Wer nicht von seinen Eltern, sondern von einem Rudel Wölfen in der Wildnis aufgezogen wurde, den nennt man Wolfskind. Jeder von uns kennt mindestens eine Geschichte über diese verlorenen oder verstoßenen Kinder. Aber nicht nur im Märchen, auch in der realen Welt fehlt es dem Nachwuchs manchmal an sozialen Kontakten, an Bezugspersonen, an einem stabilen Zuhause. Der Fotograf Fabian Weiß porträtierte Jugendliche, die in instabilen Verhältnissen aufwuchsen. Viele von ihnen sind heute verhaltensauffällig und vorbestraft, leben in Heimen, in Pflegefamilien, aber auch Arrestanstalten oder auf der Straße. Er besuchte die Jugendlichen in Einrichtungen, die oft abseits der großen Städte liegen, manche werden gar in Polen oder Schweden untergebracht – weit weg von ihrer Heimat. Dann heißt es: raus aus der Stadt, rein in die tiergestützte Therapie auf dem Bauernhof wie bei dem 15-jährigen Felix (Foto), der auf dem Hof seiner Pflegefamilie in Mecklenburg-Vorpommern „Hühner fliegen lässt“. Die Fotografien der Reihe Wolfskinder, die Fabian Weiß ab dem 22. Mai in der Freelens Galerie ausstellt, kommen keiner kitschigen Sozialreportage gleich. Sie zeigen die Jugendlichen in banalen Alltagssituationen.
Text: Lena Frommeyer