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Offshore-Wind: auf der Suche nach dem besten Lärmschutz

Es ist wohl das klassische Dilemma: Da baut Deutschland mit einem riesigen Aufwand Windanlagen auf hoher See, um seine Energieversorgung langfristig auf Ökostrom umzustellen. Auf der anderen Seite bedeutet das  Eingriffe ins Ökosystem Meer – bei denen allerdings die Fachwelt noch unsicher ist, wie gravierend sie sind. Klimaschutz versus Naturschutz: kein einfaches Unterfangen.

Der Schweinswal treibt da zurzeit heftig die Offshore-Branche um. Wie bekommt man es hin, dass er nicht langfristig vertrieben wird von den lauten Rammarbeiten am Meeresboden und auch nicht gleich taub wird. Am heutigen Donnerstag hat die Branche eine erste Bilanz der verschiedenen Schallschutzmethoden vorgestellt. Das Projekt kostete rund vier Millionen Euro.

Das Positive vorweg: Vom „Großen Blasenschleier“, bei dem ein Mantel aus Luftblasen die Schallwellen abfängt, bis zu Dämmschalen und Schlauchvorhängen: Alle Methoden sind wirksam und mindern den Lärm um im Schnitt neun Dezibel.

Das Problem ist nur, dass das nicht ausreicht, um den gesetzlichen Grenzwert von 160 Dezibel zu garantieren. Die Unternehmen und Institute formulieren es diplomatisch:

„Damit konnte eine deutliche Annäherung an den Schall-Emissionsgrenzwert von 160 Dezibel in 750 Meter Entfernung um die Schallquelle herum erreicht werden.“

Für die Offshore-Firmen ist das Thema nicht nur, salopp gesagt: pille palle. Wenn sie die Schallschutzgrenzen nicht einhalten, kann das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie im Ernstfall sogar den Bau des Windparks untersagen. Zudem bedeuten die Schallschutzmaßnahmen enorme Kosten für sie. Denn für jeden Pfahl, den sie in den Meeresboden rammen, müssen sie zurzeit mit gewaltigem Aufwand auch ein Schallkonzept entwickeln – und das ja parallel zu den normalen Bauarbeiten. Kein einfaches Unterfangen.

Noch ist unklar, welche Technologie sich langfristig durchsetzen wird. Zurzeit setzen die Firmen vor allem auf den Luftblasenschleier, er ist „state of the art“. Doch er hat ein Problem – und das liegt in der Natur der Sache: Die Luftblasen verwirbeln und verändern sich, je nach Windstärke und Wellengang. Das bedeutet also, dass weitere Forschung nötig ist.

Wissenschafler kritisieren da wohl zu recht, dass sie gerade bei der Offshore-Windenergie aktuell nicht ausreichend Zeit haben, die ökologischen Folgen zu analysieren und zu bewerten. Was passiert mit dem Meeresboden, wenn sich langfristig mehr als 5.000 Windanlagen zukünftig in der Nordsee drehen sollen? Welche Folgen hat das auf die Biodiversität, nimmt sie zu, nimmt sie ab? Und eben: Wie wird´s dem Schweinswal mit den Windrädern gehen? Die Energiewende, sie ist zumindest in Teilen wohl gerade eine Operation am offenen Herzen. Aber anders lässt sie sich wohl auch nicht realisieren.

 

Trinkwasser Sammeln mit dem Windrad

Copyright: Eole Water
Copyright: Eole Water

Manchmal gibt es ja in diesem Wimmelfeld Grüne Technologien Ideen, bei denen man denkt: Stimmt, warum ist da eigentlich noch keiner drauf gekommen? Heute: das Wasser sammelnde Windrad. Der Franzose Marc Parent hat jetzt ein Windrad entwickelt, das einen Teil der erzeugten Energie dazu nutzt, Feuchtigkeit aus der Luft zu sammeln. Inspiriert dazu hat ihn seine Klimaanlage, die nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert und mit der er eine eine Zeitlang Trinkwasser in der Karibik sammelte. Zwei Millionen Euro hat er mit der Firma Eole Water bislang investiert, sie hält zwei Patente auf die Technologie und arbeitet unter anderem laut Referenzliste mit Firmen wie Siemens zusammen.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht seit vergangenem Herbst in der Nähe von Mussafah die Pilotanlage, ein Windrad mit einer Kapazität von 30 Kilowatt. Die Anlage zieht an der Spitze der Turbine Wind mit Hilfe von Ventilatoren ein. Die Luft wird entlang des Generators geleitet. Da sie immer auch Feuchtigkeit enthält, kondensiert das Wasser – wie morgens nach dem Duschen, wenn der Badezimmerspiegel beschlägt. Das Kondenswasser wird gereinigt und landet in stählernen Tanks.

