Berlin, Ende der zwanziger Jahre: Die Stadt ist politisch zerrissen und wirtschaftlich gebeutelt. Ernst Haffner arbeitet als Journalist und Sozialarbeiter und hat so Kontakt zu jugendlichen Obdachlosten. Von den Nazis öffentlich verbrannt, geriet der so entstandene Roman Blutsbrüder (im Original: Jugend auf der Landstraße Berlin) bald in Vergessenheit – bis der Metrolit Verlag ihn vor zwei Jahren erneut veröffentlichte.
Haffner schildert den Alltag einer Jugendsubkultur während der prekären Wirtschaftslage der Weimarer Republik, als Tausende Jugendliche auf der Straße lebten. Zwischen Überlebenskampf und Freiheitsdrang suchten sie in organisierten Cliquen Schutz und ein Zuhause. Von Ernst Haffner selbst ist nur sehr wenig bekannt, 1938 wurde er vor die Reichsschrifttumskammer zitiert, danach verliert sich seine Spur. Ben Becker liest am 5., und 6.10. im St. Pauli Theater mit gewohnt dramatischer Betonung aus seinem Buch.
Text: Hedda Bültmann