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Hafendisco

Das junge Hamburger Label lädt zur Release-Sause der neuen Kompilation „Nummer Eins“ in den Golden Pudel Club.

Sind Orte der Subkultur noch cool, auch wenn sie im Reiseführer stehen? Geht es um den Golden Pudel Club, folgt hier ein klares „Ja!“. Jeder Tourist, der aus Neugier in die zugekritzelten Räume stolpert und sich die Ohren zuhält, weil jemand verstörende Klänge seiner E-Blockflöte aus den Boxen schallen lässt, stolpert auch genauso schnell wieder raus. Das Pudel-Programm bleibt sperrig, auch wenn ein Hauch subtiler Hipster-Arroganz in der Luft liegt.

Das Hamburger Label Hafendisko fügt sich hier wunderbar ein, trägt es doch eine spannende Mischung auf seinen Tonträgern zusammen. Die jüngste Labelkompilation heißt Nummer Eins und ist eine hörenswerte Mischung aus neuen Zusammenschnitten und bereits veröffentlichten elektronischen Tracks. House ist der gemeinsame Nenner, langsam und schnell, manchmal jazzig, immer tanzbar. Bei der Release-Party im Golden Pudel Club sind Tobias Lampe, DEO & Z-Man und ARSY mit dabei.

Text: Natalia Sadovnik

 

John Lemon

Kaffee, Kneipe, Kegelbahn: Die neue Bar des Betreibers vom Yoko Mono im Karolinenviertel heißt John (Achtung!) Lemon und liegt in Eimsbüttel.

Vereinsstraße 34 – die Adresse könnte dem einen oder anderen bekannt vorkommen, und ja, korrekt: John Lemon war früher mal das Vereinseck, diese schrammelig gemütliche Kneipe inklusive Kegelbahn, gern besucht bei runden Geburtstagen zum Beispiel. Und das ist übrigens auch so toll an der neuen Bar: Die Kegelbahn ist drinnen geblieben und kann auch jetzt noch für jegliche Feierei gemietet werden. Ansonsten wurde vom Team richtig zugelangt, der alte Laden komplett entkernt und alles neu gemacht – das Ergebnis ist eine gemütliche Café-Bar, in der man von mittags bis tief in die Nacht einfach gleich den ganzen Tag verbringen kann. Die Verwandtschaft zur Schwesternbar ist offensichtlich, auch in der gediegeneren Vereinsstraße geben die Farbe Orange und gemütliche Holzmöbel den Ton an, dazu steht eine prima Crew am Tresen und außerdem gibt es täglich Musik vom Plattenteller. Gefühlt ist hier allerdings etwas mehr Platz als im Yoko Mono, was zumindest bei der Eröffnung auch dringend notwendig war – der Laden platzte nämlich aus allen Nähten. Und das völlig zu Recht, denn Kaffee, Kneipe, Kegelbahn – was will man mehr?

Text: Almuth Strote

 

Tekkno ist Freiheit

Die Open-Air-Saison ist hiermit eröffnet: In Wilhelmsburg tanzt man zu elektronischen Beats gegen Rassismus und für den Weltfrieden, umsonst und draußen.

„Make love, not war“, ist das Motto des Oster Airs (ha, ha) Tekkno ist Freiheit. Umsonst und draußen können die Besucher nicht nur die Feiertage zelebrieren. Die Veranstalter nehmen die Party in Wilhelmsburg zum Anlass, um an die Bedeutung und Notwendigkeit von weltweitem Frieden und von Freiheit zu erinnern – angesichts der Schreckensnachrichten um Pegida und Co. Dieses Open Air heißt ausdrücklich jeden herzlich willkommen, unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Religion und Geschlecht. Bei einem großen Lagerfeuer und mit viel Bass wird die ganze Nacht durchgefeiert – unter anderem mit Norg (Tekkno Ist Grün), Chris Kistenmacher (Audiolove) und Ahoi & Cheers (Who Else Music / Unrivaled Music, Berlin). Bars und Essensstände helfen dabei, den Marathon durchzuhalten. Außerdem gibt es Bodypainting von der UV-Zauberfee und eine Feuershow mit dem einen oder anderen Zauberer.

Text: Natalia Sadovnik

 

„Gästezimmer“

Wer ist willkommen? In der Galerie Speckstraße stellt der Kunstverein Art van Demon Arbeiten zum Thema Migration und Flucht aus.

