Bisher werden erst die Fundamente in den Meeresboden gerammt und später dann die Turbinen oben installiert. Das würde nun wegfallen.

Man habe wegen des „niedrigeren Installations- und Wartungsaufwands“ großen Wettbewerbsvorteil, sagt ein Gicon-Sprecher. Und je tiefer die Gewässer, desto größer der Kostenvorteil. Mit einer 6-Megawatt-Turbine könne man eines Tages die Kilowattstunde Ökostrom für neun Cent produzieren – und in der Serienproduktion sei noch eine Kostenersparnis von bis zu 30 Prozent drin. „Das ist ein internationaler Spitzenwert“, so der Sprecher. Zum Vergleich: Zurzeit wird Offshore-Windstrom im aktuellen Stauchungsmodell mit rund 19 Cent vergütet – das wäre also ein gutes Geschäft, wenn ein solches Windrad sofort ans Netz gehen könnte.

Für Deutschland kommen solche Ideen wohl zu spät, auch wenn das Interesse von Offshore-Windplanern groß sei. Die bisherigen Projekte draußen auf der Nordsee sind angestoßen, die Fundamente – ob als Turm oder Stahlgestell oder Dreibein – sind schon lange bestellt. Solche Projekte, die schnell ein Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro umfassen, haben eine extrem lange Anlaufzeit. Und nun streicht der neue Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes die Ausbaupläne auf See zusammen. Dass wir in den kommenden zehn Jahren noch schwimmende Offshore-Windräder vor Helgoland sehen, ist unwahrscheinlich.

Seit einigen Tagen hat Gicon nun auch ein Patent für den US-Markt – und hofft dort vor allem auf ein gutes Geschäft. Bislang gibt es dort keinen einzigen großen kommerziellen Windpark, doch einige Unternehmen arbeiten mit Hochdruck an Projekten. Das bekannteste ist Cape Wind, eine Offshore-Windfarm mit 130 Turbinen vor der Ostküste, die kürzlich eine wichtige Genehmigungshürde nahm. Was die geologischen Voraussetzungen angeht, seien die US-Küsten perfekt für die schwimmenden Windräder, so Gicon: Nach Angaben des National Renewable Energy Laboratory würden mehr als zwei Drittel der guten Windstandorte an Ost- und Westküste in Wassertiefen von mehr als 60 Metern liegen.

 

Verwirrung ums Fischstäbchen

Wer Fisch essen will, ohne zur Überfischung beizutragen, hat es schwer. Die richtige Auswahl zu treffen, wird immer komplizierter. Das zeigt der am Donnerstag von Greenpeace vorgestellte Fischratgeber 2014. Einmal im Jahr präsentiert Greenpeace diesen Einkaufsführer, der Verbrauchern die Entscheidung für möglichst nachhaltig gefangenen Fisch erleichtern soll.

Die gute Nachricht: Manche Bestände erholen sich. Zum Beispiel die von Kabeljau. Der galt bisher als gnadenlos überfischt, doch jetzt empfiehlt Greenpeace den Kauf von Kabeljau aus dem Nordostatlantik wieder – unter der Voraussetzung, dass der Fisch dort mit Grundlangleinen gefangen wurde. Auch Kabeljau aus dem Nordostpazifik ist okay. Von Kabeljau aus anderen Regionen sollten die Verbraucher aber weiterhin die Finger lassen.

„Nur eine differenzierte Betrachtung ermöglicht Empfehlungen“, schreiben die Macher des Fischführers, „Pauschale Ja- oder Nein-Urteile pro Art sind weder korrekt, noch tragen sie zum Schutz der Fischbestände bei.“ Weiter„Verwirrung ums Fischstäbchen“

 

Winzige Windräder fürs Handy

Mikro-Windrad auf einem US-Penny © Universität Arlington
Mikro-Windrad auf einem US-Penny © Universität Arlington

Smitha Raos Leidenschaft misst sich in Millimetern. Die Wissenschaftlerin an der Universität Texas in Arlington hat stromproduzierende Mikro-Windräder erfunden, die nicht einmal 1,8 Millimeter groß sind. Ihre Idee: Wer Hunderte dieser Windräder etwa auf einer Handyhülle installiert, könnte den Handy-Akku damit aufladen, indem er das Telefon für einige Minuten in der Luft schwenkt. Die Windräder sind so klein, dass auf einem Reiskorn etwa zehn Stück Platz finden könnten.

