Die 1980er-Jahre in den USA wurden durch die Reagan-Ära ebenso geprägt wie durch das Aufkommen von Aids. Dass die konservative Regierung sich damals weigerte, die Epidemie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, machte die Sache nicht besser. Mit dieser Endzeit-Stimmung in der US-amerikanischen Gesellschaft rechnet Tony Kushners mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Drama Engel in Amerika ab. Darin verwebt der Autor drei unabhängige Handlungsstränge zu einer bitteren Bilanz: Ein rechts gerichteter, korrupter Anwalt verheimlicht seine HIV-Infektion und lässt sich vom Arzt eine falsche Diagnose bescheinigen; eine langjährige Ehe zerbricht an den heimlichen Affären des Mannes mit anderen Männern; und eine schwule Beziehung hat nach Bekanntwerden der Aids-Erkrankung eines Partners keine Chance mehr. Bastian Kraft, Regisseur Jahrgang 1980 und am Thalia Theater ein guter Bekannter, inszeniert die ausgezeichnete Geschichte mit einem Abstand von rund dreißig Jahren. Premiere ist am Samstag, es folgen weitere Termine im Oktober.
Text: Dagmar Ellen Fischer