Copyright: Eole Water
Copyright: Eole Water

Ausgelegt ist die Anlage für bis zu 1.000 Liter am Tag. Das schafft sie allerdings noch nicht, die Pilotmühle  komme auf etwa 500 bis 800 Liter, so  Thibault Janin von Eole Water. Wegen Stress mit dem örtlichen Flughafen dreht sie sich auch nicht nicht in der Luft, sondern bislang am Boden.

Aber immerhin. Solche Ideen sind natürlich interessant für Staaten, die weder über eine funktionierende Strom- noch Wasserversorgung verfügen. Und gerade solche Länder haben ein Interesse, ihre Trinkwasserversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Bislang verschlingen etwa die riesigen Entsalzungsanlagen in der Golfregion ja enorme Mengen an Energie, um Meereswasser aufzubereiten. Eines gibt es aber dort in der Regel in Überfluss: Sonne und Wind. Nun gilt es, sie zu nutzen. Und den Prototyp günstiger zu machen. Der kostet nämlich laut Eole Water zurzeit noch mindestens eine halbe Million Euro. Aber langfristig sei der Preis halbierbar. Mal schauen.

 

 

Wenn´s sonst keiner macht: Windmüller bauen eigene Stromleitungen

Es klingt nach einem „Pfff, dann machen wir’s eben selbst“: Die ersten Windpark-Betreiber bauen inzwischen ihre eigenen Stromleitungen, um den Ökostrom von Windparks abzutransportieren und ins Stromnetz einzuspeisen. Das Besondere daran ist: Kein Privathaushalt oder Gewerbebetrieb hängt an diesen Stromleitungen. Es sind reine Einbahnstraßen, der Strom kann nur zum Übertragungsnetz abtransportiert werden.

Normalerweise speisen Windparks ins Verteilnetz ein, an das Haushalte und Unternehmen angeschlossen sind und das daher gewisse Sicherheitsstandards für einen möglichen Blackout erfüllen muss (Ich sag‘ nur (n-1)-Sicherheit, aber das führe ich hier lieber nicht aus). Das müssen die neuen Einspeisenetze nicht – und das macht sie, obwohl sie Erdkabel sind, günstiger. Zu ihnen präsentierte der Bundesverband Windenergie heute eine passende Studie und titulierte die Idee Mosaikstein im Gesamtbild Energiewende.

Das längste Öko-Einspeisenetz in Deutschland hat inzwischen der Windparkbetreiber Enertrag für sein Kraftwerk Uckermark errichtet. Das sei schneller und günstiger, als den Ausbau des Verteilnetzes abzuwarten. Rund 600 Kilometer Erdkabel hat Enertrag verlegt.

Wir wollten das Heft selbst in die Hand nehmen und uns unabhängig von regionalen Verteilernetzen machen“, sagt Enertrag-Vorstand Jörg Müller.   

Bislang hat das Unternehmen die Kosten, mehr als 35 Millionen Euro, aus eigener Kasse finanziert. Allerdings hört man auch hier den Ruf nach finanzieller Unterstützung. Die Branche fordert eine Umlage auf den Strompreis, ähnlich den Netzentgelten, um die neuen Einspeisenetze zu finanzieren.

Aber ob’s die wirklich geben wird? EEG-Umlage und Netzentgelte haben wir ja bereits auf den Strompreis. Nun ist auch noch eine Art Offshore-Umlage im Gespräch. Dass sich die Politik dann auch noch zu einer Einspeisenetz-Umlage hinreißen lässt – wohl kaum.

 

Höhenwindanlagen, der jüngste Coup der Windmüller

Copyright: NTS
Copyright: NTS

Wat es alles gibt, oder? Die Windmüller starten jetzt in die nächste Liga: Sie wollen die besseren Windverhältnisse in – Achtung – 300 bis 500 Metern Höhe ausnutzen. Das Unternehmen NTS aus Berlin entwickelt dafür zurzeit die erste Höhenwindanlage in Deutschland. Dabei bewegen hoch am Himmel ziehende Drachen kleine Fahrzeuge auf einem Schienenkreis am Boden. Es ist sozusagen die Skysails-Idee fürs Land. Ein Kite soll eine Kapazität von etwa einem Megawatt schaffen. Die Effizienz sei wegen der besseren Ausbeute bis zu drei Mal höher als bei den herkömmlichen Windrädern.