Noch steckt die Idee in der Anfangsphase, aber die Mini-Windräder wurden im vergangenen Jahr bereits erfolgreich im Labor getestet. Rao hat als Material eine Nickel-Legierung gewählt, weil sie besonders widerstandsfähig ist. „In der Regel haben solche mikro-elektronischen, mechanischen Systeme das Problem, dass das Material zu spröde ist“, zitiert die Uni Rao in einer Pressemitteilung. Das sei bei ihrem Material nicht der Fall.

Schon jetzt hat ein taiwanesisches Unternehmen Interesse an der Technologie angemeldet. WinMEMS ist spezialisiert auf die Produktion von winzigen 3-D-Strukturen, etwa im medizinischen Bereich, und hat zusammen mit der Uni in einem Pilotprojekt gezeigt, dass sich so kleine Windräder tatsächlich auch drehen. Hier das Beweisvideo:

Fragt sich nur, wie realistisch der Einsatz solcher Windräder im Alltag ist. Wahrscheinlich ist es praktikabler, sie etwa an geschützten Hauswänden für die Stromherstellung zu installieren als auf einer Handyhülle, die ständig in Handtaschen herumrutscht. Entscheidend wird natürlich auch sein, wie viel Energie diese kleinen Flügel tatsächlich produzieren können, leider gibt es bislang keine Angaben. Ein Kostenproblem sehen die Macher nicht, die kleinen Windräder seien optimal für die Massenfertigung. Na, mal schaun.

 

Der Luna Ring soll Solarstrom vom Mond liefern

Was ich an den Japanern mag, ist ihre extreme Technikbegeisterung. Jüngstes Beispiel ist Shimizu, einer der größten Baukonzerne Japans (operativer, geplanter Gewinn: 90 Millionen Euro in 2013). Das Unternehmen will – ernsthaft – einen riesigen Solaranlagen-Gürtel namens Luna Ring entlang des Mond-Äquators bauen. Hier ein Video des Chefs des Entwicklungssparte von Shimizu, Tetsuji Yoshida, der die Pläne ganz seriös erklärt:

Die Idee in Kurzform: Ein bis zu 400 Kilometer und 11.000 Kilometer breites Band aus Solaranlagen soll einmal komplett den sich drehenden Mond umspannen. Es produziert auf der sonnenzugewandten Seite Solarstrom, der mithilfe von Kabeln auf die der Erde zugewandte Seite transportiert wird.

Mithilfe von Mikrowellen und Lasern wird der Strom wiederum zur Erde geschickt und dort in riesigen Konvertern umgewandelt. Nach Angaben des britischen Telegraphs ließen sich so 13.000 Terawattstunden Solarstrom produzieren. In welchem Zeitraum ist allerdings unklar (zum Vergleich der deutsche Strombedarf: rund 500 Terawattstunden im Jahr). Spätestens im Jahr 2035 lasse sich, so Shimizu, ein solches gigantisches Energieprojekt realisieren.

Nun lässt sich das alles leicht als Humbug abtun. Spielt man die Pläne einmal durch, stößt man nur auf Probleme: Wie soll sich der Mond in eine gigantische Energiewenden-Baustelle verwandeln? Werden künftig Astronauten-Bautrupps im Schichtdienst auf dem Mond Betonmischer rühren? Wie steht es um die Eigentumsrechte? Und überhaupt: Die letzte bemannte Mondmission war im Jahr 1972. Damals haben wir dort oben das Sammeln von Gesteinsbrocken perfektioniert. Eine Baustelle im Weltall zu unterhalten und ein Technikprojekt zu warten, das ist wohl eine andere Liga.

Mir gefällt allerdings an dem Projekt, an dem Shimizu bereits seit Jahren feilt, das Visionäre. Shimizu präsentiert den Luna Ring gleich zu Beginn auf seiner Homepage unter der Rubrik „Träume“. Dort gibt es noch andere abgefahrene Ideen wie etwa eine künstliche, schwimmende Öko-Insel.

Auch wenn das Konzept extrem unrealistisch ist und vielleicht auch einfach gar keinen Sinn macht: Wann haben deutsche Konzerne mal nicht über die Energiewende geklagt, sondern einfach mal unkonventionelle Ideen präsentiert? Das kann gerne als Aufruf verstanden werden: Her mit den Präsentationen: marlies.uken@zeit.de