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Uunnnd weg: Die Verpackung, die selbst verschwindet

Gibt es etwas Überflüssigeres als Verpackungen für Müllbeutel? (Man könnte gar eine geisteswissenschaftliche Abhandlung darüber verfassen, wie eine Müllsack-Verpackung sich selbst die eigene Nachfrage schafft, aber das nur am Rande.) Auf jeden Fall muss sich der US-Designer Aaron Mickelson diese Frage oft gestellt haben, als er an seiner Studienarbeit saß. Jedes Jahr fallen allein in Deutschland mehr als 15 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an, in den USA sind es sogar 76 Millinen Tonnen im Jahr, so die Umweltbehörde EPA. 

Der Verpackungswahn belastet die Umwelt, er kostet kostbare Energie für Produktion und Beseitigung – und ist vor allem ein Ärgernis. Ich erwähne hier nur am Rande die in Hartplastik eingeschweißten Zahnbürsten oder smartphones, die in Kartons daherkommen, die mindestens drei Mal so groß sind wie das eigentliche Produkt.

© 2013 Aaron Mickelson
© 2013 Aaron Mickelson

Mickelson hat sich ingesamt fünf Produkte vorgenommen, deren Verpackung er verschwinden lassen will, daher heißt seine Homepage auch http://disappearingpackage.com. Ein Beispiel sind etwa Waschmittel-Tabs, die Mickelsen in wasserlöslicher Plastik verpackt und die inklusive Verpackung dann in der Waschmaschine landen und sich aufläsen. Das erspart lästige Waschmittelkanister oder Pulverpakete.

Ein anderes Beispiel ist ein Stück Nivea Seife. Üblicherweise sind gerade teurere Seifen ja noch einmal extra in einem Pappkarton verpackt. Mickelsen hat sich nun auf die Suche nach wasserlöslichem Papier gemacht und das Seifenstück darin eingewickelt. Wäscht man die Hände unter´m  Wasserhahn mit der Seife, löst sich das Papier mit auf.

Nun könnte man natürlich sagen: so ein Quatsch. Denn natürlich machen Verpackungen auch einen Sinn, weil sie eben schützen (Auf den Seiten von Wired diskutieren die Kommentatoren etwa, welchen Sinn gerade bei Seifen und Waschmitteln Verpackungen machen, die wasserlöslich sind). Aber Mickelsen will eine Debatte anstoßen. Welche Verpackungen brauchen wir eigentlich wirklich? Und welche sind einfach nur überflüssig  – und oft ja leider noch nicht einmal dann wenigstens schön.

 

 

Wohnen im Bioreaktor

Im ersten Moment war ich ein bisschen baff: Die Reaktoren würden am elften des Monats eingehängt, erklärt mir mein Gesprächspartner. Reaktoren einhängen? Wie bitte?

Ich lerne: Energiewende heißt auch, eingetretene Denkpfade zu verlassen. Diesmal also keine Atomkraft. Stattdessen reden wir über „Bioreaktoren“, also Fassadenelementen, in denen Algen gezüchtet werden.

Skizze des Hauses, Nordansicht © Splitterwerk
Skizze des Hauses, Nordansicht © Splitterwerk

Ende März soll  nach Angaben der Projektierer das „weltweit erste Wohnhaus mit Algenbioreaktorfassade“ fertiggestellt sein. Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg entsteht das Demonstrationsprojekt, eines dieser typisch neuen Wohnhäuser im Klotzstil, lindgrün.

Das Besondere soll die Südfassade sein: Die Macher installieren 130 lichtdurchlässige Glascontainer an der Sonnenseite. In ihnen werden,  komplett automatisiert, Algen gezüchtet. Dafür braucht es Algenrohmasse, Wasser, Licht, Kohlendioxid und Stickstoff als Nährstoff. Mithilfe der Photosynthese entstehen so Biomasse und Wärme. Langfristig will man die Biomasse eventuell zur Biogasproduktion nutzen. Mit der Wärme sollen die Wohnungen gewärmt und das Wasser erhitzt werden.

Nun muss ich an dieser Stelle betonen: Das „Haus mit Biointelligenzquotient“ (BIQ), wie es sich nennt, ist ein Pilotprojekt, eine Hausfassade zum Lernen.