Der studentische Kunstverein Art van Demon aus Heidelberg stellt zum ersten Mal in Hamburg aus und nimmt sich brandaktueller Themen an. Drei Tage lang sind in der Galerie Speckstraße im Gängeviertel die Werke von zehn Künstlern zu sehen, die sich vor dem Hintergrund der Debatten um die Aufnahme von Flüchtlingen, Migration und Pegida mit Fremdenfeindlichkeit, Gastfreundschaft und dem Heimatgefühl befassen. Bei der Gruppenausstellung Gästezimmer nutzen die Künstler unterschiedliche Medien wie Audio, Video, Animation sowie Malerei und stellen in ihren Werken die Frage, wie es ist, sich fremd oder zu Hause zu fühlen und was die Begriffe „Gast“ und „Gastgeber“ suggerieren. Das Thema ist zeitlos und der Ort der Ausstellung besonders: die historischen Räume im Gängeviertel, einem Ort des Widerstandes, haben eine bewegte Vergangenheit. Am 4. April findet um 16 Uhr eine Führung statt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Text: Natalia Sadovnik

 

„Zweikampfhasen“

Aussterbende Gattung: Ein Langzeitehepaar macht sich auf der Bühne in Alma Hoppes Lustspielhaus gegenseitig fix und fertig.

Sie werden von Kollegen belächelt, von Nachbarn beäugt und von Freunden kopfschüttelnd bemitleidet: Jennifer und Michael Ehnert sind in ihrem Freundeskreis eine echte Rarität, sie sind das einzige Ehepaar. Und wer im 21. Jahrhundert eine Langzeitehe führt, beweist Mut – und braucht starke Nerven. Als Ehepaar ist man irgendwie out. Während die beste Freundin mindestens drei spezialisierte Liebhaber hat – einen zum Reden, einen zum Reisen, einen zum Rammeln –, holt sich der beste Kumpel jeden Abend eine andere Gespielin in die Kiste. Ehnert und Ehnert wiederum tun in ihrer monogamen und polybrutalen Beziehung wirklich alles, um sich gegenseitig fix und fertig zu machen. Unter der Regie von Martin Maria Blau wird im Stück Zweikampfhasen die Ehe der Moderne als rasante Komödie dargestellt, in der die Fetzen fliegen. Nachdem die Schauspieler Jennifer und Michael Ehnert schon in Küss langsam mehr als 250 Mal versucht haben, sich scheiden zu lassen, geht es auch in ihrer zweiten Produktion wieder um den Wert der Ehe im Zeitalter von Partnervermittlung und Dating-Apps.

Text: Aaltje Anhalt

 

Mathew Jonson

In Hamburgs technoider Villa Nova auf St. Pauli dreht der Wahlberliner und Producer Mathew Jonson live an den Reglern.

Mathew Jonson ist eine unverkennbare Stimme in der elektronischen Tanzmusik. Er versteht es, das Publikum mit seinen Beats zum Tanzen zu bringen und ist gleichzeitig das, was man einen echten Musiker nennt – eine Rarität in digitalen Zeiten. Sowohl auf dem DJ-Pult als auch im Studio verlässt sich Jonson auf analoge Technologien und Live-Spiel statt Playback. Als Kind hat er Klavier gelernt und sein Jazz-Hintergrund zeigt sich immer wieder in seiner Musik. 2005 gründete er das Label Wagon Repair, bei dem auch seine Alben erscheinen. Zudem wird Resident Patlac für beatige Unterhaltung sorgen. Was soll man viele Worte verlieren. Ein Klick auf die Soundcloud-Files sagen mehr als 1.000 Worte. Their house is your house!

 

Zwei Jahre „tgthr“

Zur Soli-Party in der Nochtwache kommt House-DJ Rampue aus Berlin. Steve Clash weiht den Hip-Hop-Floor ein.

