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„Atlantic“

 

Poesie und Politik: Das 3001 zeigt die Geschichte des Marokkaners Fettah, der 300 Kilometer über den Atlantik nach Europa surft.

Fettah, der Sohn eines marokkanischen Fischers, kann vom Fischen kaum leben. Doch dank seiner Fähigkeiten als Trainingspartner europäischer Surftouristen herrscht an Geld und Anerkennung in seinem Leben kaum Mangel. Stattdessen wächst in ihm eine seltsam diffuse Sehnsucht, den reichen, schönen Gästen noch näher zu sein – und damit der verwegene Plan, nach Europa zu surfen. Regisseur Jan-Willem van Ewijk, selbst begeisterter Surfer, hat seinen Film Atlantic, der im 3001 Kino gezeigt wird, im marokkanischen Surf-Spot Moulay entwickelt. Über die Untiefen seiner Geschichte gleitet er nobel hinweg. Andererseits ist er wach genug, um zu zeigen, dass zum Gefolge der Spaßtouristen nicht nur smarte Blondinen, sondern auch Lidl-Tüten gehören. Im Falle Fettahs kommt noch ein gehöriges Maß an Entfremdung hinzu. Der Film sucht sie zu überwinden, indem er das Meer als das eigentliche Lebenselement Fettahs zeigt. 300 Kilometer über die offene See – doch trotz der großartigen Naturaufnahmen bleibt ein Rest Unbehagen: Auf die Politik reagiert das Kino mit Poesie, vielleicht ein letztes Mal, ehe wir von Torpedoabschüssen auf Schlepperboote vor der nordafrikanischen Küste und womöglich vom Kollateralschaden versenkter Surfbretter hören.