Elisabeth und Pierre haben zum Abendessen eingeladen. Sie sind ein Lehrerpaar, Status ist ihnen wichtig und ihre Prinzipien vertreten sie mit Vehemenz. Die Gäste sind Elisabeths Bruder Vincent und seine Frau Anna. Er ist ein monetärer Aufsteiger, ein strahlender „Held der modernen Zeit“ und für den Hausherren Pierre ein bornierter Aufschneider. Dazu gesellt sich Schöngeist Claude, ein Posaunist des Orchestre Radio France und der beste Freund von Elisabeth. Zusammen bilden sie das plakative Abbild einer modernen französischen Familie der gehobenen Mittelschicht. Was als geselliger Plauderabend beginnt, endet jäh, als Vincent verkündet, dass er und seine Frau ihren Sohn nach Adolphe, einer französischen Heldenfigur aus dem 18. Jahrhundert, benennen wollen. Pierre konstatiert, wer sein Kind heute Adolphe nennt, müsse eine dumme Nuss sein, und Anna lässt sich von Leuten, deren Kinder Athenà und Adonàs heißen, schon mal gar nichts sagen. Das Stück Der Vorname von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte zeigt, wie Standesdünkel und Ressentiments unter der gepflegten Fassade hervorbrechen – und in heftigem Streit explodieren. U.a. am Dienstag im Theater Kontraste.
Text: Reimar Biedermann