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Finstere Sonnennacht

Krimigeschichten mit Smørrebrød: Bei „Jussi, mein skandinavisches Krimibuchcafé“ wird heute ganz gemütlich die Sommersonnenwende gefeiert.

Mittsommer wird besonders in Skandinavien ausgiebig zelebriert. Bianca Jarske, die Betreiberin von Jussi, mein skandinavisches Krimibuchcafé holt die nordische Tradition in ihren Buchladen am Lehmweg. Zur Sommersonnenwende gibt es dort eine schaurig finstere Lesung. Mord unterm Nordlicht ist eine Erzählsammlung mit Beiträgen von 19 Autorinnen, die sich in Skandinavien mit Krimiliteratur einen Namen gemacht haben. Ditte Birkemose, Anna Grue, Leena Lehtolainen und andere schreiben spannend, anrührend und amüsant über Verbrechen. Die deutschen Übersetzerinnen Gabriele Haefs, Christel Hildebrandt und Dagmar Mißfeld lesen aus den sehr unterschiedlichen Geschichten vor. Wie so oft im Krimi enthüllen diese Abgründiges hinter Idyllen, zum Beispiel in einem gemütlichen Ferienhaus an der Schäre oder in einer norwegischen Kleinstadt. Garantiert keine Gefahr lauert hinter der Wohlfühlatmosphäre bei Jussi. Dort kann man sich einfach zurücklehnen, zuhören, Smørrebrød-Variationen knuspern und sich an der langen, hellen Sommernacht erfreuen.

Text: Katharina Manzke

 

Wartenau 16

20 Kreative haben sich in den Räumen der ehemaligen Elise-Averdieck-Schule eingenistet und frönen der Kunst in all ihren Facetten. Besucher sind erwünscht!

20 Köpfe diverser Disziplinen haben in der ehemaligen Elise-Averdieck-Schule ein neues (wenn auch temporäres) kreatives Zuhause gefunden. Die Hamburg Kreativ Gesellschaft hat diese Zwischenmiete initiiert und bietet mit der Weitervermietung zu günstigen Konditionen besonders Newcomern, Start-ups und Selbstständigen Raum zur Entfaltung. Das Ergebnis: Ein kreativer Nährboden auf vier Etagen und elf Quartieren im Haus Wartenau 16 – Designer sitzen im Co-Working-Space Tür an Tür mit Vertretern aus Film und Grafik, nennen den Gamer einen Zimmergenossen und Schaffende aus der Bildenden Kunst und Theater „die Nachbarn von unten“. Was die da den lieben langen Tag lang treiben, davon kann man sich am 20. und 21. Juni beim Sommerfest selbst ein Bild machen. Das Programm ist ebenso bunt wie die Bewohner selbst. Es warten Theater, Musik, Dokumentationen, Workshops, eine Fashion-Show und eine interaktive Installation. Na dann, auf gute Nachbarschaft!

Text: Tanja Ehrlich

 

Unter der Sternbrücke

Um gegen Sanierungspläne der Bahn zu protestieren, laden Clubbetreiber zur Sternbrücken BAM:BULE in Astra-Stube, MXB-Bar, Sterngarten und Wasser Schaden ein.

Rund um die Sternbrücke startete manch Feierei mit dem Ruf des Käuzchens und endete bei grellem Sonnenlicht und Amselgeschrei. Der Partygänger muss sich von dort nicht fortbewegen. Schließlich gibt es dort auf engstem Raum genau die richtige Dichte an guten Clubs und Bars. Wenn das kleine Konzert in der Astra Stube zu Ende ist, kann man weiterziehen in die MXB-Bar mit dem gemütlichen Sterngarten und anschließend im Fundbureau oder im Waagenbau wild tanzen. Gefährdet ist die Party-Nische seit fast zehn Jahren: Die Bahn plant immer wieder die Sanierung der Brücke, die ein Aus für die dort bestehende Subkultur bedeuten würde. Heute setzen die Clubbetreiber ein Zeichen gegen das stets drohende Damoklesschwert – mit einer gemeinsamen, kostenlosen Party, der Sternbrücken BAM:BULE. Insgesamt 22 DJs legen in Astra-Stube, MXB-Bar und Wasser Schaden auf. Außerdem gibt es eine Fußball-WM-Übertragung im Sterngarten.

Text: Katharina Manzke

 

Skate Jam

Der Mojo Club verwandelt sich für eine Nacht zur Rollschuh-Disco. Für die passende Beschallung sorgt DJ Mad von Beginner.

