Ghetto Crime, Kung Fu und Familienversöhnung: Die Paten des Hip-Hop mischen mit ihrer neuen Scheibe den Stadtpark auf.
Klang fast ironisch: Als im vergangenen Jahr das Wu-Tang-Album A Better Tomorrow angekündigt worden war, war das Titel-Versprechen einer guten Zukunft irgendwie irreführend. Zukunft? Diese Gruppe hatte sich mehr als 20 Jahre lang am Gestrigen orientiert, an traditionellem Hip-Hop, am Soul der 60s, an uralten asiatischen Weisheiten und bandtypischen Ungereimheiten. Die Wu-Welt war und ist die von (mittlerweile Mitvierziger-)Rap-Diven und ihrem Regisseur und Befehlsgeber RZA, dem intern geliebten wie gehassten Strategen. Ein besseres morgen sollte es also sein, laut RZA musikalisch wie lyrisch neu, ohne dabei die Wu-Wurzeln aus den Augen zu verlieren: den düsteren Blick auf Ghetto-Crime-Geschichten und die Verehrung der Kung-Fu-Schule. Und was wurde es? Eine Wiedervereinigung im Hier und Jetzt. RZA, der von den anderen oft für seine Produktionsexperimente und den Drang kritisiert wurde, sich der modernen Musikwelt anzupassen, hatte es geschafft, die Wu-Familienmitglieder als gleichwertige Künstler darzustellen und eine Soundästhetik zu inszenieren, die mit starken Beats, Synthesizern und Piano-Loops zumindest nach einem schönen Heute klingt. Im Stadtpark kann sich jeder selbst davon überzeugen.
Text: Erik Brandt-Höge