NTS ist inzwischen sogar aus der Zukunftsvisionsphase heraus. In Mecklenburg-Vorpommern hat das Unternehmen in der Gemeinde Friedland eine erste Testanlage gebaut, die 400 Meter lang ist. Die Entwicklungskosten liegen im einstelligen Millionenbereich, die Berliner Förderbank IBB unterstützt das Projekt. Der Geschäftsführer des Start-Ups gibt sich optimistisch, bislang erfülle der Testbetrieb alle Erwartungen, so Uwe Ahrens.

Wie also genau funktioniert die Technik? Die Idee ist, die stärkeren Winde dort oben besser auszunutzen, NTS schwärmt sogar von grundlastfähigem Strom. Die Kites ziehen die kleinen Fahrzeuge  auf den Schienen immer in der Runde. Dabei erzeugen Generatoren Strom und speisen ihn ins Netz ein. Wenn es keinen Wind gibt oder die Fahrzeuge gerade auf einem Abschnitt unterwegs sind, auf dem der Wind aus der falschen Richtung bläst, übernehmen die Schienenfahrzeuge den Antrieb und ziehen die Kites. Auch wenn das wiederum Energie verbraucht: Das sei vergleichsweise wenig, sagt NTS. So sollen die Kites in der Luft gehalten werden. So funktioniert übrigens auch der Start der Kites: Die Mini-Fahrzeuge ziehen die Drachen in die Luft hoch. Es ist das gleiche Prinzip wie beim Drachensteigen, die ersten Meter muss man eben selbst rennen.

Teststrecke in Friedland, Copyright: NTS
Teststrecke in Friedland, Copyright: NTS

Eine Herausforderung ist, das wird gleich klar, der Flächenbedarf an Land und in Luft. Über der Anlage können Flugzeuge nur eingeschränkt fliegen, schließlich sind die Drachen auf bis zu 500 Metern Höhe unterwegs. Und damit sich nichts vertüddelt, brauchen die Kites einen Mindestabstand von etwa 400 Metern. NTS stellt die Schienen auf Stelzen, damit die landwirtschaftlichen Flächen noch zu nutzen sind. Trotzdem würde eine Anlage, die etwa 120 Gigawattstunden im Jahr produzieren können soll, rund 9,6 Kilometer lang sein müssen (weil sie die Form einer Ellipse hätte wäre sie de facto rund 4.000 Meter lang und rund 800 Meter breit).

Tja, ob das jetzt was für Deutschland ist? Erst einmal sicher nicht, dafür ist die Technik ja noch in der Pilotphase. Aber die Entwicklerfreudigkeit, die dahinter steckt, die braucht Deutschland jetzt in der Energiewende auf jeden Fall. Und wer weiß: Vielleicht finden sich ja die ein oder anderen Landwirte, die ihre Äcker lukrativ an die Drachenflieger von NTS verpachten wollen.

 

 

Versicherung von Offshore-Windparks: Riskant, aber einträglich

Offshore-Windpark alpha ventus. Copyright: Matthias Ibeler/alpha ventus
Offshore-Windpark alpha ventus. Copyright: Matthias Ibeler/alpha ventus

Für die Allianz lohnt sich die Energiewende, schaut man sich die aktuellen Zahlen an. Das Unternehmen ist ja sowohl als Investor aktiv als auch Versicherer. Gerade eben gab der Münchner Versicherungskonzern bekannt, im vergangenen Jahr seine Investionen in alternative Energien um 25 Prozent gesteigert zu haben. Inzwischen hält er in Europa Anteile an 34 Windparks und sieben Solarparks (ingesamt rund 720 Megawatt Kapazität). Rund 1,3 Milliarden Euro hat das Unternehmen bislang in Ökostrom gesteckt.

