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„Gertrud“

 

Entweder Liebe oder Kunst: Das Stück des schwedischen Dramatikers Hjalmar Söderberg feiert seine Premiere im Thalia in der Gaußstraße.

Das selten gespielte Stück des schwedischen Dramatikers Hjalmar Söderberg stellt seine Titelfigur zwischen drei Männer: Die Sängerin Gertrud begehrt und wird begehrt, ihr Ehemann, ein ehemaliger Liebhaber und eine Affäre sind ihr mehr und minder zugetan. Keine dieser Paarungen verspricht Glück: Söderberg verspürte zur Zeit der Niederschrift seines Dramas tiefen Liebeskummer, da er vom Verhältnis seiner Geliebten zu einem jüngeren Literaten erfahren hatte – darum gönnt er wohl auch seinen handelnden Personen wenig Grund zur Freude. Die Geschichte aus dem frühen 20. Jahrhundert setzt noch auf alte Widersprüche, die sich so auch etwa bei Tschechows unglücklichen Paaren finden: Die Kunst und die Liebe sind unvereinbar, für eines muss man sich schon entscheiden. Auch Gertrud findet nur einen Kompromiss: Zwar bleibt die Liebe unerfüllt und das Künstlerdasein mittelmäßig, dafür lebt sie ihr Leben selbstbestimmt. Die Premiere am 6. Dezember ist bereits ausverkauft – es gibt aber noch Tickets für den folgenden Tag.

Text: Michael Weiland