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„Terrorprogramm“

 

Utopie und Amoklauf: Marc Becker schuf eine humorvolle Szenencollage über den Terrorismus und seine Kinder – zu sehen im Monsun Theater.

Vom leidenschaftlichen Brennen für eine Idee bis zum Brandanschlag ist es oft nur ein mittelgroßer Schritt. Wie differenziert Besessene mitunter durchknallen können, davon erzählt Marc Becker in seinem Terrorprogramm: Offiziell ein Schauspiel, ist es gleichzeitig Satire und Nummernrevue. Denn nicht in einer durchgehenden Handlung erzählt der Autor von Attentaten, Amoklauf und Geiselnahme, sondern in vielen kleinen, auf die Spitze getriebenen Szenen: Da geht es um einen Idealisten, der sich nicht verzeihen kann, dass er zum Kapitalistenschwein abstieg und sich deshalb kurzerhand selbst entführt. Oder um eine Volksparty ohne Volk und um den ganz alltäglichen Terror in der Familie. Ein schmieriger Conférencier führt von einer Nummer zu nächsten und sorgt für die nötige Schleimspur. Die preisgekrönte Hamburger Regisseurin Nina Pichler inszeniert die großartige Groteske, die nur von realen Vorbildern wie der RAF oder von IS-Verwirrten getoppt werden kann.

Text: Dagmar Ellen-Fischer