Spannender sind allerdings die aktuellen Zahlen aus dem Offshore-Segment der Allianz. Denn hier tritt das Unternehmen vor allem als Versicherer auf. Es ist ein einträgliches, aber auch riskantes Geschäft mit den Windrädern auf hoher See, glaubt man Robert Maurer von der Allianz Global Corporate and Specialty. Ein deutscher Offshore-Windpark mit einer Kapazität von rund 400 Megawatt koste rund 1,7 Milliarden Euro. Für die Versicherung müsse man ein bis zwei Prozent einplanen (mehr als doppelt so viel wie für ein konventionelles Kraftwerk an Land). Das macht also 34 Millionen Euro, wohlgemerkt nur für die Versicherung. Sachschäden, etwa am Seekabel, die rund 30 bis 40 Millionen Euro kosten,  hält Maurer für überschaubar. Ans Eingemachte ginge es, wenn der Windpark keinen Strom mehr produziere, sagt er im Interview:

„Der Sachschaden wäre mit 40 bis 50 Millionen vielleicht noch überschaubar, das hängt natürlich von der Art des Unfalls ab. Aber das große Problem wäre die Unterbrechung der Stromverbindung und die damit verbundenen finanziellen Verluste. Einen Schaden am Transformator zu beheben, kann ein bis zwei Jahre dauern. Es gibt dort ja die Lieferengpässe und man kann die Anlagen nur in einem sehr kleinen Zeitfenster im Jahr auf hoher See installieren. Wenn der Windpark ein Jahr lang keinen Strom produzieren kann, liegt der Ausfallschaden schnell bei rund 300 Millionen Euro.“

Kaum überraschend, dass bei solchen Summen und der fehlenden Erfahrung keine Versicherung alleine das Risiko für einen Windpark tragen mag, den man erst nach einer sechstündigen Schiffsreise erreichen kann. Bis zu zehn Versicherer schließen sich daher für einen Windpark zusammen, um die Risiken zu streuen. In Deutschland gehen vor allem die Allianz, der HDI und Axa offshore.

Allerdings überwiegen dabei wohl zurzeit eher die mulmigen Gefühle. Der Ausbau der Windparks kommt nur ziemlich zäh voran, denn an allen Stellen kommt es zu Verzögerungen, egal, ob beim Netzanschluss oder dem Bau der millionenschweren Umrichterstationen. Lieferzeiten von mehr als einem Jahr sind bei letzterem gerade keine Seltenheit. Die beiden zuständigen Minister, Norbert Röttgen (Umwelt) und Philipp Rösler (Wirtschaft) haben daher vergangene Woche angekündigt, bis zu Sommerpause ein Gesetz zur Beschleunigung des Offshore-Ausbaus vorzulegen. Mal schauen, ob zumindest die beiden Herren den Zeitplan einhalten. Denn die Branche kann gerade viel gebrauchen, nur keine weiteren Verzögerungen.

 

 

 

 

Aufholjagd: USA wollen stärker Offshore-Wind fördern

Auch wenn es genügend Standorte mit guter Windausbeute gibt: Bislang dreht sich vor den US-amerikanischen Küsten kein einziges Offshore-Windrad. Auch in den Great Lakes herrscht, zumindest was Offshore-Windenergie angeht – zurzeit noch Flaute.

Dabei schätzt die US-Regierung das landesweite Potenzial auf rund 4000 Gigawatt. Und erneuerbare Energien sind ihr – nun gut: neben Atom und Gas – ja ein Herzensanliegen, schließlich will die US-Regierung  die Abhängigkeit von Energieeimporten mindern.

Jetzt hat Energieminister Steven Chu angekündigt, mit einem 180 Millionen US-Dollar-Programm für die kommenden sechs Jahre den Ausbau der Offshore-Windenergie in vier Pilotregionen zu fördern. Noch in diesem Jahr stellt sie 20 Millionen Dollar zur Verfügung. Das klingt zwar auf den ersten Blick ziemlich zaghaft, schließlich gehen die Kosten von Offshore-Windfarmen locker in die Milliarden. Aber es gilt wohl: besser als nix.

Ganz explizit spricht Chu vor allem amerikanische Windpark-Entwickler an:

“The new offshore wind energy initiative announced today will help to catalyze the development of offshore wind in America, supporting U.S. innovators as they seek to design and demonstrate next generation wind energy technologies.  These investments are critical to ensuring that America remains competitive in this growing global industry that can drive new manufacturing, construction, installation and operation jobs across the country.”

