Linksaktiv, obdachlos, Follower-geil: Die Menschen in der Schanze sind so bunt wie ihre Altbaufassaden. Eine Portraitreihe von Andreas Muhme.
Achidi-John-Platz 1, 20357 Hamburg, benannt nach einem 19-Jährigen aus Nigeria, der bei einem Brechmitteleinsatz durch die Polizei starb. Hier – gleich am Schulterblatt – steht die linke Bastion Rote Flora. Während auf dieser Seite politisch Aktive in der Flora tanzen oder den Protest vorbereiten, Obdachlose unter dem Vorsprung schlafen und Drogen vertickt werden, isst Jungvolk auf der anderen Straßenseite leckere Tapas, schlürft Galão und bloggt ihr Outfit of the Day (#ootd). Willkommen im Spannungsfeld Schanze!
Früher ein von Punks, linken Aktivisten und Freigeistern bewohntes Viertel mit dem Ruf, runtergekommen zu sein, reiht sich heute eher ein Fashionstore an die nächste Cocktailbar. Wer sind also die Menschen, die heute in der Schanze leben? Was machen die Gegensätze mit ihnen? Und wie wirkt der Stadtteil auf Touris? Der Hamburger Fotograf Andreas Muhme stellte sich eines Sonntagnachmittags an die Straße mit den Gegensätzen. Heraus kamen Schanzenblicke, eine Portraitreihe mit Statements zur Entwicklung des Stadtteils. Am Sonntag von 15 bis 18 Uhr und am Donnerstagnachmittag kann man sich die im Kulturgold e.V. ansehen. Am Samstagabend schon gibt’s die Vernissage dazu. Ob es da wohl Crémant oder doch Astra gibt?
Text: Andra Wöllert