Da stimmt ja mal wieder alles: Der Typ macht (trotz des modischen Vollbarts) einen sympathischen Eindruck, seine Stimme klingt angenehm mellow, und das Wortspiel, das in seinem Künstlernamen steckt, ist amüsant und clever zugleich. Chet Faker heißt mit bürgerlichem Namen Nicholas James Murphy und kommt aus Australien. Der Mittzwanziger hat 2012 seine erste Platte veröffentlicht, auf der unter anderem eine gelungene Interpretation von Blackstreets R&B-Hit No Diggity (1996) zu hören ist. Auch mit seinem Debüt-Album, Built On Glass, stellt Chet unter Beweis, dass er eben kein „Faker“ ist – nein, der Mann hat Stil und tonnenweise Soul. Und er versteht es, damit toll und klischeefrei umzugehen. Egal, wie gefühlvoll er seine Songs angeht, nicht eine Sekunde entsteht hier der Eindruck von künstlich aufgeblasener Emotionalität. Das übliche Geknödel findet einfach nicht statt. Auf sein Live-Debüt in Hamburg darf man gespannt sein.
TEXT: MICHELE AVANTARIO