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„Blacktape“

 

Eine Dokumentation über die Ursprünge des deutschen Hip-Hop? Klingt wie ein bürgerliches Kulturprojekt, ist es aber nicht. Regisseur Sékou Neblett, früher in der Formation Freundeskreis aktiv, bedient in Blacktape nur in den ersten zehn Minuten die Erwartungshaltung des an akademischer Diskussion interessierten Publikums: Thomas D, die Stieber Twins und Co äußern sich, durchaus interessant, zur Geschichte des deutschsprachigen Hip-Hops. Dann mutiert der Film zu einer Schnitzeljagd mit Thrillerelementen nach dem wahren Ursprung des Hip-Hops: Neblett, Hip-Hop-Connaisseur Falk Schacht und der legendäre Talentscout Marcus Staiger machen sich auf die Suche nach dem Absender eines mysteriösen Tapes, einem gewissen Tigon. Ein ungewöhnlicher Dokustil, der aber funktioniert. Neblett hält sich zurück, er zeigt die Konflikte zwischen dem Detektivtrio, bewertet möglichst selten. Darin liegt die Stärke seines Films, welcher gekrönt wird von einem cleveren Schluss, wenn dem Publikum mit einem ironischen Augenzwinkern Tigon serviert wird.

Text: Mirko Schneider