Ai Weiwei rasselt mit den Ketten. Mal wieder und erneut äußerst laut und in schwieriger Balance zwischen politischer Anklage und eitler Selbstbeschau. Ganz wie in seiner vieldiskutierten Ausstellung Evidence, gerade im Berliner Martin-Gropius-Bau – und auch in der neuen Dokumentation The Fake Case von Andreas Johnsen. Der setzt dort an, wo vorherige Filme wie Never Sorry geendet haben: Nach Ai Weiweis Verhaftung am 3. April 2011, als man den Künstler in Peking überraschend festnahm und ihn 81 Tage lang an einem unbekannten Ort und in Isolierhaft festhielt. Nach der genauso überraschenden Freilassung begleitete der dänische Filmemacher ihn ein ganzes Jahr lang, zeigt wie verstört und gezeichnet Ai von der Haft ist – und wie er langsam wieder Fahrt aufnimmt, sich gegen das Regime zu stellen. Auch wenn Johnsen sich voll und ganz auf Ai konzentriert, ist sein Film gleichzeitig eine spannende Studie chinesischer Politik. Er wird ab dem 8. Mai im Originalton im Studio-Kino gezeigt.
TEXT: SABINE DANEK