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Zola Jesus

 

Heißkaltes Niemandsland: Mit ihrem fünften Album, „Taiga“, ist die US-amerikanische Elektronikmusikerin im Pop angekommen.

Eigentlich wollte Nika Roza Danilova von Kindesbeinen an Opernsängerin werden. Das Leben sieht aber manchmal andere Dinge für einen vor, als man sich das als Dreikäsehoch vorstellt. Beim Singen ist sie glücklicherweise geblieben: Ihr Künstler-Alias Zola Jesus bedient sich trotz vorhandener Stimmkraft weniger bei herkömmlicher Klassik als bei der Avantgarde-Sparte. Das Stimmwunder Diamanda Galás hat ihre Musik beeinflusst, ebenso schwieriger Noiserock wie Lydia Lunch oder Swans. Taiga ist ihr fünftes Album, das erste für das britische Traditionslabel Mute – und bekundetermaßen ihre erste Pop-Platte. Kalt und unzivilisiert sei die Taiga, der Wald unterhalb der Tundra, sagt die aus Wisconsin stammende Musikerin mit russischen Vorfahren, aber darum kein lebensfeindlicher Raum – ein unbehauenes Niemandsland, wie sie es auch mit ihren Songs erforscht. Die Maschinenkälte ihrer elektronischen Kompositionen füllt die Sängerin mit Wärme, manchmal gar Hitze: Die Single Dangerous Days ist ein aufbrausender Popsong, der so eingängig wie kompromisslos ist. Aus dem Kindertraum mag nichts geworden sein, aber die Wirklichkeit ist auch nicht schlecht.

Text: Michael Weiland