Irgendwo zwischen Realität und Vorstellung spielen die Einakter von Ingmar Bergman und Huw Watkins, die hier zum Kammerspiel werden.
Regie-Legende Ingmar Bergman lieferte die Vorlage: Sein Drama Persona stellte das Problem von Sprache als Mittel der Verständigung ins Zentrum. Michael Langemann hat das Sujet für seine gleichnamige Kammeroper aufgegriffen, in der eine Krankenschwester und ihre Patientin – eine Sängerin – in fatale Abhängigkeit voneinander geraten, bis an die Grenze der Auflösung des eigenen Ichs. Ein wahrer Alptraum im Nirwana zwischen Identität und Imagination, der auch den zweiten Einakter in der letzten Saisonpremiere der Opera Stabile bestimmt: In In the Locked Room von Huw Watkins ist die Protagonistin Ella dem Dichter Ben Pascoe derart verfallen, dass schon bald die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Hier wie da ein weites und tiefes Seelenfeld, in dem Frauen nach einem Halt im Leben suchen – und die Komponisten diese Suche in ihrer Musik „dankbar“ aufnehmen. Dass es in beiden Fällen in der Handlung hinaus aufs Land in Sommerhäuser geht, lässt einen ob der Jahreszeit nur im ersten Augenblick an Ferien denken: Entspannte Urlaubsstimmung stellt sich hier garantiert nicht ein. Und doch lohnt der Besuch der Opera Stabile, wo die Inszenierung am 4. Juli Premiere feierte und am Sonntag zunächst zum letzten Mal gezeigt wird.
Text: Christopf Forsthoff