Feiern macht Spaß. Auch wenn man dafür nicht zwingend einen Grund braucht, ist doch der gute Zweck ein famoser Anlass. Die Partyreihe tgthr macht’s möglich: Sie feiert zweiten Geburtstag in der Nochtwache mit Deep und Tech House. Die vier Gründer arbeiten mit LemonAid & ChariTea e.V. oder Viva con Agua e.V. zusammen und haben mit den Partyeinnahmen schon Hilfsprojekte in Paraguay, Uganda, Altona oder die Lampedusa-Flüchtlinge unterstützt. Unterschiedliche Acts befeuert die Tanzfläche mit ihren Beats. Aus Berlin reist der House-DJ Rampue (Foto) an, der ziemlich lässige Eskapismus-Helferlein aus den Boxen schallen lässt. Zudem am Start: Ein Special Guest von 3000°, Bardia Salour und Johannes Raum & Benet Rix. Die Nacht eröffnet ab 23.30 Uhr die Düsseldorfer Band Moglebaum live. Und der Hip-Hop-Floor feiert Premiere unter der temporären musikalischen Leitung von Steve Clash.

 

Hamburg im Film

Im Metropolis läuft eine kleine Retrospektive der frühen Hamburg-Filme von Regisseur Christian Bau aus den 1960er Jahren.

Christian Bau gehörte zu den ersten Studenten an der HfbK. Aus Anlass der Premiere seines jüngsten Kurzfilms Snapshot Mon Amour, den er in Fukushima drehte, und der bei der Berlinale seine Uraufführung erlebte, präsentiert Christian Bau eine kleine Retrospektive früher Hamburg-Filme. Sie entstanden im Rahmen der Filmklasse der Hochschule für bildende Künste Hamburg und wurden in den 1960er Jahren gedreht. Christian Bau war stets beteiligt. Die Werke handeln von radelnden Cineasten (Anfangszeiten), einem Kaufhaus an der Mönckebergstraße (Horten) und von Nudismus in der Aula der HfbK (Kubla Khan). Bau ließ sich gern von den Surrealisten inspirieren – bei ihm bekommt Hamburg einen Dada-Touch ab. Der Filmemacher ist zur Präsentation seiner Kurzfilme (von 6 bis 19 Minuten) im Metropolis Kino zu Gast.

 

Zugezogen Maskulin

„Das Deutschrap-Ding des kommenden Jahres“ (Spex-Magazin) schaffte es ins Feuilleton und kommt nun in den Bunker an der Feldstraße.

Beeindruckend, wie Zugezogen Maskulin es geschafft haben, die hippen Szenekreise zu infiltrieren, ohne sämtliche Sympathien der Rap-Gemeinde zu verspielen. Vielleicht liegt es daran, dass sie in Sachen Härte und Bösartigkeit immer noch eine Schippe mehr drauflegen, ohne dabei auch nur einen Funken an Niveau zu verlieren. Die Texte auf dem neue Album Alles brennt über die Verelendung in den Städten und das neue Biedermeiertum der wohlsituierten Kreativen – die inzwischen selbstverständlich auch ZM hören – treffen einen Nerv, der bislang unentdeckt war. Im April starten sie ihre Endlich wieder Krieg-Tour in Kiel. Die zweite Station wird Hamburg sein. Mit Musik, die wehtut – und deshalb so wichtig ist.

Text: Benedikt Ernst

 

Pedal The World

Der Abenteurer Felix Starck reiste mit dem Fahrrad um die Welt und zeigt seinen Film über die zurückgelegten 18.000 Kilometer im Savoy Filmtheater.

Achtung: Dieser Trailer löst Fernweh aus. Felix Starck kommt mit seiner Dokumentation Pedal the World – 18.000 km, 22 Länder, 365 Tage am 2. April ins Savoy Kino. Im Juni 2013 stieg der damals 23-Jährige auf sein Rad und fuhr unter anderem durch Thailand, Laos, Neuseeland, die USA und Norwegen. Mit seiner Kamera produzierte er 500 Stunden Rohmaterial, aus denen ein 80-minütiger Beitrag entstanden ist. Die Bilder zeigen seinen Blick auf die Welt: Er hielt die zahlreichen Begegnungen, die seine Reise um die Welt ausmachten, fest. Es gelangen ihm zauberhafte Aufnahmen von Menschen auf Straßenmärkten, in der Stadt oder in Bergdörfern. Er filmte Flüsse, Berge, Felder, Meere – und sich selbst, wie er auf seinem schwer bepackten Fahrrad durch die Länder strampelt. Ein bisschen neidisch wird man schon, wenn man diese Bilder sieht. Andererseits: Was hält einen ab, dasselbe zu tun? Muss ja nicht gleich eine Fahrradweltreise sein …

Text: Lena Frommeyer