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7Türen

In der Neustadt eröffnet Sabine Hollstein eine Galerie, die sich auf junge Kunst konzentriert. Vor allem Absolventen der hiesigen HFBK finden hier eine Plattform.

Der Testlauf begann auf der Affordable Art Fair. Dort präsentierte Sabine Hollstein, selbst Keramikkünstlerin mit Stationen in Düsseldorf, Köln und Paris, erstmals Arbeiten von Absolventen der HFBK – und das Interesse war riesig. Und so eröffnet sie jetzt, in den ehemaligen Räumen von Heinz Kramer, ihre eigene Galerie. Wie ihr Kunsthandel heißt sie 7Türen, nach einer Szene aus Jean Cocteaus Film La Belle et la Bête mit eben sieben Türen. Die Galerie soll Raum der Begegnung und Erkenntnis sein – und konzentriert sich dabei ganz auf den künstlerischen Nachwuchs.

Dass der in Hamburg weit weniger Unterstützung bekommt als an anderen Kunsthochschulorten, ist nicht neu, und während auf den Rundgängen in Düsseldorf viel verkauft wird, hält man sich hier vornehm zurück. Diese Lücke schließen möchte 7Türen und ist neben P/Art, Index und anderen Galerien nicht die einzige. Aber Sabine Hollstein ist begeistert von der Qualität der HFBK und ihren Absolventen. Und von der Kraft der Talente, die sie sichtbar machen möchte. Eröffnung wurde am letzten Samstag gefeiert. Ab heute beginnen Ausstellung und Galeriebetrieb – noch bis zum 27.06.

Text: Sabine Danek

 

Städter im Wald

Eine Künstlergruppe erwandert die Grenze von Natur und Zivilisation. Beim „Flexiblen Flimmern“ zeigen sie ihre Quintessenz auf Celluloid.

Bergedorf, Cranz, quer durch den Wald oder die Elbe entlang: Seit zwei Jahren trifft sich eine Gruppe Hamburger Künstler namens Der Flaneur und erwandert, was Stadt und Umland an Unbekanntem zu bieten haben. Mehr als 20 Leute sind es insgesamt, Claudia von Allwörden gehört dazu, Ansgar Hilbig und auch Claire Walka und Ying Tang – und sie zeigen jetzt eine künstlerische Quintessenz des bisher Erwanderten. Im Projektor sind ihre Arbeiten zu sehen, dazu gibt es ein Festival mit Performances, Lesungen, Konzerten, Partys und Kinoabende mit passenden Speisen und Getränken, die Spezialität von Holger Krauses Flexiblem Flimmern.

Text: Sabine Danek

 

„Die Blechtrommel“

Große Erzählkomposition zwischen Wäscheleinen: Das Thalia zeigt den literarischen Klassiker des kürzlich verstorbenen Nobelpreisträgers Günter Grass.

Oskar Matzerath, der Protagonist in Günter Grass‘ weltberühmten Schelmenroman, ist klein, aber laut: Er verbringt seine Zeit mit trommeln, mit seinen Schreien kann er Fensterscheiben zum Bersten bringen. In Luk Percevals Inszenierung von Die Blechtrommel im Thalia Theater verkörpert Barbara Nüsse die Außenseiterfigur, die nicht überhört werden kann, und wie im Roman wird alles Geschehen auch auf der Bühne von dem bestimmt, was sie erzählt. Es geht um das Schicksal von Menschen in Danzig zur Zeit des Dritten Reiches. Wie ein Seismograf nimmt Oskar gesellschaftliche Schwingungen wahr und trägt sie mit viel Rabatz nach außen.

Sein Schöpfer Günter Grass starb im April dieses Jahres im Alter von 87 Jahren. Die Premiere von Die Blechtrommel konnte er noch erleben. Laut Aussagen des Thalia-Intendanten Joachim Lux habe er sich „darüber gefreut wie ein kleines Kind“. Die Inszenierung wird erneut nicht nur an diesem Mittwoch, sondern auch am 16. und 17. Mai gezeigt.

Text: Katharina Manzke

 

„Lost & Found“

We jammin‘ zu Ehren von Bob Marley: Die Partyreihe „Lost & Found“ im Fundbureau steht für feinen Reggae, Dancehall und Hip-Hop.

