Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Bernhard Eder

 

Verschiedene Aspekte desselben Kummers: Der österreichische Singer-Songwriter kommt mit seinem aktuellen Album „Nonesleeper“ in die Hasenschaukel.

Es geht ihm so mittelprächtig: Nicht wirklich gut, aber auch nicht mehr so mies wie gestern. Er kann trotzdem nicht schlafen, sitzt auf dem Bett seines Motels und spielt selbstvergessen, ganz leise, auf seiner Gitarre, während er mit schweren Lidern aus dem Fenster schaut. Ganz sicher regnet es. Ungefähr in dieser Gefühlslage muss Bernhard Eder die Songs für sein letztes Album Nonesleeper geschrieben haben, das er im März vorlegte. Auf dem Weg ins Motel hat er viel Elliott Smith gehört, allerdings fehlt ihm dessen Wut, die Verzweiflung, die Bitterkeit. Eders Schmerz ist verhältnismäßig facettenarm: Liebesschmerz, Abschiedsschmerz, Trennungsschmerz, irgendwie auch der Schmerz des Neuanfangs, manchmal Weltschmerz. Es sind verschiedene Aspekte desselben Kummers, gegossen in Songs, die sich zwischen Kitsch, Pathos und Poesie nicht entscheiden wollen. Wenn der österreichische Singer-Songwriter nun zum Auftakt seiner Deutschlandtour in die Hasenschaukel kommt, wird er sicherlich kein Feuerwerk abschießen, aber wer hier nicht mindestens einen wunderbar melancholischen Moment erlebt, ist ein gefühlsarmer, unromantischer Schmock.

Text: Nik Antoniadis