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Ohne Worte

 

Dafür aber mit Händen und Füßen – die neue Ausstellung „Dialog im Stillen“ bittet zum stummen Gespräch. Eine vorherige Reservierung ist notwendig.

Bisher brachte die Erlebnisausstellung Dialog im Dunkeln uns den Alltag von blinden Menschen näher – seit Herbst 2014 beschäftigt sich die Ergänzung Dialog im Stillen mit dem Thema Gehörlosigkeit. Gleich zu Beginn der 60-minütigen Tour setzen die Besucher schalldichte Kopfhörer auf: Die Umwelt ist verstummt, während die gehörlosen „Sprachlehrer“ durch die fünf Stationen der Ausstellung und in die nonverbale Kommunikation einführen. Mimik, Hände und Körperhaltung rücken in den Mittelpunkt. Anhand von Tafeln, Licht- und Schatten-Leinwänden und vielen Übungen erklären die Guides einfache Gebärden: Sie zeigen wie man das zentrale Sprachorgan, die Hand, flink und präzise bewegt. Wer noch tiefer in die Welt der Gehörlosen eintauchen möchte, der kann sonntags am Brunch im Stillen teilnehmen: Rund ein Dutzend Leute – natürlich mit Kopfhörern – sitzt an zwei großen Tischen. Ohne Worte, dafür mit Händen und Füßen wird sich dabei unterhalten, nach der Butter oder dem Kaffee gefragt. Schnell kommt man ins Gespräch – mit dem gehörlosen Personal und den „ertaubten“ anderen Gästen. Nicht zuletzt wohl auch aufgrund der Tatsache, dass der vielleicht größte Vorteil der Gebärdensprache ist, auch mit vollem Mund sprechen zu können.

Text: Jannis Hartmann