Wo, wenn nicht im Fundbureau, sollte eine Party namens Lost & Found stattfinden? Laut Beschreibung des Veranstalters geht es „entspannt durch den Frühling mit feinsten Perlen aus Hip-Hop, Reggae und Dancehall“. Die Nacht ist zudem einem legendären Musiker gewidmet: Die vierte Ausgabe von Lost & Found steht ganz im Zeichen von Bob Marley. Für dumpfen Bass, pressende Beats und gechillte Vibes passend zum jamaikanischen Reggae-Artist sind die DJs Nor Me, Janina Jay, Deejay Bugs, N.E. Style sowie Selekta Burning zuständig. Damit nicht genug: Auch mit Singer-Songwriter Alyrical Emparoo live hinterm Mic wollen die Veranstalter an den Kultmusiker erinnern. Hingehen, tanzen und don’t worry ‚bout a thing, ‚cause ev’ry little thing is gonna be alright there.

Text: Andra Wöllert

 

Andreas Dorau

Der Musiker liest in der Fabrik aus seinem neuen Buch „Ärger mit der Unsterblichkeit“ und gibt skurrile Einblicke in sein Leben.

Ist die Rede von Andreas Dorau, ist auch immer die Rede von Fred vom Jupiter, seinem ersten Hit im zarten Alter von 15 Jahren. 30 Jahre ist das schon her und Dorau keiner dieser Künstler, denen es lästig ist, an alten Maßstäben gemessen zu werden. Er akzeptiert es, wie es ist und nutzt die Gelegenheit, wenn schon wieder einer diese olle Kamelle lutscht, um die Story aufzupeppen. Dann erzählt er von seinem Lehrer, der auch seinen Reibach machen wollte, als Dorau mit Fred vom Jupiter die Charts stürmte. Und der behauptete, weil der Text in seinem Kurs entstanden war, er damit geistiges Eigentum der Schule sei. Dorau ist bekannt als Geschichtenerzähler – lustiger, trauriger und bizarrer. Sven Regener ist Doraus neuer Ghostwriter. Er hat dem Neue-Deutsche-Welle-Star zugehört und seine Anekdoten in Ärger mit der Unsterblichkeit alle aufgeschrieben. Zusammen kommen sie jetzt auf Lesetour in die Fabrik.

 

JOCO & Graziella Schazad

Natürliche Symbiose: Die drei Hamburgerinnen kommen mit neuen (und ein paar alten) Songs in den Nochtspeicher.

Selbstverständlich ist es nicht, dass man sich als Geschwisterpaar so gut versteht. Bei Josepha und Cosima alias JOCO scheint sich die schwesterliche Verbundenheit jedoch weit über das Genetische hinaus bis aufs Seelische auszuweiten. Das Ergebnis ist eine natürliche Symbiose, die vermutlich niemand so perfekt einstudieren könnte, wie sie die Schwestern aus Schleswig-Holstein von Natur aus beherrschen. Im Juni erscheint ihr schon sehnsüchtig erwartetes Debütalbum Horizon, dass sie in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommen haben.

Schon erschienen ist India von Graziella Schazad. Nach ihrem Debüt Feel Who I Am, dass sich mit ihren schwierigen Familienverhältnissen auseinandersetzte, strotzt ihr jüngstes Album vor Mut und Selbstbewusstsein. Das Ergebnis: Facettenreicher und vielschichtiger und gefühlvoller sind ihre neuen Songs geworden. Im Nochtspeicher zeigen die drei Ausnahmemusikerinnen ihrer Heimatstadt Hamburg ihren Akustikpop.

Text: Jakob Luy

 

„Seitensturm“

Literatur & Diskussion: Das Ernst Deutsch Theater setzt seine interaktive Lese-Reihe im kleinen Rahmen der Studiobühne fort.

Jochen Brachmann möchte mit Lyrikern und Laien in die Zeilen von Texten eintauchen. Früher nannte man so ein Treffen „literarischer Salon“. Heute spricht man zumindest in Hamburg vom Seitensturm. Im Ernst Deutsch Theater lesen Daniela Krien und Ulrike Almut Sandig in der Reihe ihre Werke vor und besprechen diese mit dem Literaturwissenschaftler Brachmann. Das Publikum kann mitlesen und anschließend auch mitreden. Ulrike Almut Sandig (Foto) ist eine der bekanntesten deutschen Lyrikerinnen. Sie studierte Journalistik, Religionswissenschaften und Indologie unter anderem in Frankreich und Indien. Sandig verfasste zwei Erzählbänder mit dem Titel Flamingos und Buch gegen das Verschwinden und war zeitweise die Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift EDIT.