Schaut man sich die Energiebilanz an, so ist sie wirklich ernüchternd: Die rund 200 Quadratmeter große Algenfassade kommt auf einen jährlichen Nettoenergieertrag von 4.500 Kilowattstunden Strom. Das ist etwas mehr, als ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr verbraucht (3.500 kwh). In dem Algenhaus entstehen 15 Wohnungen – nur eine von ihnen ließe sich also theoretisch mit Biostrom komplett versorgen.

Außerdem ist unklar, wo die Wärme bleibt. Gerade im Sommer, bei viel Lichteinstrahlung, arbeiten die Bioreaktoren auf Hochtouren. Doch gerade dann ist der Wärmebedarf eher gering. Also wird die Wärme zwischengespeichert. Dabei geht allerdings ein großer Teil verloren.

Ich würde das BIQ unter Forschungsprojekt abspeichern. Denn sicherlich ist es ein wertvoller Beitrag, was Häuserfassaden eigentlich zukünftig leisten können. Solarpanelen sind der Klassiker, Solarkollektoren gibt es auch schon. Aber warum soll es nicht eines Tages auch möglich sein, im großen Stil mit ihrer Hilfe Energie zu erzeugen. Und warum nicht mit Biomasse? Erst kürzlich erzählte mir ein Physiker von der Idee, die komplette Ostsee gezielt zur Algenproduktion und damit als weltweiten CO2-Speicher im großen Stil zu nutzen (auch wenn ich das für ausgesprochenen Quatsch halte).

Das Interesse anderer Immobilienentwickler an der Technologie ist enorm, ganze Wohnanlagen wollen manche mit einer solchen Fassade ausstatten.

Den zukünftigen Mietern ist das dagegen wohl nicht so wichtig. Ökologische Überzeugungstäter seien sie nicht gerade, so die Organisatoren. Die Mieter hätten halt eine Wohnung gesucht.

 

Belgien plant Mega-Insel als Stromspeicher

Revolutionäres aus dem Nachbarland: Belgien will den Windstrom, der auf hoher See erzeugt wird, mithilfe einer künstlichen Insel vor der Küste speichern. Vor der Hafenstadt Zeebrugge plant der Vize-Premier und Nordsee-Minister (auch ein wunderbares Amt) Johan Vande Lanotte eine hufförmige Insel mit einem Wasserkraftwerk.

Wenn viel Wind weht – es aber an Nachfrage fehlt – soll Windstrom dazu genutzt werden, das Wasserreservoir in der Mitte der Insel leerzupumpen. Wenn die Nachfrage nach Strom wieder groß ist, werden die Schleusen geöffnet. Das Wasser strömt dann in das ausgebuddelte Inselinnere und treibt dabei Turbinen an, die Strom erzeugen.

Belgische Stromspeicher-Insel © Belgisches Wirtschaftsministerium
Belgische Stromspeicher-Insel © Belgisches Wirtschaftsministerium

Das Idee ist natürlich nicht neu, es handelt es sich um ein bewährtes Pumpspeicherkraftwerk. Nur diesmal wird kein Höhenunterschied genutzt, sondern das Prinzip auf die Ebene übertragen.

Vande Lanottes hat die Insel schon in einen Plan integriert, der die Nutzung der Nordsee ordnet. Die Küstenländer sind inzwischen verpflichtet, auszuweisen, welche Flächen sie wie nutzen, etwa zur Fischerei, für Seefahrtwege oder Windparks. Ausdrücklich hat nun Vande Lanotte eine Fläche für eine Stromspeicherinsel reserviert.

Seine Sprecherin betont allerdings, dass es nicht die belgische Regierung sei, die das Projekt am Ende realisieren würde. Das sollen Privatfirmen machen – und das Interesse sei groß. Namen will sie allerdings nicht nennen. Auch zu den Kosten mag sich die Regierung nicht äußern. Sie hängen natürlich stark von der Größe der Insel und der Kapazität des Kraftwerks ab. Zurzeit hat die Insel einen Durchmesser von rund 3,5 Kilometern. Die Regierung rechnet mit mindestens fünf Jahren Plan- und Bauzeit.

