Verwertung auf dritter Ebene: Die Bühneninszenierung zum Film über die Band, die es niemals gab (und die trotzdem den Techno erfunden hat).
Das kleinste Licht hat die besten Geschichten zu erzählen: Roadie Dennis Modschiedler (Jörg Pohl), mit schütterem langen Haar, aber scharfer Beobachtungsgabe, ist lang genug im Musikbusiness, um sich vom schönen Schein des Rock’n’Roll nicht mehr beeindrucken zu lassen. Und während Fraktus, die von Studio Braun erfundenen Erfinder des Techno, in Pinneberg im Stau feststecken, seziert er gnadenlos die Protagonisten, die das Mikrouniversum eines Popkonzerts so hervorbringt. Die sind ebenso klischeehaft überzogen wie erschreckend realitätsnah: Die Managerin Fritzi von Salm (Lisa Hagmeister) kann weder ihren adeligen Habitus noch ihren Kokskonsum verstecken, die Zwillinge Melanie und Danuta Körner (Franziska Hartman / Alicia Aumüller) geben die hochgradig selbstverliebte, aber untalentierte Vorband, und der technische Leiter Peter Hensel (Julian Greis) versucht schwäbelnderweise preußische Disziplin in den Laden zu bringen. Allerdings: Eine Dramaturgie des Abends, sei es in Form eines roten Fadens oder purer Anarchie, sucht man vergebens. Das Highlight der Inszenierung ist Jörg Pohls Monolog über den Fahrradhelm, als Symbol für alles, was an unserer Gesellschaft kleinlich und hässlich ist.
Text: Hanna Klimpe