Lesezeichen
‹ Alle Einträge

„Onkel Wanja“

 

Das Tschechow-Drama in der Inszenierung von Karin Beier läuft am 11. Februar im Schauspielhaus. Weitere Vorstellungen folgen am 20. und 26. Februar.

Meist in behäbigen Gummistiefeln agieren die Figuren in der klugen Tschechow-Inszenierung von Karin Beier, und das oft nur auf einem schmalen Steg einen halben Meter über der komplett mit Torferde ausgelegten Bühne. Ein zuweilen grotesker Balanceakt für die Schauspieler und eine fast ungehörige Raumteilung bei einer großen Bühne wie der des Schauspielhauses. Der verknappte Handlungsraum steht im Kontrast zu dem sich im Dunklen verlierenden Erdboden. Das reduziert einerseits die Figuren auf die Nichtigkeit des Seins, gleichzeitig unterstreicht die Verzerrung des Raumes die Raffung und Beschleunigung auf der Zeitebene. Tschechow stellt in seiner Gesellschaftsposse einmal mehr die Sinnlosigkeit menschlichen Lebens dar. Ob Bauer oder Gutsherr, das Landleben ist stumpf und langweilig, allein Eros vermag die Gestalten noch herauszufordern, nur um sie sang- und klanglos scheitern zu lassen. Onkel Wanja, gespielt von Charly Hübner, sieht sein Leben vertan, weil er das urbane Professorendasein seines Schwagers jahrelang finanziert hat, indem er auf dem Gut wie ein Tier gearbeitet hat. Seine Nichte Sonja ist hoffnungslos in den Arzt und Alkoholiker Michail Astrow verliebt. Der aber fühlt sich wie Wanja zu Professorengattin Elena hingezogen. In bleierner Heiterkeit eskaliert das Geschehen …

Text: Lisa Scheide