Belgien will die Doughnut-Insel zum Speichern seines Offshore-Windstroms nutzen. Klar ist aber auch: Die Pläne sind ambitioniert. Zurzeit drehen sich Offshore-Windräder mit 380 Megawatt Kapazität vor der Küste, das entspricht etwa einem kleinen Kohlekraftwerk. Sieben Windparks plant Belgien in den kommenden Jahren mit einer Leistung von mehr als 2.500 Megawatt. Das entspricht theoretisch der Kapazität von zwei großen Atomkraftwerken. Insgesamt machte die Windenergie im Jahr 2011 in Belgien knapp drei Prozent der Energienachfrage aus. Unser kleines Nachbarland plant ebenfalls den Atomausstieg. Im vergangenen Sommer entschied Belgien, bis zum Jahr 2025 die beiden Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Sie liefern bislang noch den Großteil der Energie.

Ist nun die Speicherinsel eine Quatschidee? Schwer zu sagen. Für Deutschland und seine Mengen Ökostrom wäre das wohl nichts, für ein kleines Land mit knapp elf Millionen Einwohnern könnte es tatsächlich sinnvoll sein. Was dagegen spricht: Der Aufwand und die Kosten werden riesig sein. Schon jetzt sind ja die meisten Offshore-Projekte in der Nordsee, und erst recht vor Deutschland, in zeitlichem Verzug. Wenn die Insel fertig ist, sind wir vielleicht schon viel weiter darin gekommen, die aktuelle Stromnachfrage an das Angebot anzupassen – und brauchen am Ende gar keine Megaspeicher draußen auf See. Einmal davon abgesehen von dem enormen Eingriff in das Ökosystem Nordsee.

 

Ölkonzerne und andere Klimaschänder: Aktionäre in Haftung nehmen

Was hindert eigentlich Unternehmen daran, sich nachhaltiger auszurichten? Glaubt man dem Chef des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung und dem Juristen Jerome Dangerman, dann fehlt es eigentlich nur an einer klaren Zuordnung von Verantwortung. Wenn Aktionäre für die Schäden von Unternehmen haften müssen, dann würden sich Firmen über kurz oder lang umwelt- und klimafreundlicher verhalten, glauben sie.

In einem Aufsatz für das Fachmagazin Proceedings of the National Academy argumentieren sie, dass ein Grundproblem sei, die Aktionäre nicht zur Haftung ziehen zu können. Ein Unternehmen lasse sich zwar verklagen, nicht aber der einzelne Anteilseigner.

Das Thema ist vor allem für den Energiesektor relevant. Denn gerade hier würden Firmen an erprobten, aber klima- und umweltschädlichen Technologien festhalten, so Dangermann auf Science Daily. Er erklärt, warum die Erneuerbaren selbst nach Jahrzehnten noch immer ein Nischendasein fristeten und Kohle, Gas und Atomstrom noch immer den Hauptanteil in der Energieerzeugung ausmachten:

Heavy investments in fossil fuels have led to big profits for shareholders, which in turn leads to greater investments in technologies that have proven to be profitable. While, in parallel, the chances of success for sustainable alternatives diminish. „It’s called Success to the Successful,“ says Dangerman.

Der Vorschlag ist alles andere als irrelevant. Dangermann verweist etwa auf das Deep Water-Bohrinselunglück im Golf von Mexiko. Könnte man die Aktionäre  zur Verantwortung ziehen, dann würden sie sich vielleicht vorher mehr Gedanken über Investments machen, glaubt er.

Leider ist das Thema „Haftungsfragen“ aber noch recht abstrakt. Denn wie Michael Bauchmüller richtig in der Süddeutschen Zeitung schreibt: Wie organisiert man die Aktionärshaftung so, dass am Ende nicht Investitionen zum Erliegen kommen, weil sich niemand mehr traut, Aktien zu kaufen? Und wie lassen sich Schäden tatsächlich einem Unternehmen zuordnen und bewerten? Klar ist: In dem Thema steckt noch viel Musik.

