Das Massaker von Srebrenica 1995 gilt als das größte Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als 8.000 Männer zwischen 13 und 78 Jahren wurden innerhalb von fünf Tagen ermordet – obwohl die Stadt zu dem Zeitpunkt UN-Schutzzone war. Genau 20 Jahre später begeben sich der in Zagreb geborene Reportagefotograf Armin Smailovic und der aus Bosnien stammende Regisseur Branko Šimić auf Spurensuche. Mittels Tausender Fotografien und von Smailovic geführten Interviews entwerfen die beiden das dokumentarische Theaterprojekt Srebrenica – I counted my remaining life in seconds… mit Blick auf Opfer, Täter und Zuschauer, basierend auf drei Biografien: ein Überlebender des Völkermords, ein zu der Zeit in Srebrenica stationierter UN-Soldat und ein Soldat der bosnisch-serbischen Kommandoeinheit, der heute mit einer neuen Identität lebt. Die Aufarbeitung des systematisch durchgeführten Völkermords während des Bosnienkrieges wandelt zwischen Berichterstattung, persönlichem Schicksal und politischer Metaebene und versucht die Dimension dieser Grausamkeit zu erfassen. Im Thalia Gaußstraße feiert das Stück am Donnerstag Premiere.
Text: Hedda Bültmann