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Criolo

 

Fusion aus Rap, Afro-Funk, Dub, Jazz und Samba: Criolo rappt über das Leben in den brasilianischen Favelas – und das gern lauter.

„Wir müssen aggressiv sein, weil uns die Leute nicht wegen unserer Liebe respektieren. Die Leute respektieren uns dafür, wie hart wir zuschlagen können.“ Kleber Cavalcante Gomes ist in Grajaú, einer Favela am Rande von São Paulo, aufgewachsen – dort, wo Armut, Kriminalität und Frustration den Alltag bestimmen. Und dort, wo Musik, insbesondere HipHop, viel mehr Ausdruck der kulturellen Identität und Mittel der Selbstermächtigung ist als in anderen Teilen der Welt. So auch für Gomes, der mit 13 Jahren das Rappen als adäquate Form des Aggressionsabbaus für sich entdeckte. Unter dem Namen Criolo erlangte er zwar schnell lokale Berühmtheit, sein Debütalbum Ainda Há Tempo aber erschien 2006, da war er schon 31 Jahre alt. Als musikalischer Hybrid aus Afro-Funk, Dub, Jazz, Samba und Rap spiegelt es dabei die gesamte Bandbreite der afro-brasilianischen Tradition wider. Mit dem Nachfolger Nó Na Orelha konnte der charismatische Musiker schließlich internationale Erfolge feiern – und bleibt doch weiter Sprachrohr für die Menschen am Rande der Gesellschaft, denen er nichts als Liebe zu geben hat. Damit sie das verstehen, muss er eben manchmal etwas lauter werden – zu testen am Sonntag im Knust.

Text: Katharina Grabowski