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„Die analoge Achterbahn“

 

Drastische Darstellungen von Doktorspielen: Manuel Francescon kommt zu einer ganz besonderen Filmvorführung ins B-Movie.

Für den ungebildeten Laien des digitalen Zeitalters sieht das Ding aus wie ein sehr alter Föhn. Und das wahrscheinlichste, das ihm zu Namen wie Bauer T610 oder Braun Nizo 801 in den Sinn kommt, ist vielleicht ein obskures Rasierer-Modell oder ein Spähpanzer aus der DDR. Was Manuel Francescon leidenschaftlich sammelt und ebenso leidenschaftlich verwendet, ist tatsächlich ein Fossil des analogen Neolithikums: eine Super8-Kamera. Seit er in seiner späten Jugend eine auf dem Flohmarkt erstand und sogleich seinen ersten Film drehte (Zahnpasta des Grauens), hat ihn die Nerdwut nicht mehr losgelassen. Heute kann er auf eine beachtliche Super8-Filmografie zurückschauen, darunter Blockbuster wie Freax, Freax II und (überrascht?) Freax III, eine erschütternde Trilogie über Sex, Gewalt, Mundgeruch und jede Art von Körperflüssigkeit, ein ekelerregend komische Reise zu den Deponien des deutschen TV-Sondermülls. Sein neuestes Werk, das er persönlich mit ins B-Movie bringt, sind satirische Super8-Filme „aus dem analogen Grab“. Aufgrund „drastischer Darstellungen von Doktorspielen“ und „unflätiger Gossensprache“ unterliegt die Filmvorführung strengstem Jugendverbot. Also, Ausweis nicht vergessen!

Text: Nik Antoniadis