 

Europas Solarbranche wehrt sich gegen neue Steuern

Vielleicht ist es einer dieser ungewollten Nebeneffekte der Schuldenkrise. Um jeden Preis wollen die Regierungen ihre Staatseinnahmen erhöhen. Und was liegt da näher, als die Steuern anzuheben – eben auch Energiesteuern.

Griechenland führte etwa Anfang November rückwirkend eine Steuer von bis zu 30 Prozent auf die Gewinne von Solaranlagen ein. Belgien erhebt inzwischen von Solaranlagenbesitzern eine Abgabe auf den Zugang zum Stromnetz.

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NYT: Das Klimabüro des CIA wird geschlossen

Der Auslandsgeheimdienst der USA schließt offenbar seine Klimaabteilung, berichtet die New York Times. Das Büro hatte nationale Sicherheitsfragen unter dem Aspekt des Klimawandels analysiert. Ob das Aus politische Gründe hat oder einfach Kosten gespart werden mussten,  ist unklar.

Mal wieder eine Aktion aus der Kategorie „kurzfristiges Denken“. Als ob die Bedrohung durch Erderwärmung, Wasserknappheit, Ressourcenkämpfe abnehmen wird.

 

 

Kalifornien startet CO2-Emissionshandel

Sechs Jahre hat´s gedauert – nun ist es endlich so weit. Diese Woche hat Kalifornien, immerhin eine der zehn größten Volkswirtschaften der Welt, den Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten gestartet.

Kohlekraftwerk in den USA  © Saul Loeb/AFP/Getty Images
Kohlekraftwerk in den USA © Saul Loeb/AFP/Getty Images

Der ist nicht klein, sondern groß: Es ist der zweitgrößte Emissionshandel der Welt – nach dem System der EU. 62 Millionen Zertifikate sind am Mittwoch versteigert worden. Jedes von ihnen erlaubt die Emission von einer Tonne CO2. In der ersten Runde sind die großen Klimasünder wie Zementwerke und Raffinerien an der Reihe. Rund 350 Firmen ersteigern die Zertifikate.

Allerdings ist die Situation ähnlich wie beim Start des CO2-Zertifikatehandels in Europa: Die Firmen müssen nur einen kleinen Anteil der Verschmutzungsrechte tatsächlich ersteigern. 90 Prozent der benötigten Zertifikate bekommen sie umsonst. Trotzdem hofft Kalifornien auf viel Geld: Bis Ende kommenden Jahres könnte die Versteigerung dem Westküsten-Staat laut LA Times rund eine Milliarde Dollar in die Staatskasse schwemmen. Ergebnisse über den Zertifikatspreis will das zuständige Air Resources Board am kommenden Montag bekanntgeben.

Widerstand gibt es, kaum überraschend, von der Industrie. Noch kurz vor dem Start legte die kalifornische Handelskammer Einspruch gegen den CO2-Handel ein, konnte aber die Auktion nicht verhindern. Sie befürchtet steigende Energiepreise und keine positiven Folgen fürs Klima.

„The business community has repeatedly underscored the fact that the auction will raise energy costs significantly in the state, harm the economy and impact California’s competitiveness, without providing any additional environmental benefits.“

Nach der EU und Kalifornien wollen auch Australien und Südkorea den Handel mit CO2-Zertifikaten einführen. Das europäische System steckt allerdings zurzeit tief in der Krise. Die Verschmutzungsrechte sind wegen zu vieler Zertifikate so billig wie nie. Die EU-Kommission will es jetzt reformieren.

 

Abgabe auf Flugtickets: ein Mini-Erfolg für die Airlines

Boing 747 beim Start in Frankfurt/Main © Daniel Roland/AFP/GettyImages
Boing 747 beim Start in Frankfurt/Main © Daniel Roland/AFP/GettyImages

Glaubt man Lufthansa, Air Berlin TuiFly und zig anderen Airlines, dann ist die Lage sehr sehr dramatisch. Zur Abgabe auf Flugtickets fallen den Luftfahrtsunternehmen nur Schlagzeilen ein:

Zu teuer für die Passagiere!

Zu teuer für die Luftfahrt!

Zu teuer für Deutschland!

heißt es in einer Stellungnahme des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.

