Was sich erst mal nach bösem Disney-Film anhört, ist in Wirklichkeit eine Kritik an den Verhältnissen in Ungarn – zu sehen im 3001.
Ein Mädchen fährt auf seinem Fahrrad durch die menschenleeren Straßen von Budapest. Ihr hinterher jagen Hunderte von streunenden Hunden. Diese Szene aus Underdog erinnert an Hitchcocks Die Vögel, denn die Tiere sind hochaggressiv und greifen Menschen an. Anführer der Meute ist Hagen, ein eigentlich freundlicher Mischlingshund. Er gehört der 13-jährigen Lili (Zsófia Psotta), wurde ihr aber weggenommen und ausgesetzt, weil auf Bastarde eine hohe Steuer erhoben wird. Hagen fällt einem brutalen Kampfhundtrainer in die Hände, kann sich aber retten und später aus einem völlig überfüllten Tierheim befreien. Nun nimmt er Rache an all den Menschen, die ihm Leid zugefügt haben. Underdog, vom ungarischen Regisseur Kornél Mundruczó inszeniert, ist eine gesellschaftskritische Parabel auf die undemokratischen Verhältnisse in Ungarn und eine spannende Story darüber, warum ein zahmes Haustier zu einer Kampfmaschine mutiert. „Wild und wunderschön“, beschreibt die New York Times, den in Cannes prämierten Film. Zu sehen ist er seit gestern in den großen und kleinen Lichtspielhäusern der Stadt – wie dem 3001 Kino.
Text: Heinrich Oehmsen