 

Energiewende macht die Bayern reich

Das Bundesland Bayern profitiert immens von der Energiewende und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das den Ausbau von Ökostrom fördert. Das zeigen die jüngsten Zahlen des Bundesverbands der Energie-und Wasserwirtschaft (pdf Dokument vom 15.12.2011). 3,3 Milliarden Euro erhielten die bayerischen Besitzer von Ökostromanlagen im vergangenen Jahr per Umlage. Das Geld ging vor allem an die Solarwirte, denn die Bayern sind führend beim Ausbau der Photovoltaik und kassieren die höchste Vergütung. Jeder Stromkunde zahlt per Umlage auf den Strompreis diese Vergütung.

Gegen die 3,3 Milliarden Euro müssen allerdings 2,2 Milliarden Euro gegengerechnet werden, welche die Bayern selbst über den Strompreis zur Förderung von Ökostrom zahlten. Wie auch das Portal klimaretter.info berichtet, macht Bayern deshalb unterm Strich ein Plus: rund 1,1 Milliarden Euro. Das ist Platz eins in Deutschland. In Schleswig-Holstein (Platz zwei) beträgt der Überschuss „nur“ 379 Millionen Euro. Zwar gibt es dort viele Windräder, allerdings wird Windstrom nicht so hoch vergütet wie Solarstrom.

Nordrhein-Westfalen ist nach Abschätzung des BDEW der EEG-Verlierer. Unter den Bundesländern ist es der größte Stromverbraucher (man denke nur an Industriekonzerne wie Bayer etc.), auf der Einnahmenseite stehen allerdings nur wenige Ökostrom-Anlagen (und erst recht wenig Photovoltaik, welche die höchste Vergütung erhält). Unterm Strich zahlt NRW 2,2 Milliarden Euro drauf.

 

Offshore-Windräder noch keine Todesmühlen für Vögel

Gestern hat ja das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (das ist die Genehmigungsbehörde für Offshore-Windparks) seine Jahresbilanz 2011 vorgelegt. Spannend waren da nicht nur die Zahlen, wie schnell der Offshore-Ausbau vorankommt. Sondern auch die Zahlen zu den Umweltauswirkungen der Windanlagen auf hoher See.

In der Nordsee drehen sich ja zurzeit 27 Windräder. Wie reagieren die Tiere auf diese neue Fremdkörper? Das BSH schreibt:

In den Untersuchungen zeigt sich die Tendenz einer starken Ansiedlung von Bodenlebewesen wie Schnecken, Krebse, Würmer, Muscheln und Seesternen im Bereich der Anlagenfundamente und – in Folge – vieler Fische. Die Zahl der Todfunde von Zugvögeln ist sehr gering. Vogelschlag kann gehäuft nur eintreten, wenn für die Vögel während des Zugs überraschend Sturm oder Nebel auftreten.“

Konkret heißt das: Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren 100 tote Vögel registriert. Im Offshore-Windpark Bard Offshore 1 waren es seit Mitte 2010 fünf tote Vögel.

Nun könnte man sagen: Na, klar: Die meisten toten Vögel sind einfach ins Wasser gefallen und wurden nie gefunden. Das mag sein. Aber das trifft auch für die Vögel zu, die an anderen Hindernissen wie Ölplattformen und  Containerschiffen verenden.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wertet die Zahlen auf jeden Fall positiv: „Wir sehen uns bestätigt, dass Offshore-Wind sehr wohl umweltverträglich gemacht werden kann“, sagt Energieexperte Sven Teske.

Natürlich muss man aber abwarten, wie die Bilanz sein wird, wenn sich tausende Windräder in der Nordsee drehen werden, so, wie es die Bundesregierung vorsieht.

Eine der heiklen Phasen für die Tierwelt ist die Rammphase, wenn die riesigen Türme in den Meeresboden gerammt werden müssen. Die Sorge gilt hier vor allem den Schweinswalen, die von dem Lärm vertrieben werden. Allerdings zeigt die BSH-Bilanz, dass Schweinswale nach Abschluss der Arbeiten wieder ins Revier zurückkehren:

„Die Ergebnisse der Schweinswalforschung weisen darauf hin, dass das alpha ventus- Gebiet nach wie vor von Schweinswalen aufgesucht wird. 2011 ist es bei der Errichtung von Borkum West II erstmals gelungen, bei Rammarbeiten deutlich unter der Schallgrenze von 160 Dezibel in einer Entfernung von 750 Metern zu bleiben. Dazu werden beispielsweise große Blasenschleier verwendet. Das BSH hat diese Schallgrenze zum Schutz von Meeressäugern verbindlich in seinen Genehmigungen festgelegt.“

Allerdings muss man sagen, dass den Tieren da einiges zugemutet wird. Ich habe eine Runde recherchiert und 160 Dezibel entspricht laut Umweltbundesamt dem Lärm eines Düsenjägers in sieben Metern Entfernung. Hoppla. Noch ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass die Konstrukteure der Windparks die leiseste Rammart, die verfügbar ist, anwenden müssen. Es gibt nur diese 160 Dezibel-Obergrenze – und diese wurde auch überschritten, wie Spiegel Online bereits schrieb.  

