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„Whiplash“

 

Damien Chazelles Jazz-Drama mit Miles Teller und J.K. Simmons in den Hauptrollen geht wohl leider als Außenseiter ins Oscar-Rennen.

Dass Kunst nicht nur von Können kommt, sondern oft auch einem inneren Schweinehund abgetrotzt werden muss, ist nichts Neues. Wie sehr inzwischen aber auch der Jazz im Zuge seiner Akademisierung einem „Contest“-Prinzip unterliegt, führt der US-Autor/Regisseur Damien Chazelle in seinem Spielfilm Whiplash vor Augen. Chazelle, der zuvor schon das schwarzweiße Jazz-Musical Guy and Madeline on a Park Bench inszeniert hat, ist ein gebranntes Kind. Viele Jahre hat er als Drummer in Jazzbands gespielt; seine Highschool-Erfahrung im „Leistungskurs Jazz“ ist in Whiplash eingeflossen. Sein Film erzählt von einem talentierten Nachwuchsschlagzeuger (Miles Teller), der auf dem Jazz-Konservatorium unter den Einfluss eines Bandleaders (J. K. Simmons) gerät, der als Ausbilder auf der Militärakademie Westpoint vielleicht besser aufgehoben gewesen wäre – mit physischen wie psychologischen Terrormethoden treibt er den 19-jährigen Andrew zu Höchstleistungen an, bis diesem die Finger ebenso sehr bluten wie es das Herz schon lange tut. Als Auseinandersetzungen auf Leben und Tod hat Damien Chazelle die musikalischen Duelle zwischen den beiden inszeniert. Sie speisen sich aus den eigenen Alb- und Angstträumen von einst; das sieht man seinem – im Bild wie im Sound äußerst stilsicheren – Film absolut an. Zwar steht in dessen Zentrum ein ebenso passionierter wie pathologischer Pädagoge mit einzig- wie abartig mephistophelischen Zügen, doch zielt die Kritik an ihm auf ein zentrales amerikanisches Selbstverständnis: die Durchsetzung aller gesellschaftlichen Bereiche mit Contest-Anreizen, einer Auslese der vermeintlich Besten, die sich in einer gnadenlosen Konkurrenz doch nur als die Belastbarsten behaupten.