Einfach mal die Identität wechseln, das wünschen sich viele. Der deutsche Popstar Marteria verwirklicht sich diesen Wunsch, indem er sich eine Maske aufsetzt und übers Kiffen rappt. Sein Alter Ego Marsimoto ermöglicht dem Musiker Marten Laciny ein zweites künstlerisches Ich. Eines, das auf gewaltigen Bässen und einer hochgepitchten Heliumstimme basiert. Nicht nur stilistisch, auch textlich liegen Welten zwischen Marteria und Marsimoto. Ersterer schaut meist in die Zukunft, auf das Schicksal der Menschheit und unseren Planeten. Zweiterer ist ein Kind der Neunziger, rappt über Victory-Schuhe und Stereoanlagen – mit nicht minder vielen doppelten Böden. Das Retro-Faible – und sein liebstes Hobby – deutet auch seine Maskerade an: Grasgrün, von Maske bis Fuß, könnte Marsimoto einem alten Comic entsprungen sein, als fleischgewordene Compilation von Superheld Green Hornet und Spiderman-Feind Green Goblin. Doch Marsimoto braucht weder Superkräfte noch ein Hoverboard, um abzuheben, er schwebt auf einer Wolke aus Weed über den Kiez bis ins Docks, und das gleich an zwei Abenden.
Text: Lena Frommeyer