Die Lärmbelastung lässt sich mindern, etwa mit so genannten Luftblasenschleiern unter Wasser. Das ist natürlich technisch aufwändig und teuer – darf aber keine Ausrede sein, den Tierschutz zu unterlassen.

 

Greenpeace fordert Deutschlands größten Stromverbraucher heraus – die Bahn

Glaubt man einer Studie des Hamburger Arrhenius-Instituts für Energie- und Klimapolitik im Auftrag von Greenpeace, dann kann die Deutsche Bahn in den kommenden 20 Jahren komplett auf Ökostrom umsteigen. Dafür müsste sie unter anderem Windräder mit einer Leistung von zehn Gigawatt in Deutschland installieren.

Das würde in den ersten Jahren jährlich neu aufgestellte Windenergieanlagen mit einer Leistung von 500 Megawatt bedeuten (das entspricht ungefähr der Kapazität eines kleinen Braunkohlekraftwerks). In einem zweiten Schritt solle das Unternehmen in Kapazitäten für Windgas investieren. Dabei wird Windstrom genutzt, um Methan herzustellen und dieses ins Gasnetz einzuspeisen – eine Möglichkeit, schwankenden Windstrom zu speichern.

Man man man, denken Sie vielleicht: zehn Gigawatt Windenergie-Leistung. Zurzeit sind in Deutschland Windräder mit einer Leistung von 27 Gigawatt installiert. Mehr als ein Drittel würde also dazukommen – nur für den Bahnstrom. Nicht zu vergessen der nötige Netzausbau. Einem Bahnsprecher fällt dazu nur „unrealistisch“ ein.

Er verweist auf den bekannten Teufelskreis bei den Bahntickets: Wenn diese nämlich wegen der Energiewende teurer werden, springen die Bahnkunden ab und setzen sich lieber ins Auto. „Dann ginge der Umweltvorteil durch den Ausbau des Ökostrom verloren.“

Aber wäre das tatsächlich so? Greenpeace verweist darauf, dass die Energiekosten gerade einmal zehn Prozent der Ticketpreise ausmachen würden. Und so oder so gebe es Ersatzbedarf im Kraftwerkspark der Bahn. Die Kosten für eine Kilowattstunde  Windkraft seien schon heute vergleichbar mit denen von Kohlestrom.

Natürlich kommen aber die Investitionskosten in die Windparks dazu. Greenpeace bleibt aber dabei: Die Kostensteigerungen seien durchaus stemmbar.

Mal schauen, was aus der Studie wird, ob die Bahn sie sich genauer zu Gemüte führen wird. Sinnvoll wäre es sicherlich. Schließlich ist sie der größte Stromverbraucher Deutschlands. Eine vom BMU geförderte Studie des IWES kommt übrigens zu ähnlichen Einschätzungen wie Greenpeace: Der Umstieg auf Erneuerbare sei machbar. Im Jahr 2020 könne die Bahn ihren Ökostromanteil je nach Szenario auf 27 bis 43 Prozent erhöhen (Studie Seite 118). Und würde langfristig von niedrigeren Kosten der Erneuerbaren profitieren.

Update 2.12.11, 11:15 Uhr. Die Bahn sieht sich übrigens auf dem besten Weg, sogar die Ziele der letztgenannten IWES-Studie zu toppen. Im Jahr 2014 kommt sie, unter anderem durch einen Liefervertrag mit RWE über Wasserkraft-Kapazitäten, auf einen Ökostrom-Anteil von 28 Prozent. Bis 2020 werde man das selbst gesteckte Ziel von 35 Prozent Ökostrom  erreichen. Hier gibt es übrigens eine aktuelle Pressemitteilung der Bahn: „Deutsche Bahn: Greenpeace-Studie strategisch und wirtschaftlich unrealistisch“.