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documenta-Stadt

 

„Art’s home is my Kassel“: In ihrem Dokumentarfilm zeigen die Filmemacherinnen Katrin und Susanne Heinz moderne Kunst als Teil einer Alltagspraxis.

Ähnlich wie Wacken in Holstein wird auch Kassel regelmäßig von einer touristischen Invasion heimgesucht. Während sich in Wacken einmal im Jahr 75.000 Metal-Fans versammeln, zieht es alle fünf Jahre das Zehnfache an Besuchern in die documenta-Stadt. Und ähnlich wie die Regisseurin Cho Sung-hyung 2006 in Heavy Metal Village den Clash zwischen Metal-Kulturen und angestammter Bevölkerung in Szene setzte, haben auch die Filmemacherinnen Katrin und Susanne Heinz das hochbedeutsame Event aus einer alltagskulturell „flachen“ Perspektive in Bilder gefasst. Ihre Doku Art’s home is my Kassel macht bekannt mit ganz normalen Dienstleistern zeitgenössischer Kunst: einer Taxifahrerin, die im babylonischen Sprachengemenge die geografische Übersicht bewahrt; einer Kunststudentin, die 180 Mal mit Besuchergruppen den Kunstparcours abschreitet; einer Restauratorin, die nachts die leichten Schäden behebt, die tagsüber an Tacita Deans sensiblen Kreidezeichnungen Fatigues entstehen. Natürlich erringen hierbei die spektakulären Kunstwerke die größte filmische Aufmerksamkeit. Andererseits sorgt dieses „Casting“ für jene Unterhaltungswerte, denen sich moderne Kunst mehrheitlich verweigert.