Der Trainspotting-Autor liest im Abaton Auszüge aus seinem neuen Roman „Das Sexleben siamesischer Zwillinge“.
Wäre es eine CD, stünde mit Sicherheit „Parental Advisory: Explicit Content“ darauf. Irvine Welsh, der im Jahr 1993 mit seinem Debüt Trainspotting (und vor allem dessen Verfilmung von Danny Boyle) zu einiger Berühmtheit gelangte, schreibt in seinem 13. Buch nicht mehr über verlorene Seelen in verarmten schottischen Vorstädten, sondern über das scheinbar freundliche Miami Beach, „diese sonnendurchflutete Zuflucht für wandelnde Grotesken und verzweifelte Narzissten“. Das Ganze erzählt er aus der Perspektive zweier Frauen, der bisexuellen Fitnesstrainerin Lucy und der 100-Kilogramm-schweren Lena, deren Wege sich mehr oder weniger zufällig kreuzen und dann nicht mehr trennen, obwohl Lena so ziemlich alles verkörpert, was Lucy verabscheut. Trotzdem führt eine Reihe bizarrer Ereignisse dazu, dass die eine zum Objekt der Begierde der anderen wird. Nicht schön, eher düster, zuweilen unappetitlich, aber dabei ausgesprochen unterhaltsam und auf keinen Fall jugendfrei.
Text: Nik Antoniadis