Dichter sterben, ihre Werke leben weiter. Und manchmal trifft man sie im ganz neuen Gewand wieder, zum Beispiel Mittwoch in Planten un Blomen.
Wer tot ist, kann sich nicht mehr wehren. Das gilt für tote Kung-Fu-Meister und Diktatoren ganz genauso wie für Dichter und Denker. Am Mittwoch macht sich Faust aufs Auge – Titel Toter Dichter, neu aufgelegt diesen Umstand zunutze. Die Literaturwerkstatt von barner 16, ein in Altona ansässiges Netzwerk von Künstlern mit und ohne Handicap, und die Hamburger Schriftstellerin Daniela Chemelik tragen an diesem Abend Neugedrehtes und -gewendetes großer Dichter, von Goethe bis Tschechow, vor. Mit Schere, Wörterbuch, Pinzette und Metapherwürfel wurden die Werke der unvergessenen Meister so verändert, dass sie im ganz neuen Licht erscheinen, ohne Rücksicht darauf, ob der eine oder andere sich dazu im Grabe umdrehen oder in frenetischen Applaus ausbrechen würde. Tot ist tot, Faust aufs Auge! Für die musikalische Abrundung des Abends sorgt der Berliner Songwriter Claudius Mach mit seinen Liedern, irgendwo zwischen Charme und Schnauze. Und da findet dann alles wieder zusammen, denn, Anstand hin oder her, was könnte man auf einem Grab besseres tun, als das Leben fröhlich zu betanzen?
Text: Miriam Mentz