Ehrliche Fälschungen und paradiesischer Pop: Der Singer/Songwriter aus Hamburg tritt im Schaufenster von Michelle Records auf.
Niels Frevert hat schon lange damit aufgehört, sich zu fragen: Darf man das? Der Hamburger Songschreiber nennt seine Lieder Einwegfeuerzeugstichflamme oder Waschmaschine; auf seinem neuesten Album lässt er ein UFO auf dem Dach vom Uebel & Gefährlich landen und sinniert über die Silbenzahl des Wortes Psychiatrie. Frevert darf das, weil er nicht nur die richtigen Schlagwörter, sondern auch die Geschichten dazu findet. Ein Glücksfall als Texter, als Musiker ein Könner – Paradies der gefälschten Dinge ist wieder in jenen warmen Bandsound gebettet, der seit Du kannst mich an der Ecke rauslassen (2008) Freverts Komfortzone ist. Dieses Paradies ist Popmusik mit Ecken, Kanten und Streichern – seine Fälschungen sind ehrlicher als anderer Leute Wahrheiten. Im Schaufenster von Michelle Records, Hamburgs vielleicht feinstem Plattenladen, werden die Songs weniger opulent vorgetragen als auf Platte – dafür gibt es ein intimes Konzerterlebnis (fast) auf Augenhöhe mit dem Publikum.