Erinnert sich noch jemand an die legendären Roller Skate Jams mit Flashdance und Mixwell im Mandarin Kasino? Die Mojo-Macher schon, und deshalb kommt die Partyidee auf Rollen für drei Abende zurück zur ruhmreichen Adresse Reeperbahn 1. Erstmals steigt der Jam in seiner 2014er-Auflage am 20. Juni. Die Idee dahinter ist so simpel wie genial und bietet Nostalgikern und Hipstern gleichermaßen Futter: Während sich die Gäste auf Rollschuhen durch den Club bewegen und die Hüften geschmeidig im Takt wiegen, bringt ein DJ einen cremigen Mix aus HipHop, Boogie und Soul an den Start. Im Mojo wird diese ehrenvolle Aufgabe der Jeden Montag-Radiomacher, Resident und Beginner-Beatschmied DJ Mad übernehmen. Damit weder der Clubboden Schaden nimmt und zeitgleich die Gäste schwungvoll die ganze Größe des Dancefloors ausnützen können, wird im Mojo teilweise eine entsprechende Rollschuhbahn verlegt. Wer mag, darf zur groovigen Fahrt seine neuen Modelle oder Oldschool-Rollschuhe unterschnallen. Teilnehmer ohne eigenen fahrbaren Untersatz können sich diesen – so lange der Vorrat reicht – für 2 Euro ausleihen. Inlineskates und Skateboards sollten aber nicht den Weg auf den Jam finden.

Text: Marco Fuchs

 

altonale 16

Jahr für Jahr bietet das Festival Kultur zum Erleben und Mitmachen, nicht nur für Stadtteilbewohner. 2014 neu im Angebot: die altonale-Pop-Nacht mit tollen Musik-Acts.

Die altonale bietet jedes Jahr soviel Programm, dass das hübsch wuselige Straßenfest zum Abschluss im Verhältnis geradezu übersichtlich wirkt. Vom 20. Juni bis zum 6. Juli wird es ein breites Angebot von Veranstaltungen geben, das keinen Aspekt des kulturellen Stadtteillebens in Altona unbeachtet lässt, von Musik über Kino zu Kunst, Kulinarik und darüber hinaus. Zum zwölften Mal findet dabei auch die literatur altonale statt: Weit über dreißig Lesungen kann man an zum Teil ungewöhnlichen Orten besuchen. Eine Premiere ist hingegen die altonale-Pop-Nacht: Am 28. Juni feiert Altona ein Musikfestival im Kleinformat. Dreizehn Bands spielen im Rathaus, in der Christianskirche, der Gewerbeschule und im Museum, darunter Dear Reader, Golden Kanine, Paul Armfield, Talking To Turtles und Xul Zolar, allesamt tolle Künstler zwischen Indie-Pop und Folk. Davor findet ein kostenloses Festival-Warm-up auf dem Platz der Republik statt. Und zur Eröffnung treten am 20. Juni Ticos Orchester, Regy Clasen, Deine Cousine und Nanne Emelie am Altonaer Rathaus auf.

 

Black Jesus

Das Hamburger Quartett um Costa Christofides lässt seine Grunge- und Stoner-Rock-Nummern von der kleinen Bühne des Hafenbahnhofs schallen.

Erdiger Rock steht auf dem Programm, wenn die Gruppen Port Nasim und Black Jesus am 19. Juni die winzige Bühne des Hafenbahnhofs entern. Port Nasim bestehen laut Selbstbeschreibung aus „drei Veteranen des Hamburger Untergrunds“, die „viele Trends nicht mitgemacht haben“ und sich deswegen nach wie vor dem klassischen US-Gitarrenrock widmen. Auch bei Black Jesus spielen alte Bekannte mit, die schon vor über 20 Jahren musikalisch sehr umtriebig waren. Black Jesus, die aktuelle Band des Sängers, Gitarristen, Produzenten und ehemaligen We-Smile- und Concord-Mitglieds Costa Christofides, haben sich großen, fetten Gitarrenriffs verschrieben. Und ebenso großen Themen: Es geht um Liebe, Wahnsinn, Tod, Verstrickung und Schicksal. Musikalisch mögen hier Vorbilder wie Stooges und Kyuss sowie manch Grunge-Band Pate gestanden haben.

 

Marcia:Bloom

Die Berliner Musikerin Petra Schechter präsentiert den “ladino soul“ ihres neuen Albums live im Jazz Café des Mojo Club.

Petra Schechter ist Musikerin durch und durch. Die Berlinerin arbeitet als Stimmcoach, singt auf Hochzeiten und anderen Veranstaltungen. Jenseits dieser Brotjobs betreibt sie mehrere musikalische Projekte, die ihr als kreative Künstlerin am Herzen liegen. Neben Natural Soul, in dem der Name auch Programm ist, und dem eher Singer/Songwriter-orientierten Duo Schechter/Seemann widmet sie sich bei Marcia:Bloom dem “ladino soul“ und Traditionals aus Süd-Amerika. Die Songs, die die Berlinerin mit ihrem angestammten musikalischen Begleiter und gebürtigen Hamburger Uwe Seemann interpretiert, klingen butterweich und umschiffen gekonnt so manch Latin-Klischee. In der Reihe Jazz‘n‘Soul Stew kommt Petra Schechter nun ins Jazz Café des Mojo Club, um das Debüt-Album von Marcia:Bloom zu präsentieren. Nach ihrem Auftritt sind eventuell anwesende Musiker noch zu einer open session eingeladen.