Dabei kann sich die Branche seit heute ein bisschen zurücklehnen. Einen ersten Erfolg hat sie verbucht: Die Bundesregierung verzichtet darauf, die Ticketabgabe wie angekündigt zum kommenden Jahr zu erhöhen. Nach Infos der Süddeutschen Zeitung sparen die Airlines allein dadurch 40 Millionen Euro (oder besser: die Kunden, denn schließlich wird die Abgabe einfach durchgereicht).

Worum geht´s eigentlich genau? Die Ticketabgabe ist ein Beispiel für die unglückliche Verbindung von Haushaltszielen und Klimaschutzzielen. Die Idee der Bundesregierung war: Wir führen eine Abgabe auf Flugtickets ein, um unseren Bundeshaushalt zu konsolidieren. Auf eine Milliarde Euro jährlich spekulierte die Bundesregierung, als sie die Steuer im vergangenen Jahr einführte. Sie beträgt zurzeit 7,50 Euro auf Inlandsflüge, bei Fernflügen sind es rund 42 Euro.

Nun hat allerdings auch Brüssel die Airlines im Auge: Die EU-Kommission will sie in den Handel mit CO2-Zertifikaten einbeziehen, weil der Flugverkehr mit drei Prozent (Tendenz ansteigend) stark zum Klimawandel beiträgt:  Laut EU-Kommission verursacht jemand, der einmal London-New York-London fliegt, ähnlich hohe Emissionen wie der durchschnittliche EU-Bürger, der ein ganzes Jahr heizt. Doch die Realisierung des EU-Emissionshandels zieht sich hin. Bislang brauchten die Airlines noch keine Zertifikate zu ersteigern, das soll wohl erst in den kommenden Wochen beginnen.

Die Bundesregierung hatte den Airlines daher ein Angebot gemacht: Okay, die Ticketabgabe kommt. Aber damit ihr nicht zu stark belastet werdet, deckeln wir Eure Gesamtbelastung aus Ticketabgabe und EU-Zertifikatehandel auf eine Milliarde Euro. Weil die Airlines aber eben noch keine Zertifikate kaufen mussten, hätte nun die Ticketabgabe steigen müssen. Genau darauf verzichtet jetzt das Bundesfinanzministerium.

Die Klimaschützer vom Öko-Verkehrsclub VCD halten das für ein fatales Signal. Die Fluglinien würden jährlich allein durch die Steuerbefreiung von Kerosin mit Milliarden subventioniert. Die Abgabe habe zudem auch nicht zu einem Rückgang der Passagierzahlen geführt. „Es ist absolut gerechtfertigt, dass mehr als eine Milliarde Euro Steuern im Luftverkehr eingenommen werden. Damit wird ein Teil des massiven Steuerprivilegs für den klimaschädlichsten Verkehrsträger abgebaut“, sagt Monika Ganseforth, stellvertretende VCD-Bundesvorsitzende.

 

Die zarte Energiewende von E.on

Spricht man dieser Tage mit E.on-Mitarbeitern, dann reiben die sich schon verwundert die Augen. Inzwischen seien Dinge in dem Konzern möglich, die man vor einigen Jahren kaum für möglich gehalten hätte. Der Konzern öffne sich. Das Atomzeitalter sei jetzt wirklich vorbei.

E.on AKW Isar 1/2 © Miguel Villagran/Getty Images
E.on AKW Isar 1/2 © Miguel Villagran/Getty Images

Noch sind es allerdings zarte Pflänzchen, die da im E.on-Reich sprießen. In diesem Jahr hat etwa E.on in Bayern zusammen mit Energiegenossenschaften fünf Windparks realisiert. Das mag vielleicht banal klingen, aber hier treffen zwei Weltanschauungen aufeinander. Wie kein anderer deutscher Energiekonzern stand E.on bislang für Zentralismus, für große Kraftwerke und große Strukturen (eine Politik, die E.on bei der Offshore-Windenergie auch fortsetzen kann). Und jetzt liebäugelt E.on mit der anderen Seite, mit Energiegenossenschaften, die für dezentrale Strukturen stehen; die Energiewende auf dem Garagendach.

