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Die Dreigroschenoper

 

”Zuschauer ohne Imagination können eigentlich gleich wieder nach Hause gehen!“, krakeelt Peachum (Jörg Pohl) wie eine Parodie auf Brecht. Das kommt nicht von ungefähr, denn bei dieser Inszenierung der Dreigroschenoper wird auf Kulissen und Requisiten verzichtet und alle Darsteller sind identisch gekleidet als Brecht’sche Doppelgänger mit Blaumann, Mütze, Brille und ab und an einer Zigarre. Hier wird der Selbstdarsteller Brecht gleich mitinszeniert.

Die Darsteller geben die Figuren in einem Mix von Pathos und überspitzter Parodie, treten dabei immer wieder aus der Rolle, kommentieren ihr Spiel, wiederholen eine Szene, debattieren. Ein paar textliche Aktualisierungen und regionale Bezüge sorgen für Amüsement. Das ist episches Theater in Potenz; ein Workshop für Fortgeschrittene und ein Vergnügen für den Brechtkenner.

Den berittenen Boten, der am Ende auftaucht, inszeniert Hausregisseur Antú Romero Nunes als Kommentar auf die formalen Pflichten Brecht’schen Theaters. Der Bote ist zwar kostümiert, aber das Pferd eindrucksvoll echt – wie die Äpfel, die es hinterließ.

Text: Reimar Biedermann