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„Das Käthchen von Heilbronn“

 

Birte Schnöink findet die überraschende Stärke in traditionellen Frauenrollen. Jetzt spielt sie eine radikale Träumerin. Das Stück läuft am 22. und 25. Februar im Thalia Theater.

Als Nächstes stehst du im Thalia Theater als Käthchen von Heilbronn auf der Bühne. Das Käthchen läuft einer scheinbar unerwiderten Liebe hinterher und gibt sich dabei vollkommen auf. Was ist die Stärke dieser Figur?

Das Käthchen hat die Fähigkeit, ihrem Instinkt zu folgen, ihrer Intuition. Sie folgt ihrem Traum, egal, was passiert. Das ist eine große Stärke. Gar nicht so einfach an Kleists Text ist für mich allerdings, dass sie sich darin so unterwürfig zeigt vor dem Grafen Wetter von Strahl, diesem Mann, den sie liebt, von dem sie geträumt hat. Ständig fällt sie vor ihm auf die Knie. Ich frage mich, ob es einen Weg gibt, das tatsächlich mit Stärke zu tun? Oder finden wir vielleicht einen anderen Weg?

Nachdem das Käthchen dem Grafen ein Dreivierteljahr hinterhergelaufen ist, bekommt sie ja, was sie will.

Ja. Aber auch dann fällt sie erst einmal in Ohnmacht. Es ist seltsam, in dem Moment, in dem sich ihr Traum plötzlich doch erfüllt, kann sie es nicht ertragen. Das Stück ist voller Widersprüche.

Die Frage ist ja auch, zu welchem Preis sich ein Traum überhaupt erfüllen darf…

Interessant ist, dass Kleist in einem Brief geschrieben hat, dass er eigentlich gerne noch einen zweiten Teil des „Käthchens“ schreiben würde. In diesem sollte der Graf dann dem Käthchen hinterherrennen.

Schade, dass er das nicht getan hat! Kannst du ein bisschen etwas über die Inszenierung unter der Regie von Bastian Kraft verraten? Warum ist dieses „Historische Ritterschauspiel“ auch heute interessant?

Das Interessante daran ist das Widersprüchliche, Unerklärliche. In dem Moment, in dem wir versuchen würden, alles zu erklären und virtuos zu machen, würde es langweilig. Deswegen suchen wir nach dem Dazwischen. Es geht viel um das, was zwar da ist, was man aber nicht sieht. Um den Traum und die Wirklichkeit. Der Traum ist in dem Stück wirklicher als die Wirklichkeit, weil er mehr Wahrheit hat als die Wirklichkeit. Es gibt ein Aufwachen und es gibt noch ein Aufwachen und es gibt noch ein Aufwachen.

Interview: Katharina Manzke