 

Hardcore im Hafenklang

Aufwärmen auf der Barkasse, abgehen im Club: Eine Handvoll Bands aus Hamburg, Italien, USA, Spanien und Kanada laden zu einem ausgelassenen Punk-Reigen an den Hafen.

Feel-Good-Abend im Hafenklang: Die Gruppen, die am Abend des 19. Juni das Hafenklang belagern, blicken nicht gerade mit einer optimistischen Grundhaltung auf die Welt. Die Bands tragen Namen wie Tragedy, Suicidas und Hysterese. Auf dem Konzertplakat sind Anarchisten-A und verdrehtes Kreuz zu sehen. Na dann, immer hereinspaziert, liebe Gleichgesinnte, hier gibt’s ordentlich auf die Ohren – aber natürlich nur bildlich gesprochen. Die musikalische Bandbreite reicht von Old-School- und Wave-Punk bis zu Hard- und Crustcore. Neben den drei Genannten sind mit den kanadischen Hard Charger und Kontatto aus Italien noch zwei weitere Bands am Start, die in puncto “schneller, härter, lauter“ nichts anbrennen lassen dürften. Wer seine tägliche Portion Punk schon am späten Nachmittag braucht, sollte sich kurz vor 18 Uhr bei der MS Claudia an der St. Pauli Landungsbrücke 10 einfinden. Dort spielen während einer kleinen Bootstour, quasi als Einheizer für den langen Abend im Club, die Neighborhood Brats aus Kalifornien und No More Art aus Hamburg. Oder, wie die Veranstalter es ausdrücken: Erst Boot fahren, dann Hafenklang zerlegen.

Text: Michele Avantario

 

Das politische Bilderbuch

Die Klimakatastrophe oder der Palästinenserkonflikt sind ungewöhnliche Themen für die Bildergeschichten dieser Ausstellung im Gängeviertel.

In einem Bilderbuch tanzen nicht immer bunte Mäuse auf dem Tisch oder ein Hasenkind sagt seiner Mutter, wie lieb es sie hat. Gezeichnete Geschichten können mit reduzierten Farben und dem Aufgreifen politischer Entwicklungen auch voller Ernst sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Nachdenken anregen. Die Illustratoren Jonas Lauströer und Tobias Krejtschi zeigen in ihrer Gemeinschaftsausstellung Das politische Bilderbuch im Raum linksrechts (Gängeviertel) ausgewählte Original-Illustrationen aus zwei Werken, die in dieses Raster passen:

„Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See. Meine Frau, die Ilsebill, will nicht so, wie ich gern will“, jammert der alte Mann im Märchenklassiker Von dem Fischer und seiner Frau. Der Illustrator Jonas Lauströer und die Autorin Renate Recke erzählen die Geschichte der Gebrüder Grimm neu mit dem Fokus auf heutige Klimaprobleme.

Einen Blick in Richtung Nahost werfen der Illustrator Tobias Krejtschi und die Autorin Karin Gruß in ihrem Bilderbuch Ein roter Schuh (Foto). Sie thematisieren den schon lange ungelösten Palästinakonflikt am Beispiel des Jungen Kenan, der gerne Basketball spielt, aber in einem umkämpften Gebiet lebt und Opfer einer Bombe wird.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Juli donnerstags bis samstags von 17 bis 20 Uhr zu sehen. Zur Finissage laden die Zeichner und Autorinnen zum Werkstattgespräch nebst Lesung.

Text: Lena Frommeyer

 

Der Fall Patricia Heras

Polizeikorruption in Barcelona ist das Thema der Dokumentation „4F“, die in der Reihe „Lost & Found“ im B-Movie zu sehen ist.

Wie der Name der Reihe Lost & Found im B-Movie bereits andeutet, werden hier verloren geglaubte oder bisher selten gezeigte Filme, Neu- oder Wiederentdeckungen gezeigt. In jedem Fall ist dies ein spannendes Format, dass es so nur im nischigen Programmkino gibt. Die Wahl fällt diesmal auf die Dokumentation 4F – Ciutat Morta (Tote Stadt): Das investigative Filmprojekt beleuchtet den Justizfall der Patricia Heras, die man im Februar 2006 in der Nähe eines besetzten Theaters in Barcelona zusammen mit weiteren Menschen festnahm. Die junge Frau wurde des Polizeimordes beschuldigt, zu fünf Jahren Haft verurteilt und nahm sich im Gefängnis das Leben. Der Fall 4F wurde als Justizskandal bekannt und als einer der schlimmsten Fälle von Polizeikorruption in Barcelona diskutiert. Mehrfache Foltervorwürfe, suspendierte Polizeibeamte und zahlreiche Demonstrationen später, will der Film von Xavier Artigas und Xapo Ortega für Transparenz sorgen. Beide Regisseure sind bei der erneuten Vorstellung am 21. Juni zu Gast.

Text: Lena Frommeyer