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„Warten auf Godot“

 

Gott? Der Tod? Bessere Tage? Im Thalia warten Samuel Finzi und Wolfram Koch gemeinsam und – wie üblich – vergeblich.

„Nichts passiert. Zweimal“, lautet das geflügelte Fazit von Warten auf Godot. Becketts Stück über zwei Obdachlose an einem Straßenrand, die auf eine nie eintreffende Gestalt warten, avancierte schnell zum Inbegriff des modernen Theaters. Heerscharen von Literaturwissenschaftlern und Theaterkritikern haben sich die Zähne an der Frage ausgebissen, wie das Stück wohl zu interpretieren sei. Wer Godot ist, vermochte selbst Samuel Beckett nicht zu beantworten – ist es Gott? Bessere Tage? Erlösung? Der Tod? Wladimir und Estragon warten schon so lange, dass sie vergessen haben, worauf. Das Beste am Stück ist, dass man es nicht interpretieren muss. Beckett scheute sich nicht vor Komik, und so setzt auch Ivan Panteleev auf Albernheit und Slapstick. Für seine Darstellung hat das clowneske Duo aus Samuel Finzi und Wolfram Koch den Gertrud-Eysoldt-Ring 2014 erhalten. Ursprünglich sollte Dimiter Gotscheff Regie führen, jedoch starb er während der Vorarbeiten zur Produktion. Panteleev übernahm die Arbeit und stellte das Stück, das jetzt zu Gast ins Thalia Theater kommt, als eine Widmung an den großen Meister fertig.

Text: Natalia Sadovnik