Extrem mädchenhaftes Verhalten: Michaela Lübbenjans liest im Pride House aus ihrer genauso erschütternden wie ermutigenden Autobiografie.
Eine „ganz natürliche Frau mit Sti(e)l“. So sieht sich Michaela Lübbenjans heute. Der Weg dahin, vom kleinen Jungen zur erwachsenen Frau, war aber alles andere als einfach. Aufgewachsen bei einer Pflegefamilie, machte Michael als 11-Jähriger zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Psychiatrie, um sein „extrem mädchenhaftes Verhalten“ (wie etwa seine Liebe zum Ballett) zu bekämpfen. Er wechselte noch zweimal die Familie, kam mit 16 ins Heim, führte seine erste schwule Beziehung und stellte schließlich fest, dass er eigentlich viel lieber Michaela wäre. Er hörte auf, am Ballett Männerrollen zu übernehmen, hörte ganz auf mit Ballett und wurde Michaela. Sie arbeitete fortan als Stripperin, spritzte sich Hormone und erhielt irgendwann die Diagnose: HIV positiv. Mehrere Krankheiten, eine Nervenschädigung der Beine und vier Jahre Rollstuhl später kann sie heute wieder laufen, lebt in Hamburg und liest im Rahmen von Hamburg Pride aus ihrer Autobiografie Ich bin Ich.
Wer es dann am Abend noch mal so richtig pride-mäßig krachen lassen will, kann das in der Danziger Straße tun. Ihr kennt ja die Geschichte; wenn ihr gefragt werdet, wie ihr eigentlich schwul geworden seid, sagt ihnen: „Erstmal entscheidet das Talent, dann gibt’s ein Vorstellungsgespräch. Und beim Badehosen-Contest werden dann die meisten ausgesiebt.“ Dieser letzte Teil der Prüfung wartet in der Contact Men’s Bar. Dresscode: Underwear. Motto: Intimrasur. Zielgruppe: Mann, proud, 18+. Yeehaw!
Text: Nik Antoniadis