Text: Adriana Jodlowska

 

„Mein Herz tanzt“

Mein Vater ist Terrorist: Das Abaton Kino zeigt den ebenso berührenden wie unterhaltsamen neuen Film von Eran Riklis.

Der neue Film des Regisseurs Eran Riklis (Lemon Tree, Die syrische Braut), der bei der Premiere im Abaton anwesend sein wird, erzählt von einer unmöglichen Liebe in Israel. Er, Eyad, ist arabischer Israeli – sie, Naomi, ist Jüdin. Ihre aussichtslose Romanze basiert auf einem autobiografischen Roman des palästinensischen Autors Sayed Kashua, der seine Jugend zunächst noch anheimelnd verklärt. Liebevoll zeichnet Mein Herz tanzt ein verschrobenes Kleinstadtmilieu der frühen achtziger Jahre, in dem selbst der palästinensische Widerstand („Mein Vater ist Terrorist“) Züge einer nostalgischen Schrulle aufweist. Doch in Jerusalem, als erster und einziger arabischer Schüler eines jüdischen Elitegymnasiums, ist der hochbegabte Eyad mit rassistischen Anfeindungen konfrontiert. Sein Liebesverhältnis mit der Klassenkameradin Naomi darf nicht öffentlich werden. So verwandelt sich dieser unterhaltsame und berührende Film zu der umso schärferen Anklage eines auf Diskriminierung basierenden Herrschaftssystems. In der fiktionalen Fortschreibung seiner Jugendjahre bleibt Eyad, um eine Lebensperspektive zu haben, nichts anderes übrig, als seine palästinensische Identität zu Grabe zu tragen.

 

„ObenUntenAlles“

Wir verordnen das Bunker-Komplettprogramm: Zwanzig DJs legen im Uebel & Gefährlich, Terrace Hill und Turmzimmer elektronische Musik auf.

Einmal Bunker mit allem, bitte! Könnt ihr haben an diesem Mittwoch: Für einen schmalen Zehner steigt die Luzie in gleich drei Clubs des umfunktionierten Flakturms. Im Uebel & Gefährlich, im Terrace Hill und im Turmzimmer wird ObenUntenAlles gefeiert – mit allem was die elektronische Tanzmusik zu bieten hat. Zwölf Stunden lang kann man sich von über zwanzig DJs den Bass um die Ohren hauen lassen. Bodega, Deo & Z-Man, PunktPunkt und Rich vom Dorf sind also nur ein Bruchteil des Electro-Line-Ups. Übrigens wird nicht nur die Deko der Räumlichkeiten besonders sein. Die Irisierenden Nachteulen sorgen zudem für funkelnde Gesichtsdeko – auch an den Besuchern. ObenUntenAlles eben.

Text: Andra Wöllert

 

Rangleklods im Knust

Musik an, Augen zu und auf geht die Reise ins Unbekannte. Das geht wunderbar zu den Liedern von Rangleklods – auch live im Knust?

Da gibt es nun schon so ausdifferenzierte Musikgenres und Rangleklods passen immer noch in keine Schublade. Das Duo aus Kopenhagen windet sich melodiös zwischen Electronica, Pop, Experimental und Singer/Songwriter. Eins eint aber alle Songs von Esben Andersen und Pernille Smith-Sivertsen: Sie sind atmosphärisch und befördern den Hörer oder wahlweise Konzertgänger im Handumdrehen in eine andere Welt, so er denn will. Erahnen lassen das schon die Titel wie Clouds, Riverbed, Enklave oder Cough aus dem 2012er Album Beekeeper. Wahrscheinlich genau wegen der Schubladenlosigkeit erfreuen sich Rangeklods, die sich 2010 gegründet haben, immer größerer Beliebtheit und beweisen live im Knust, wie sehr sie eben diese verdient haben.

Text: Andra Wöllert