Der Hamburger Autor und Journalist beschreibt in seinem Debütroman „Woanders is’ auch scheiße“ die Fußball-Kreisliga der 1990er Jahre.
Karl-Heinz Borowski hat lange Wimpern, laut Kinderarzt ein Indiz für einen sensiblen Charakter. Keine gute Voraussetzung für einen Jungen aus Diepenbusch, einem kleinen Dorf im Ruhrgebiet Ende der 1980er Jahre. Um seine männliche Seite zu stärken, stecken die Eltern Kalli in den örtlichen Fußballverein. Auf dem Platz läuft er zu Höchstformen auf, fühlt sich sicher und wird von der Mannschaft geschätzt. Im richtigen Leben dagegen verhält er sich uncool und verzweifelt an den typischen Problemen eines Heranwachsenden. Bis er sich in Melanie verliebt. In seinem Debütroman, Woanders is’ auch scheiße, lässt der Journalist und Autor Tim Sohr, der mittlerweile in Hamburg lebt, den Pott der 1990er Jahre wieder auferstehen. Der 32-Jährige nimmt den Leser mit zu Kallis Anfängen in der D-Jugend bis zum finalen Spiel in der A-Jugend. Dabei merkt man deutlich: Sohr ist Romantiker. Angenehm verklärt schildert er Kallis erste Erfolge auf dem Ascheplatz, die Enttäuschung über den neuen Kurzhaarschnitt der Mutter und den Geschmack von Fischstäbchen. Und damit zeigt er rechtzeitig zur WM, dass sich sogar die spröde Vereinskultur romantisieren lässt.
Text: Alessa Pieroth