Mit dem Atomausstieg muss sich der Konzern jetzt plötzlich neu aufstellen. Inzwischen gibt es sogar eine neue Einheit „dezentrale Energielösungen“. Etwas mehr als ein Dutzend Mitarbeiter sind in der Zentrale auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen. Die Herausforderung ist es, Ideen zu entwickeln, die zu E.on passen und eben nicht kleinklein sind. Das könnten etwa Solarmodule fürs Gewerbe sein, etwa für Supermarktketten, Baumärkte oder Möbelhäuser.

Und inzwischen wirbt E.on sogar im Radio für Solaranlagen. Die stellt das Unternehmen zwar nicht selbst her, verkauft und installiert aber die Module.

In den Geschäftszahlen spiegelt sich der Umschwung teilweise wieder. Natürlich macht das Unternehmen noch immer den größten Gewinn mit seinen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken.

Aber diese drei Sparten verzeichneten etwa im ersten Halbjahr allesamt ein Umsatzminus von 1,4 Milliarden Euro. Allein die Kernkraftsparte musste in den ersten sechs Monaten einen Umsatzrückgang um 23 Prozent (617 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkraften. Erst vor ein paar Tagen verkaufte E.on zusammen mit RWE seinen Anteil an der britischen Atomtocher Horizon. An den Neubau von Gaskraftwerken ist derzeit nicht zu denken.

Der Umsatz in der Ökostromsparte wuchs dagegen um 70 Millionen Euro, vor allem wegen neuer Windparks in den USA.

Nun muss man abwarten, wohin die Reise des Energieriesen geht. Anfang Oktober hatte E.on Anteile an Windparks in den USA verkauft. In zwei Wochen legt der Energiekonzern die nächsten Quartalszahlen vor.

 

Solarinseln – Sonnenstrom goes offshore

Offshore-Windräder und Wellenkraftwerke – schon heute findet die Energiewende auf hoher See statt. Dort draußen gibt es genug Platz, die Windverhältnisse sind stabil. Weil dort auch die Sonne scheint, hat jetzt die Solarbranche das maritime Umfeld entdeckt. Die neue Idee: schwimmende Solarinseln.

Solarinsel Sundy;  Copyright: DNV Kema
Solarinsel Sundy; Copyright: DNV Kema

SUNdy hat der niederländische Zertifizierer DNV Kema sein Konzept genannt. Dafür will er Dünnschichtmodule zu sechseckigen Flächen zusammenfügen und auf dem Meer schwimmen lassen. Die Anordnung haben sich die Macher bei der Natur abgeschaut, schließlich ist auch ein Spinnennetz beeindruckend stabil. Die Module werden dann von den Ecken aus auf dem Meeresboden vertäut. 4.200 Module könnten zusammen eine Kapazität von etwa zwei Megawatt erreichen. Ein solches Solarfeld wäre etwa so groß wie ein Fußballstadion.

DNV glaubt, dass mehrere Trends für SUNdy sprechen. Zum einen natürlich der Preisverfall: Module werden immer kostengünstiger, das könnte die Solarinseln wettbewerbsfähig machen mit Solarparks auf dem Land. Zudem wird der Platz an Land knapp – jeder kennt die Diskussion um Landgrabbing. Bjørn Tore Markussen von DNV KEMA Energy & Sustainability:

Wir sind fest davon überzeugt, dass das schwimmende Solarfeldkonzept SUNdy fundierte und nachhaltige Entwicklungsaussichten bietet. Das gilt insbesondere in Asien und den überfüllten Megacitys an der Küste, in denen das Potenzial für Solarenergie auf Dächern begrenzt ist, und in städtischen Regionen, die Premiumpreise für die großmaßstäblich errichtete Solarproduktion verlangen.

Na, gemach, würde ich mal sagen. Die deutschen Erfahrungen bei der Errichtung der Offshore-Parks erzählen ja gerade eine ganz andere Geschichte. Jede Technologie, die raus auf´s Meer geht, ist teuer und wartungsintensiv. Also muss der Output stimmen. Zum Vergleich: Die Solarinsel soll zwei Megawatt Kapazität haben; ein Offshore-Windrad kommt schon heute auf fünf. Der Charme dieser schwimmenden Solarparks ist sicherlich, dass sie leichter auf- und abzubauen sind.