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Immer weiter

 

Kinder sollen nicht nur bespaßt, sondern auch gefordert werden, findet Autorin Christiane Richers vom Theater am Strom. Ihr Stück feiert am 8. Februar Premiere im Fundus Theater.

SZENE HAMBURG: Ihr neues Stück „Immer weiter“ handelt von einer obdachlosen Frau. Überfordert so ein Thema Kinder nicht?

Christiane Richers: Bei Kindern reden ja viele schnell von Überforderung. Ich rede lieber von Forderung, weil ich glaube, dass Kinder es lieben, herausgefordert zu werden.

Hat denn eine obdachlose Frau eine Bedeutung für ein Kind?

Wenn es erfährt, dass diese Frau auch ein Kind hat, dann wird es sich mit dem Thema beschäftigen. Im Umfeld dieses Kindes gibt es vielleicht auch ein Kind, dessen Vater verschwunden ist. Oder die Mutter. Ist die vielleicht auf der Straße? In welchen Verhältnissen lebt sie jetzt?

Kennen sie eine obdachlose Frau?

Auf meinem Weg nach Wilhelmsburg zu unseren Theaterräumen sehe ich oft die Frau, die Anlass für dieses Stück war. Diese Frau ist mir ins Herz gesprungen. Daraufhin habe ich einen Antrag für Fördergelder geschrieben. Und als klar war, dass wir das Geld kriegen, sind wir zu Hinz & Kunzt gegangen und haben dort zum ersten Mal mit einer obdachlosen Frau gesprochen. Anschließend sind wir noch in die Kemenate gegangen, eine Anlaufstelle für obdachlose Frauen.

Die Frauen dort waren offen für die Begegnung?

Ja, dort haben wir die Erfahrung gemacht, dass alle uns mit großer Begeisterung – als hätten sie darauf gewartet – ihre Geschichte erzählt haben. Wir haben mit so klugen, nachdenklichen Frauen gesprochen, das passte für mich erst einmal gar nicht zu dem Bild einer obdachlosen Frau.

Beruht die Biografie der Figur denn auf einer wahren Geschichte?

Nein, es ist eine individuelle Geschichte, die wir erfunden haben. Ohne die Gespräche hätten wir sie nicht so gut erfinden können.

Interview: Lisa Scheide