Die griechische Krise vor 3.000 Jahren: Das Lichthof Theater bringt eine Adaption des antiken Klassikers auf die Bühne.
Irrfahrten bekommen angesichts heutiger Flüchtlingskatastrophen eine zusätzliche Dimension. Da liegt es nahe, von den sagenhaften Irrfahrten des Odysseus im Mittelmeer der Antike einen Bogen zu schlagen zu jenen Booten, auf denen verzweifelte Menschen im 21. Jahrhundert fliehen. Dafür eignet sich das Drama des niederländischen Autors Ad de Bont bestens: 2006 schrieb er Eine Odyssee, die zwar auf dem historischen Epos von Homer basiert, aber aktuelle Schicksale zusätzlich einwebt. Auch die Götter auf dem Olymp bekommen bei ihm bemerkenswert menschliche Züge, und selbst ein griechischer Held wie Odysseus darf gewisse Launen zeigen. Nun haben sich die neun Absolventen des Schauspiel-Studios Frese den Stoff als Abschlusspräsentation für das Lichthof Theater vorgenommen. Verschachtelte Perspektiven auf das Geschehen und eine nicht-chronologische Erzählweise stellen die künftigen Bühnenkünstler vor besondere Herausforderungen. Dietrich Trapp inszeniert den Abend zwischen olympischen Höhen und irdischer Talfahrt, zwischen klassischer Versform und moderner Sprache.
Text: Dagmar Ellen Fischer