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Lessingtage

 

Welt in Aufruhr: Das Festival im Thalia Theater bemüht sich vom 28. Januar bis zum 8. Februar um ein weltverbindendes Miteinander.

Die Antwort, worum es geht, liefern die Lessingtage alljährlich in ihrem Motto – nichts weniger als Um alles in der Welt. Die Idee eines übernationalen, multireligiösen Zusammenlebens aller Kulturen ist nämlich gar keine neue, der Namensgeber des Theaterfestivals, Gotthold Ephraim Lessing, begriff die Notwendigkeit und die Herausforderung einer friedvollen Weltgemeinschaft bereits im Zeitalter der Aufklärung. Darum widmen sich die Produktionen – eine Mischung aus internationalen Gastspielen, Vorträgen, Konzerten und Performances – dem multiethnischen Miteinander, ganz im Geiste Lessings. Dieses Jahr stehen die Theatertage im Zeichen des Aufruhrs, der den ganzen Erdball erfasst hat, wie es scheint: vom Taksim-Platz zum Maidan über Shitstorms im Netz zum fremdenfeindlichen Pegida-Mob in Dresden. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett hält die Eröffnungsrede zum Thema, Johan Simons führt zu Beginn das Jelinek-Stück Das schweigende Mädchen auf, den Abschluss macht Luk Perceval mit einer Macbeth-Inszenierung aus St. Petersburg. Außerdem wird das Ring-Projekt von Antú Romero Nunes erstmals als Nibelungen! Der ganze Ring in einem Stück gezeigt. Vielleicht gibt es hier nicht alle Antworten, aber manchmal bringen einen die richtigen Fragen schon weiter.

Text: Michael Weiland