Avantgarde für alle: Auf Kampnagel öffnet für fast drei Wochen die aufregendste und erlesenste Eventbude dieses Sommers.
Avantgarde klingt immer etwas nach Nischenkunst, die nur von wenigen verstanden wird und großer ästhetischer Bildung bedarf. Ein Vorurteil, findet András Siebold, künstlerischer Leiter des Sommerfestivals, und verspricht „Avantgarde für alle“. Er nennt sein Festival ein „Kunstplanschbecken“ und die Hallen und den Festivalgarten die „größte Eventbude des Sommers“. Siebold hat ein Programm zusammengestellt, in dem Tanz, Performances und Musik dominieren. Bereits der Auftakt macht klar, worum es ihm geht: Er möchte Grenzen aufbrechen und spartenübergreifende Arbeiten präsentieren. Bei Available Light zur Eröffnung am 5. August zeigt die Choreografin Lucinda Childs eine Arbeit aus dem Jahr 1983, die sie zusammen mit dem Komponisten John Adams und dem Architekten Frank Gehry gestaltet hat und für das Festival neu bearbeitet. Ein weiteres Highlight am Auftakttag ist der Syrer Omar Souleyman, der mit zahlreichen internationalen Größen zusammenarbeitete, darunter Björk, Modeselektor und Gilles Peterson. Damit wird ein erlesenes Musikprogramm eingeleitet, das Platz für Neuentdeckungen bietet wie den Rapper Cakes da Killa und Bekanntes wie den Pianisten Nils Frahm und die Noise-Metal-Combo Sunn O))). Das Festival wirft aber wie gewohnt auch einen kritischen Blick auf die Welt, so etwa in This Is Not Greece mit der aktuellen Krise, so dass bei aller Spannung und Unterhaltung nicht vergessen wird, dass Avantgarde – auch wenn sie für alle ist – keine leichte Kost ist.
Text: Heinrich Oehmsen